lich auf jene Personen angespielt, oder sie gar nä- her beschrieben hätte, welche die kuriösen Müßig- gänger zu Halle unter meinen Personen wollen ver- standen wißen.
Wer einen Roman schreibt, kann ohnmöglich vermeiden, daß nicht seine Personen einigen wo nicht ganz, doch zum Theil ähnlich sehen, welche in der wirklichen Welt existiren: es wäre aber doch ein gewaltiger Fehlschluß, daß der Schreiber eines solchen Buches auch grade jene Leute, welchen seine Fictionen ähneln, wirklich im Sinne gehabt, und Willens gewesen sey, sie zu beschreiben, und ihnen auf diese Art wehe zu thun. Ich habe mich hierüber schon hinlänglich erklärt, aber die künstlichen Leute ha- ben auf meine Erklärungen nicht geachtet, und ihre Noten mit niemands Dank gemacht, blos um zu zeigen, daß sie eine feine Nase haben.
Herr D. Thieß hat mir auch die Ehre angethan, meinen Namen in seinen Theologischen Almanach fürs Jahr 1802 zu setzen, nur wünschte ich, daß er es mit mehrerer Schonung gethan hätte. Er nennt mich den famösen Laukhard. Das Wort famös kommt aus dem Lateinischen her, wo fa- mosus im guten und bösen Sinn gebraucht wird: doch häufiger im lezten als im ersten. Im Deut- schen weiß ich nicht, ob es gute Schriftsteller von Menschen in guter Bedeutung gebraucht haben.
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lich auf jene Perſonen angeſpielt, oder ſie gar naͤ- her beſchrieben haͤtte, welche die kurioͤſen Muͤßig- gaͤnger zu Halle unter meinen Perſonen wollen ver- ſtanden wißen.
Wer einen Roman ſchreibt, kann ohnmoͤglich vermeiden, daß nicht ſeine Perſonen einigen wo nicht ganz, doch zum Theil aͤhnlich ſehen, welche in der wirklichen Welt exiſtiren: es waͤre aber doch ein gewaltiger Fehlſchluß, daß der Schreiber eines ſolchen Buches auch grade jene Leute, welchen ſeine Fictionen aͤhneln, wirklich im Sinne gehabt, und Willens geweſen ſey, ſie zu beſchreiben, und ihnen auf dieſe Art wehe zu thun. Ich habe mich hieruͤber ſchon hinlaͤnglich erklaͤrt, aber die kuͤnſtlichen Leute ha- ben auf meine Erklaͤrungen nicht geachtet, und ihre Noten mit niemands Dank gemacht, blos um zu zeigen, daß ſie eine feine Naſe haben.
Herr D. Thieß hat mir auch die Ehre angethan, meinen Namen in ſeinen Theologiſchen Almanach fuͤrs Jahr 1802 zu ſetzen, nur wuͤnſchte ich, daß er es mit mehrerer Schonung gethan haͤtte. Er nennt mich den famoͤſen Laukhard. Das Wort famoͤs kommt aus dem Lateiniſchen her, wo fa- moſus im guten und boͤſen Sinn gebraucht wird: doch haͤufiger im lezten als im erſten. Im Deut- ſchen weiß ich nicht, ob es gute Schriftſteller von Menſchen in guter Bedeutung gebraucht haben.
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lich auf jene Perſonen angeſpielt, oder ſie gar naͤ-
her beſchrieben haͤtte, welche die kurioͤſen Muͤßig-
gaͤnger zu Halle unter meinen Perſonen wollen ver-
ſtanden wißen.
Wer einen Roman ſchreibt, kann ohnmoͤglich
vermeiden, daß nicht ſeine Perſonen einigen wo
nicht ganz, doch zum Theil aͤhnlich ſehen, welche
in der wirklichen Welt exiſtiren: es waͤre aber doch
ein gewaltiger Fehlſchluß, daß der Schreiber eines
ſolchen Buches auch grade jene Leute, welchen ſeine
Fictionen aͤhneln, wirklich im Sinne gehabt, und
Willens geweſen ſey, ſie zu beſchreiben, und ihnen auf
dieſe Art wehe zu thun. Ich habe mich hieruͤber ſchon
hinlaͤnglich erklaͤrt, aber die kuͤnſtlichen Leute ha-
ben auf meine Erklaͤrungen nicht geachtet, und
ihre Noten mit niemands Dank gemacht, blos um
zu zeigen, daß ſie eine feine Naſe haben.
Herr D. Thieß hat mir auch die Ehre angethan,
meinen Namen in ſeinen Theologiſchen Almanach
fuͤrs Jahr 1802 zu ſetzen, nur wuͤnſchte ich, daß
er es mit mehrerer Schonung gethan haͤtte. Er
nennt mich den famoͤſen Laukhard. Das Wort
famoͤs kommt aus dem Lateiniſchen her, wo fa-
moſus im guten und boͤſen Sinn gebraucht wird:
doch haͤufiger im lezten als im erſten. Im Deut-
ſchen weiß ich nicht, ob es gute Schriftſteller von
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/299>, abgerufen am 24.11.2024.
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