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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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ger geprellt wird, als der Tolerante. Dieß will ich
aber ohne allen Bezug auf Hn. Bock den Schuster zu
Nordhausen gesagt haben. Ob ich gleich vor meiner
Ankunft in Nordhausen keine Seele daselbst persön-
lich kannte, so hatten doch viele daselbst gehört, daß
ich kommen würde, und hatten deßwegen pro und
contra Wetten angestellt. Bock, welcher sich ge-
nau erkundigt hatte, wettete mit einem Fleischer-
meister um vier Butellen Wein, und gewann na-
türlich seine Wette, als ich ankam. Die ganze
Nacht ging hin, über die Verzehrung der Wette:
denn es blieb nicht bey vier Butellen -- das ist
Mode so zu Nordhausen.

Neben dem Schuster Bock wohnt der Berg-
commissar Rosenthal, dessen Bücher man im ge-
lehrten Deutschland findet. Herr Rosenthal, sei-
nes Handwerks ein Becker, legte sich nachher auf
allerhand Wissenschaften, und schrieb über alles,
worauf er sich legte, über Mathematik, Chemie,
Naturgeschichte u. s. w. Da ich von allen die-
sen Sachen wenig verstehe, und überdieß Hn. Ro-
senthals Bücher nie gesehen habe, so kann ich über
die Großheit oder Kleinheit seiner Verdienste nicht
urtheilen. Freylich wenn die Aufnahme in gelehrte
Gesellschaften ein sicherer Beweis des Verdien-
stes wären, so müßte Hr. Rosenthal ein Mann
von gewaltigem Verdienst seyn: denn er ist ja --

ger geprellt wird, als der Tolerante. Dieß will ich
aber ohne allen Bezug auf Hn. Bock den Schuſter zu
Nordhauſen geſagt haben. Ob ich gleich vor meiner
Ankunft in Nordhauſen keine Seele daſelbſt perſoͤn-
lich kannte, ſo hatten doch viele daſelbſt gehoͤrt, daß
ich kommen wuͤrde, und hatten deßwegen pro und
contra Wetten angeſtellt. Bock, welcher ſich ge-
nau erkundigt hatte, wettete mit einem Fleiſcher-
meiſter um vier Butellen Wein, und gewann na-
tuͤrlich ſeine Wette, als ich ankam. Die ganze
Nacht ging hin, uͤber die Verzehrung der Wette:
denn es blieb nicht bey vier Butellen — das iſt
Mode ſo zu Nordhauſen.

Neben dem Schuſter Bock wohnt der Berg-
commiſſar Roſenthal, deſſen Buͤcher man im ge-
lehrten Deutſchland findet. Herr Roſenthal, ſei-
nes Handwerks ein Becker, legte ſich nachher auf
allerhand Wiſſenſchaften, und ſchrieb uͤber alles,
worauf er ſich legte, uͤber Mathematik, Chemie,
Naturgeſchichte u. ſ. w. Da ich von allen die-
ſen Sachen wenig verſtehe, und uͤberdieß Hn. Ro-
ſenthals Buͤcher nie geſehen habe, ſo kann ich uͤber
die Großheit oder Kleinheit ſeiner Verdienſte nicht
urtheilen. Freylich wenn die Aufnahme in gelehrte
Geſellſchaften ein ſicherer Beweis des Verdien-
ſtes waͤren, ſo muͤßte Hr. Roſenthal ein Mann
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[203/0211] ger geprellt wird, als der Tolerante. Dieß will ich aber ohne allen Bezug auf Hn. Bock den Schuſter zu Nordhauſen geſagt haben. Ob ich gleich vor meiner Ankunft in Nordhauſen keine Seele daſelbſt perſoͤn- lich kannte, ſo hatten doch viele daſelbſt gehoͤrt, daß ich kommen wuͤrde, und hatten deßwegen pro und contra Wetten angeſtellt. Bock, welcher ſich ge- nau erkundigt hatte, wettete mit einem Fleiſcher- meiſter um vier Butellen Wein, und gewann na- tuͤrlich ſeine Wette, als ich ankam. Die ganze Nacht ging hin, uͤber die Verzehrung der Wette: denn es blieb nicht bey vier Butellen — das iſt Mode ſo zu Nordhauſen. Neben dem Schuſter Bock wohnt der Berg- commiſſar Roſenthal, deſſen Buͤcher man im ge- lehrten Deutſchland findet. Herr Roſenthal, ſei- nes Handwerks ein Becker, legte ſich nachher auf allerhand Wiſſenſchaften, und ſchrieb uͤber alles, worauf er ſich legte, uͤber Mathematik, Chemie, Naturgeſchichte u. ſ. w. Da ich von allen die- ſen Sachen wenig verſtehe, und uͤberdieß Hn. Ro- ſenthals Buͤcher nie geſehen habe, ſo kann ich uͤber die Großheit oder Kleinheit ſeiner Verdienſte nicht urtheilen. Freylich wenn die Aufnahme in gelehrte Geſellſchaften ein ſicherer Beweis des Verdien- ſtes waͤren, ſo muͤßte Hr. Roſenthal ein Mann von gewaltigem Verdienſt ſeyn: denn er iſt ja —

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/211>, abgerufen am 23.11.2024.