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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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gion mir eigentlich Schuld gegeben wird, aber er-
klären muß ich öffentlich, daß ich in Nordhausen
wider die eigentliche christliche Religion nie das
geringste geäußert habe. Es kann seyn, daß ich
dieser oder jener Kirchenfratze, und sollte es auch
eine Nordhäuser Fratze seyn, nicht im Besten ge-
dacht habe: indeßen weiß ich nicht, ob es so ist:
denn wer erinnert sich an alle Worte, die er beym
Wein, Punsch, Breyhau oder Schetter geredet
hat? Es mag aber immer seyn, daß ich so nach
meiner Art von gewissen Lehren, z. B. von der Erb-
sünde, von der Trinität, von der reellen Gegen-
wart des Leibes u. s. w. welche ich nebst mehrern
andern für Hirngespinnste halte, oder von Gebräu-
chen z. B. vom Beichtpfennig, von der Kinder-
taufe, von den Bustagen, von der Vereydung auf
die Symbolischen Bücher, von der Kirchenbuße,
u. d. gl. die ich als Mißbräuche ansehen muß, rä-
sonnirt habe, aber dennoch bin ich überzeugt, nie
wider die eigentliche Lehre Jesu und seiner Apostel,
mithin auch nicht gegen die christliche Religion los-
gezogen zu haben: hat aber dennoch Herr Lange
mir so etwas in den Mund gelegt, so hat er mich
nchit verstanden, oder -- welches auch seyn kann
-- die Herren vom Senat haben den Hn. Lange
nicht verstanden. Dieses würde ihnen, den Her-
ren nämlich, auch gar nicht zum Vorwurf gerei-

gion mir eigentlich Schuld gegeben wird, aber er-
klaͤren muß ich oͤffentlich, daß ich in Nordhauſen
wider die eigentliche chriſtliche Religion nie das
geringſte geaͤußert habe. Es kann ſeyn, daß ich
dieſer oder jener Kirchenfratze, und ſollte es auch
eine Nordhaͤuſer Fratze ſeyn, nicht im Beſten ge-
dacht habe: indeßen weiß ich nicht, ob es ſo iſt:
denn wer erinnert ſich an alle Worte, die er beym
Wein, Punſch, Breyhau oder Schetter geredet
hat? Es mag aber immer ſeyn, daß ich ſo nach
meiner Art von gewiſſen Lehren, z. B. von der Erb-
ſuͤnde, von der Trinitaͤt, von der reellen Gegen-
wart des Leibes u. ſ. w. welche ich nebſt mehrern
andern fuͤr Hirngeſpinnſte halte, oder von Gebraͤu-
chen z. B. vom Beichtpfennig, von der Kinder-
taufe, von den Bustagen, von der Vereydung auf
die Symboliſchen Buͤcher, von der Kirchenbuße,
u. d. gl. die ich als Mißbraͤuche anſehen muß, raͤ-
ſonnirt habe, aber dennoch bin ich uͤberzeugt, nie
wider die eigentliche Lehre Jeſu und ſeiner Apoſtel,
mithin auch nicht gegen die chriſtliche Religion los-
gezogen zu haben: hat aber dennoch Herr Lange
mir ſo etwas in den Mund gelegt, ſo hat er mich
nchit verſtanden, oder — welches auch ſeyn kann
— die Herren vom Senat haben den Hn. Lange
nicht verſtanden. Dieſes wuͤrde ihnen, den Her-
ren naͤmlich, auch gar nicht zum Vorwurf gerei-

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[258/0266] gion mir eigentlich Schuld gegeben wird, aber er- klaͤren muß ich oͤffentlich, daß ich in Nordhauſen wider die eigentliche chriſtliche Religion nie das geringſte geaͤußert habe. Es kann ſeyn, daß ich dieſer oder jener Kirchenfratze, und ſollte es auch eine Nordhaͤuſer Fratze ſeyn, nicht im Beſten ge- dacht habe: indeßen weiß ich nicht, ob es ſo iſt: denn wer erinnert ſich an alle Worte, die er beym Wein, Punſch, Breyhau oder Schetter geredet hat? Es mag aber immer ſeyn, daß ich ſo nach meiner Art von gewiſſen Lehren, z. B. von der Erb- ſuͤnde, von der Trinitaͤt, von der reellen Gegen- wart des Leibes u. ſ. w. welche ich nebſt mehrern andern fuͤr Hirngeſpinnſte halte, oder von Gebraͤu- chen z. B. vom Beichtpfennig, von der Kinder- taufe, von den Bustagen, von der Vereydung auf die Symboliſchen Buͤcher, von der Kirchenbuße, u. d. gl. die ich als Mißbraͤuche anſehen muß, raͤ- ſonnirt habe, aber dennoch bin ich uͤberzeugt, nie wider die eigentliche Lehre Jeſu und ſeiner Apoſtel, mithin auch nicht gegen die chriſtliche Religion los- gezogen zu haben: hat aber dennoch Herr Lange mir ſo etwas in den Mund gelegt, ſo hat er mich nchit verſtanden, oder — welches auch ſeyn kann — die Herren vom Senat haben den Hn. Lange nicht verſtanden. Dieſes wuͤrde ihnen, den Her- ren naͤmlich, auch gar nicht zum Vorwurf gerei-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/266>, abgerufen am 24.11.2024.