Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.Am Neujahrstage 1801 feyerten die Nordhäu- Die Honoratioren zu Nordhausen hatten mehre- *) Es giebt auch Dichter zu Nordhausen, und einer derselben
machte ein Epigramm auf das alte und neue Jahrhundert, welches verdient, aufbewahrt zu werden. Du scheidend Jahrhundert ich danke dir, Daß du's liebe Leben gegeben mir: Du angehend Jahrhundert, wie könnt dich ich preißen: Du wirst ja dieß höchst Gut gewiß mir entreißen. Am Neujahrstage 1801 feyerten die Nordhaͤu- Die Honoratioren zu Nordhauſen hatten mehre- *) Es giebt auch Dichter zu Nordhauſen, und einer derſelben
machte ein Epigramm auf das alte und neue Jahrhundert, welches verdient, aufbewahrt zu werden. Du ſcheidend Jahrhundert ich danke dir, Daß du's liebe Leben gegeben mir: Du angehend Jahrhundert, wie koͤnnt dich ich preißen: Du wirſt ja dieß hoͤchſt Gut gewiß mir entreißen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0218" n="210"/> <p>Am Neujahrstage 1801 feyerten die Nordhaͤu-<lb/> ſer <note place="foot" n="*)"><p>Es giebt auch Dichter zu Nordhauſen, und einer derſelben<lb/> machte ein Epigramm auf das alte und neue Jahrhundert,<lb/> welches verdient, aufbewahrt zu werden.</p><lb/><lg type="poem"><l><hi rendition="#et">Du ſcheidend Jahrhundert ich danke dir,</hi></l><lb/><l><hi rendition="#et">Daß du's liebe Leben gegeben mir:</hi></l><lb/><l><hi rendition="#et">Du angehend Jahrhundert, wie koͤnnt dich ich preißen:</hi></l><lb/><l><hi rendition="#et">Du wirſt ja dieß hoͤchſt Gut gewiß mir entreißen.</hi></l></lg></note> das Feſt des angehenden Jahrhunderts, und<lb/> ich ſtehe dafuͤr, daß von allen Einwohnern keine<lb/> funfzig die heilige Nacht uͤber ins Bette gekommen<lb/> ſind. Um zwoͤlf Uhr des Nachts wurden alle Glo-<lb/> cken gelaͤutet, und die <hi rendition="#g">nordhaͤuſer Canonen</hi><lb/> auf dem Kirſchberg abgebrannt. Die uͤbrige Nacht<lb/> wurde gejubelt und geſoffen, bis man endlich in<lb/> die Kirchen ging, und Gott dankte, daß man im<lb/> neuen Jahre noch eben ſo gut Schlund und Kehle<lb/> habe, als im alten.</p><lb/> <p>Die Honoratioren zu Nordhauſen hatten mehre-<lb/> re große Diners veranſtaltet: unter andern war<lb/> auch eins auf dem Grimmel veranſtaltet, bey<lb/> welchem auch der Juſtizcommiſſarius engagirt<lb/> war. Er und mehrere Herren bedauerten ſehr, daß<lb/> ich an dieſer Feſtlichkeit nicht Theil nehmen konnte,<lb/> ich war ſelbſt verdruͤßlich daruͤber, aber was wollte<lb/> ich machen? Ich mußte zu Hauſe bleiben und das<lb/> Bette huͤten. Herr Lange verließ mich, Herr<lb/> Fromm konnte mir nicht Geſellſchaft leiſten, weil<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [210/0218]
Am Neujahrstage 1801 feyerten die Nordhaͤu-
ſer *) das Feſt des angehenden Jahrhunderts, und
ich ſtehe dafuͤr, daß von allen Einwohnern keine
funfzig die heilige Nacht uͤber ins Bette gekommen
ſind. Um zwoͤlf Uhr des Nachts wurden alle Glo-
cken gelaͤutet, und die nordhaͤuſer Canonen
auf dem Kirſchberg abgebrannt. Die uͤbrige Nacht
wurde gejubelt und geſoffen, bis man endlich in
die Kirchen ging, und Gott dankte, daß man im
neuen Jahre noch eben ſo gut Schlund und Kehle
habe, als im alten.
Die Honoratioren zu Nordhauſen hatten mehre-
re große Diners veranſtaltet: unter andern war
auch eins auf dem Grimmel veranſtaltet, bey
welchem auch der Juſtizcommiſſarius engagirt
war. Er und mehrere Herren bedauerten ſehr, daß
ich an dieſer Feſtlichkeit nicht Theil nehmen konnte,
ich war ſelbſt verdruͤßlich daruͤber, aber was wollte
ich machen? Ich mußte zu Hauſe bleiben und das
Bette huͤten. Herr Lange verließ mich, Herr
Fromm konnte mir nicht Geſellſchaft leiſten, weil
*) Es giebt auch Dichter zu Nordhauſen, und einer derſelben
machte ein Epigramm auf das alte und neue Jahrhundert,
welches verdient, aufbewahrt zu werden.
Du ſcheidend Jahrhundert ich danke dir,
Daß du's liebe Leben gegeben mir:
Du angehend Jahrhundert, wie koͤnnt dich ich preißen:
Du wirſt ja dieß hoͤchſt Gut gewiß mir entreißen.
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