fer, so greift er dann und wann bekannte Perso- nen an, und macht sie, wo nicht lächerlich, doch böse. Den obgedachten Hn. Fromm hatte er eben so einige Mal aufgeführt, unter dem Namen Pius. Fromm glaubte seine Ehre beleidigt, und zog brav auf den Bergcommissar los, und Hr. Lan- ge wurde in diesen Streit verwickelt, ich weiß nicht wie.
Wie gern aber der Bergcommissar die Leute neckt, beweist folgendes Geschichtchen. Ein ge- wisser Jung war als Doctor der Medicin nach Nordhausen gekommen, und hatte angefangen zu practiciren. Man kann leicht denken, daß dieser neue Aeskulap mit Factionen zu kämpfen hatte, welche nie ausbleiben, wenn ein neuer Arzt oder Advokat, oder Musikus, Tanzmeister, ja sogar wenn eine neue Freudennymphe auftritt, aber Hr. Jung schien sich um die Factionen wenig zu kümmern, und schrieb deßwegen einen Brief an einen Bekannten in Nordhausen. Der Bekannte verrieth ihn, und brachte den Brief ins Publikum, und der Bergcom- missar ließ ihn in seinem Erzähler abdrucken. Der Wisch war ratione des Stils und der Orthogra- phie abscheulich: ein Bauernjunge, dessen Schul- meister nicht ganz Rindvieh war, mußte besser schreiben, als der Doctor, aber die Absicht, war- um der Bergcommissar den Brief abdrucken ließ,
fer, ſo greift er dann und wann bekannte Perſo- nen an, und macht ſie, wo nicht laͤcherlich, doch boͤſe. Den obgedachten Hn. Fromm hatte er eben ſo einige Mal aufgefuͤhrt, unter dem Namen Pius. Fromm glaubte ſeine Ehre beleidigt, und zog brav auf den Bergcommiſſar los, und Hr. Lan- ge wurde in dieſen Streit verwickelt, ich weiß nicht wie.
Wie gern aber der Bergcommiſſar die Leute neckt, beweiſt folgendes Geſchichtchen. Ein ge- wiſſer Jung war als Doctor der Medicin nach Nordhauſen gekommen, und hatte angefangen zu practiciren. Man kann leicht denken, daß dieſer neue Aeſkulap mit Factionen zu kaͤmpfen hatte, welche nie ausbleiben, wenn ein neuer Arzt oder Advokat, oder Muſikus, Tanzmeiſter, ja ſogar wenn eine neue Freudennymphe auftritt, aber Hr. Jung ſchien ſich um die Factionen wenig zu kuͤmmern, und ſchrieb deßwegen einen Brief an einen Bekannten in Nordhauſen. Der Bekannte verrieth ihn, und brachte den Brief ins Publikum, und der Bergcom- miſſar ließ ihn in ſeinem Erzaͤhler abdrucken. Der Wiſch war ratione des Stils und der Orthogra- phie abſcheulich: ein Bauernjunge, deſſen Schul- meiſter nicht ganz Rindvieh war, mußte beſſer ſchreiben, als der Doctor, aber die Abſicht, war- um der Bergcommiſſar den Brief abdrucken ließ,
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fer, ſo greift er dann und wann bekannte Perſo-
nen an, und macht ſie, wo nicht laͤcherlich, doch
boͤſe. Den obgedachten Hn. Fromm hatte er eben
ſo einige Mal aufgefuͤhrt, unter dem Namen
Pius. Fromm glaubte ſeine Ehre beleidigt, und
zog brav auf den Bergcommiſſar los, und Hr. Lan-
ge wurde in dieſen Streit verwickelt, ich weiß
nicht wie.
Wie gern aber der Bergcommiſſar die Leute
neckt, beweiſt folgendes Geſchichtchen. Ein ge-
wiſſer Jung war als Doctor der Medicin nach
Nordhauſen gekommen, und hatte angefangen zu
practiciren. Man kann leicht denken, daß dieſer neue
Aeſkulap mit Factionen zu kaͤmpfen hatte, welche nie
ausbleiben, wenn ein neuer Arzt oder Advokat, oder
Muſikus, Tanzmeiſter, ja ſogar wenn eine neue
Freudennymphe auftritt, aber Hr. Jung ſchien
ſich um die Factionen wenig zu kuͤmmern, und
ſchrieb deßwegen einen Brief an einen Bekannten
in Nordhauſen. Der Bekannte verrieth ihn, und
brachte den Brief ins Publikum, und der Bergcom-
miſſar ließ ihn in ſeinem Erzaͤhler abdrucken. Der
Wiſch war ratione des Stils und der Orthogra-
phie abſcheulich: ein Bauernjunge, deſſen Schul-
meiſter nicht ganz Rindvieh war, mußte beſſer
ſchreiben, als der Doctor, aber die Abſicht, war-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/213>, abgerufen am 23.11.2024.
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