es doch nicht ist: denn unser Magistrat macht keine Justizcommissarios (commissare). Lange hat ein häßlich Pasquil (Pasquill) auf Sie drucken laßen, worinnen Sie als ein großer arger Religionsspötter, als ein Erzfreygeist und als ein Verrächter aller Tu- gend und aller Keuschheit (???) an den Pranger gestellt und abgemahlt (gemalt) werden. Laßen Sie sich nur die gottlosen Bogen kommen, und Sie werden sehen, wie gräßlich Sie abgebildet sind. Ich mags Ihnen nur nicht zu Leide thun, sonst schickte ich Sie (Ihnen) dieselbige gleich mit. Aber damit hat Lange noch nicht genug: er macht Sie auch in allen Gesellschaften herunter, und hat so- gar ihr schmutziges Hembd beschrieben, das Sie mit nach der Stadt sollen gebracht haben. Ist das ein Freund? Er sprach zwar immer, daß er Ihr wah- rer Freund ist (sey), und daß er Sie bald wieder bey sich erwartet (erwarte), aber Sie werden sich wohl in Acht nehmen, den Lange wieder zn besuchen, der an Sie (Ihnen) so freventlich gethan hat. Sie werden, wie ich höre, bald Ihre Lebensbeschreibung fortsetzen, da müßen Sie dann auch den Lange recht mitnehmen: denn er verdient es. Fällt es Ihnen bald wieder ein, nach Nordhausen zu kommen, so werden Sie auch außer dem Lange Freunde finden, die es sich zur Freude machen werden, Ihnen Ver- gnügen zu machen. Dieses Schreiben habe ich in
es doch nicht iſt: denn unſer Magiſtrat macht keine Juſtizcommiſſarios (commiſſare). Lange hat ein haͤßlich Pasquil (Pasquill) auf Sie drucken laßen, worinnen Sie als ein großer arger Religionsſpoͤtter, als ein Erzfreygeiſt und als ein Verraͤchter aller Tu- gend und aller Keuſchheit (???) an den Pranger geſtellt und abgemahlt (gemalt) werden. Laßen Sie ſich nur die gottloſen Bogen kommen, und Sie werden ſehen, wie graͤßlich Sie abgebildet ſind. Ich mags Ihnen nur nicht zu Leide thun, ſonſt ſchickte ich Sie (Ihnen) dieſelbige gleich mit. Aber damit hat Lange noch nicht genug: er macht Sie auch in allen Geſellſchaften herunter, und hat ſo- gar ihr ſchmutziges Hembd beſchrieben, das Sie mit nach der Stadt ſollen gebracht haben. Iſt das ein Freund? Er ſprach zwar immer, daß er Ihr wah- rer Freund iſt (ſey), und daß er Sie bald wieder bey ſich erwartet (erwarte), aber Sie werden ſich wohl in Acht nehmen, den Lange wieder zn beſuchen, der an Sie (Ihnen) ſo freventlich gethan hat. Sie werden, wie ich hoͤre, bald Ihre Lebensbeſchreibung fortſetzen, da muͤßen Sie dann auch den Lange recht mitnehmen: denn er verdient es. Faͤllt es Ihnen bald wieder ein, nach Nordhauſen zu kommen, ſo werden Sie auch außer dem Lange Freunde finden, die es ſich zur Freude machen werden, Ihnen Ver- gnuͤgen zu machen. Dieſes Schreiben habe ich in
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0263"n="255"/>
es doch nicht iſt: denn unſer Magiſtrat macht keine<lb/>
Juſtizcommiſſarios (commiſſare). Lange hat ein<lb/>
haͤßlich Pasquil (Pasquill) auf Sie drucken laßen,<lb/>
worinnen Sie als ein großer arger Religionsſpoͤtter,<lb/>
als ein Erzfreygeiſt und als ein Verraͤchter aller Tu-<lb/>
gend und aller Keuſchheit (???) an den Pranger<lb/>
geſtellt und abgemahlt (gemalt) werden. Laßen<lb/>
Sie ſich nur die gottloſen Bogen kommen, und<lb/>
Sie werden ſehen, wie graͤßlich Sie abgebildet<lb/>ſind. Ich mags Ihnen nur nicht zu Leide thun,<lb/>ſonſt ſchickte ich Sie (Ihnen) dieſelbige gleich mit.<lb/>
Aber damit hat Lange noch nicht genug: er macht<lb/>
Sie auch in allen Geſellſchaften herunter, und hat ſo-<lb/>
gar ihr ſchmutziges Hembd beſchrieben, das Sie mit<lb/>
nach der Stadt ſollen gebracht haben. Iſt das ein<lb/>
Freund? Er ſprach zwar immer, daß er Ihr wah-<lb/>
rer Freund iſt (ſey), und daß er Sie bald wieder bey<lb/>ſich erwartet (erwarte), aber Sie werden ſich wohl<lb/>
in Acht nehmen, den Lange wieder zn beſuchen,<lb/>
der an Sie (Ihnen) ſo freventlich gethan hat. Sie<lb/>
werden, wie ich hoͤre, bald Ihre Lebensbeſchreibung<lb/>
fortſetzen, da muͤßen Sie dann auch den Lange recht<lb/>
mitnehmen: denn er verdient es. Faͤllt es Ihnen<lb/>
bald wieder ein, nach Nordhauſen zu kommen, ſo<lb/>
werden Sie auch außer dem Lange Freunde finden,<lb/>
die es ſich zur Freude machen werden, Ihnen Ver-<lb/>
gnuͤgen zu machen. Dieſes Schreiben habe ich in<lb/></p></div></body></text></TEI>
[255/0263]
es doch nicht iſt: denn unſer Magiſtrat macht keine
Juſtizcommiſſarios (commiſſare). Lange hat ein
haͤßlich Pasquil (Pasquill) auf Sie drucken laßen,
worinnen Sie als ein großer arger Religionsſpoͤtter,
als ein Erzfreygeiſt und als ein Verraͤchter aller Tu-
gend und aller Keuſchheit (???) an den Pranger
geſtellt und abgemahlt (gemalt) werden. Laßen
Sie ſich nur die gottloſen Bogen kommen, und
Sie werden ſehen, wie graͤßlich Sie abgebildet
ſind. Ich mags Ihnen nur nicht zu Leide thun,
ſonſt ſchickte ich Sie (Ihnen) dieſelbige gleich mit.
Aber damit hat Lange noch nicht genug: er macht
Sie auch in allen Geſellſchaften herunter, und hat ſo-
gar ihr ſchmutziges Hembd beſchrieben, das Sie mit
nach der Stadt ſollen gebracht haben. Iſt das ein
Freund? Er ſprach zwar immer, daß er Ihr wah-
rer Freund iſt (ſey), und daß er Sie bald wieder bey
ſich erwartet (erwarte), aber Sie werden ſich wohl
in Acht nehmen, den Lange wieder zn beſuchen,
der an Sie (Ihnen) ſo freventlich gethan hat. Sie
werden, wie ich hoͤre, bald Ihre Lebensbeſchreibung
fortſetzen, da muͤßen Sie dann auch den Lange recht
mitnehmen: denn er verdient es. Faͤllt es Ihnen
bald wieder ein, nach Nordhauſen zu kommen, ſo
werden Sie auch außer dem Lange Freunde finden,
die es ſich zur Freude machen werden, Ihnen Ver-
gnuͤgen zu machen. Dieſes Schreiben habe ich in
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/263>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.