te. Aber Julchens Reize nahmen nach gerade auch ab, und verschwanden, und mit ihnen verschwan- den auch die Liebhaber. Einige waren von ihr zu Grunde gerichtet worden, und die darbenden Fami- lien fluchten der Koketten, andre hatten die Ver- führerin näher kennen lernen, und verachteten sie: neue Liebhaber, welche im Stande gewesen wären, Geld zu geben, und die ausschweifenden Bedürf- nisse der Madame zu befriedigen, kamen nicht; aber Madame mußte durchaus bedient seyn, und schaffte, welche freylich nicht klotzten, weil sie nicht konnten, welchen aber Madame klotzen mußte. Madame war gewohnt, stets auf hohen Fuß zu leben, und ein Haus zu machen: so lange ihre Anbeter noch hübsch reich waren, ging das Ding gut, aber als sie anfing nichts mehr einzunehmen für ihre Gunstbezeugungen, mußte Madame aus eignen Mitteln die schweren Ausgaben bestreiten, welche das Hausmachen zu kosten pflegt. Dar- über gerieth sie in Schulden, und ihres Mannes Credit in gewaltige Unordnung. Nun erst fiel es Herrn Gerbern ein, daß seine Frau ihm untreu ge- wesen war, und er ließ sich scheiden, da sie nichts mehr verdienen konnte.
So ein Mosjeh, wie Herr Gerber und seines Gleichen, verdient Verachtung: aber soll man dann auch ohne Unterschied jeden verachten, der seiner
te. Aber Julchens Reize nahmen nach gerade auch ab, und verſchwanden, und mit ihnen verſchwan- den auch die Liebhaber. Einige waren von ihr zu Grunde gerichtet worden, und die darbenden Fami- lien fluchten der Koketten, andre hatten die Ver- fuͤhrerin naͤher kennen lernen, und verachteten ſie: neue Liebhaber, welche im Stande geweſen waͤren, Geld zu geben, und die ausſchweifenden Beduͤrf- niſſe der Madame zu befriedigen, kamen nicht; aber Madame mußte durchaus bedient ſeyn, und ſchaffte, welche freylich nicht klotzten, weil ſie nicht konnten, welchen aber Madame klotzen mußte. Madame war gewohnt, ſtets auf hohen Fuß zu leben, und ein Haus zu machen: ſo lange ihre Anbeter noch huͤbſch reich waren, ging das Ding gut, aber als ſie anfing nichts mehr einzunehmen fuͤr ihre Gunſtbezeugungen, mußte Madame aus eignen Mitteln die ſchweren Ausgaben beſtreiten, welche das Hausmachen zu koſten pflegt. Dar- uͤber gerieth ſie in Schulden, und ihres Mannes Credit in gewaltige Unordnung. Nun erſt fiel es Herrn Gerbern ein, daß ſeine Frau ihm untreu ge- weſen war, und er ließ ſich ſcheiden, da ſie nichts mehr verdienen konnte.
So ein Mosjeh, wie Herr Gerber und ſeines Gleichen, verdient Verachtung: aber ſoll man dann auch ohne Unterſchied jeden verachten, der ſeiner
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te. Aber Julchens Reize nahmen nach gerade auch
ab, und verſchwanden, und mit ihnen verſchwan-
den auch die Liebhaber. Einige waren von ihr zu
Grunde gerichtet worden, und die darbenden Fami-
lien fluchten der Koketten, andre hatten die Ver-
fuͤhrerin naͤher kennen lernen, und verachteten ſie:
neue Liebhaber, welche im Stande geweſen waͤren,
Geld zu geben, und die ausſchweifenden Beduͤrf-
niſſe der Madame zu befriedigen, kamen nicht;
aber Madame mußte durchaus bedient ſeyn, und
ſchaffte, welche freylich nicht klotzten, weil ſie
nicht konnten, welchen aber Madame klotzen mußte.
Madame war gewohnt, ſtets auf hohen Fuß zu
leben, und ein Haus zu machen: ſo lange ihre
Anbeter noch huͤbſch reich waren, ging das Ding
gut, aber als ſie anfing nichts mehr einzunehmen
fuͤr ihre Gunſtbezeugungen, mußte Madame aus
eignen Mitteln die ſchweren Ausgaben beſtreiten,
welche das Hausmachen zu koſten pflegt. Dar-
uͤber gerieth ſie in Schulden, und ihres Mannes
Credit in gewaltige Unordnung. Nun erſt fiel es
Herrn Gerbern ein, daß ſeine Frau ihm untreu ge-
weſen war, und er ließ ſich ſcheiden, da ſie nichts
mehr verdienen konnte.
So ein Mosjeh, wie Herr Gerber und ſeines
Gleichen, verdient Verachtung: aber ſoll man dann
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/245>, abgerufen am 24.11.2024.
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