Die taugt nun freylich nicht viel: quälende Sor- gen drücken mich zu Boden, und Aussichten zur Verbesserung meines Zustandes zeigen sich auch nicht. Ich habe bey jedem Project, das ich mach- te, immer gefehlt, und eben daher bin ich es mü- de, neue Projekte zur Besserung meines Zustandes zu machen, und lasse es gehen, wie es geht. Nichts rührt mich mehr, und wenn ich auf Etwas hoffte, und es mir dann, wie fast immer, fehl schlägt, so kann ich recht herzlich drüber lachen. Auf Freundschaften habe ich sonst viel gehalten: aber die Erfahrung hat mich gelehrt, daß Freund- schaften gerade nicht mehr und nicht weniger sind, als höfliche Gesellschaften, z. B. in einem Gar- ten, Kneipe u. s. w. die man vergißt, sobald man heraus ist, und sie folglich nicht mehr nöthig hat. Man thut Unrecht, wenn man mehr von Freun- den fordert, als sie nach der Natur der Freund- schaft leisten können. Mutua utilitas ist das Fun-
Laukh. Leben 5ter Theil. X
Zwey und dreyßigſtes Kapitel.
Meine jetzige Lage.
Die taugt nun freylich nicht viel: quaͤlende Sor- gen druͤcken mich zu Boden, und Ausſichten zur Verbeſſerung meines Zuſtandes zeigen ſich auch nicht. Ich habe bey jedem Project, das ich mach- te, immer gefehlt, und eben daher bin ich es muͤ- de, neue Projekte zur Beſſerung meines Zuſtandes zu machen, und laſſe es gehen, wie es geht. Nichts ruͤhrt mich mehr, und wenn ich auf Etwas hoffte, und es mir dann, wie faſt immer, fehl ſchlaͤgt, ſo kann ich recht herzlich druͤber lachen. Auf Freundſchaften habe ich ſonſt viel gehalten: aber die Erfahrung hat mich gelehrt, daß Freund- ſchaften gerade nicht mehr und nicht weniger ſind, als hoͤfliche Geſellſchaften, z. B. in einem Gar- ten, Kneipe u. ſ. w. die man vergißt, ſobald man heraus iſt, und ſie folglich nicht mehr noͤthig hat. Man thut Unrecht, wenn man mehr von Freun- den fordert, als ſie nach der Natur der Freund- ſchaft leiſten koͤnnen. Mutua utilitas iſt das Fun-
Laukh. Leben 5ter Theil. X
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Zwey und dreyßigſtes Kapitel.
Meine jetzige Lage.
Die taugt nun freylich nicht viel: quaͤlende Sor-
gen druͤcken mich zu Boden, und Ausſichten zur
Verbeſſerung meines Zuſtandes zeigen ſich auch
nicht. Ich habe bey jedem Project, das ich mach-
te, immer gefehlt, und eben daher bin ich es muͤ-
de, neue Projekte zur Beſſerung meines Zuſtandes
zu machen, und laſſe es gehen, wie es geht.
Nichts ruͤhrt mich mehr, und wenn ich auf Etwas
hoffte, und es mir dann, wie faſt immer, fehl
ſchlaͤgt, ſo kann ich recht herzlich druͤber lachen.
Auf Freundſchaften habe ich ſonſt viel gehalten:
aber die Erfahrung hat mich gelehrt, daß Freund-
ſchaften gerade nicht mehr und nicht weniger ſind,
als hoͤfliche Geſellſchaften, z. B. in einem Gar-
ten, Kneipe u. ſ. w. die man vergißt, ſobald man
heraus iſt, und ſie folglich nicht mehr noͤthig hat.
Man thut Unrecht, wenn man mehr von Freun-
den fordert, als ſie nach der Natur der Freund-
ſchaft leiſten koͤnnen. Mutua utilitas iſt das Fun-
Laukh. Leben 5ter Theil. X
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/321>, abgerufen am 28.11.2024.
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