für die Sprachen des Orients recht gute Lehrer, die Herren Vater und Wahl, aber diese Herren können wegen gewisser Radicalfehler, doch nur äusserst wenig bewirken. Diese Radicalfehler lie- gen theils in den Vorurtheilen, welche unsre Stu- dierenden beherrschen, theils in dem Mangel an Hülfsmitteln, die zur Orientalisterey nothwendig sind. Ich werde mich näher erklären. Die mei- sten Studenten et tantum non omnes, glauben, die morgenländischen Sprachen seyen übermäßig schwer, und könnten nur durch die äußerste An- strengung erlernt werden. Dieses wirklich unge- gründete Vorurtheil kommt aber daher, daß die jun- gen Leute einen pedantischen Unterricht auf Schu- len gehabt haben. Um eine Sprache zu lehren, und dem Anfänger Geschmack daran beyzubringen, muß man auch die Sprache verstehen, und recht gründlich verstehen, sonst wird der Unterricht con- fus und abgeschmackt. Nun aber sind viele von denen, welche auf Schulen das Hebräische lehren sollen, selbst traurige Sünder in dieser Sprache, und deren Grammatik, und führen eine Lehrart, die kein Mensch verstehen und nützen kann. Jun- ge Leute schreiben aber das der Sprache selbst zu, was doch der Unwissenheit des Docenten hätte sol- len zugeschrieben werden, und lassen sich ab- schrecken.
fuͤr die Sprachen des Orients recht gute Lehrer, die Herren Vater und Wahl, aber dieſe Herren koͤnnen wegen gewiſſer Radicalfehler, doch nur aͤuſſerſt wenig bewirken. Dieſe Radicalfehler lie- gen theils in den Vorurtheilen, welche unſre Stu- dierenden beherrſchen, theils in dem Mangel an Huͤlfsmitteln, die zur Orientaliſterey nothwendig ſind. Ich werde mich naͤher erklaͤren. Die mei- ſten Studenten et tantum non omnes, glauben, die morgenlaͤndiſchen Sprachen ſeyen uͤbermaͤßig ſchwer, und koͤnnten nur durch die aͤußerſte An- ſtrengung erlernt werden. Dieſes wirklich unge- gruͤndete Vorurtheil kommt aber daher, daß die jun- gen Leute einen pedantiſchen Unterricht auf Schu- len gehabt haben. Um eine Sprache zu lehren, und dem Anfaͤnger Geſchmack daran beyzubringen, muß man auch die Sprache verſtehen, und recht gruͤndlich verſtehen, ſonſt wird der Unterricht con- fus und abgeſchmackt. Nun aber ſind viele von denen, welche auf Schulen das Hebraͤiſche lehren ſollen, ſelbſt traurige Suͤnder in dieſer Sprache, und deren Grammatik, und fuͤhren eine Lehrart, die kein Menſch verſtehen und nuͤtzen kann. Jun- ge Leute ſchreiben aber das der Sprache ſelbſt zu, was doch der Unwiſſenheit des Docenten haͤtte ſol- len zugeſchrieben werden, und laſſen ſich ab- ſchrecken.
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fuͤr die Sprachen des Orients recht gute Lehrer,
die Herren Vater und Wahl, aber dieſe Herren
koͤnnen wegen gewiſſer Radicalfehler, doch nur
aͤuſſerſt wenig bewirken. Dieſe Radicalfehler lie-
gen theils in den Vorurtheilen, welche unſre Stu-
dierenden beherrſchen, theils in dem Mangel an
Huͤlfsmitteln, die zur Orientaliſterey nothwendig
ſind. Ich werde mich naͤher erklaͤren. Die mei-
ſten Studenten et tantum non omnes, glauben,
die morgenlaͤndiſchen Sprachen ſeyen uͤbermaͤßig
ſchwer, und koͤnnten nur durch die aͤußerſte An-
ſtrengung erlernt werden. Dieſes wirklich unge-
gruͤndete Vorurtheil kommt aber daher, daß die jun-
gen Leute einen pedantiſchen Unterricht auf Schu-
len gehabt haben. Um eine Sprache zu lehren,
und dem Anfaͤnger Geſchmack daran beyzubringen,
muß man auch die Sprache verſtehen, und recht
gruͤndlich verſtehen, ſonſt wird der Unterricht con-
fus und abgeſchmackt. Nun aber ſind viele von
denen, welche auf Schulen das Hebraͤiſche lehren
ſollen, ſelbſt traurige Suͤnder in dieſer Sprache,
und deren Grammatik, und fuͤhren eine Lehrart,
die kein Menſch verſtehen und nuͤtzen kann. Jun-
ge Leute ſchreiben aber das der Sprache ſelbſt zu,
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/307>, abgerufen am 24.11.2024.
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