werden, nur daß mir in der Hochzeitnacht ein komischer Streich begegnete, den ich hier erzäh- len würde, wenn ich mich nicht vor den schiefen Urtheilen gewisser Leute fürchtete, welche noch an Hexen und Bezauberungen glauben.
Einige Tage nach der Hochzeit fand ich schon, daß ich die Rechnung ohne den Wirth gemacht hatte,
Und daß man immer möge sagen, Wer liebt, sey lauter Herz; man hab' auch einen Magen.
Meine Leser verstehn mich: der Mangel stell- te sich bald in meiner Wirthschaft ein, und mein Hannchen forderte einmal acht Groschen von mir, als ich gerade noch zwey Groschen vier Pfennige im Vermögen hatte. Ich gab dieß wenige Geld hin; Hannchen lachte;
"Schäcker," sagte sie, "rücke doch heraus!" "Ich hab nicht mehr, liebes Kind." "Ach, gackele nicht; gieb her, immer her!"
Große Noth hatte ich, das gute Kind zu überzeugen, daß ich nichts mehr hatte, und zu dieser Ueberzeugung war eine Ocularinspection nöthig. Hannchen wurde überführt, und weg war mit dieser traurigen Ueberzeugung ihre freundliche Miene. Ich fühlte diesen Uebel- stand gleich, und fing an, Bemerkungen deßwe-
werden, nur daß mir in der Hochzeitnacht ein komiſcher Streich begegnete, den ich hier erzaͤh- len wuͤrde, wenn ich mich nicht vor den ſchiefen Urtheilen gewiſſer Leute fuͤrchtete, welche noch an Hexen und Bezauberungen glauben.
Einige Tage nach der Hochzeit fand ich ſchon, daß ich die Rechnung ohne den Wirth gemacht hatte,
Und daß man immer moͤge ſagen, Wer liebt, ſey lauter Herz; man hab' auch einen Magen.
Meine Leſer verſtehn mich: der Mangel ſtell- te ſich bald in meiner Wirthſchaft ein, und mein Hannchen forderte einmal acht Groſchen von mir, als ich gerade noch zwey Groſchen vier Pfennige im Vermoͤgen hatte. Ich gab dieß wenige Geld hin; Hannchen lachte;
„Schaͤcker,“ ſagte ſie, „ruͤcke doch heraus!“ „Ich hab nicht mehr, liebes Kind.“ „Ach, gackele nicht; gieb her, immer her!“
Große Noth hatte ich, das gute Kind zu uͤberzeugen, daß ich nichts mehr hatte, und zu dieſer Ueberzeugung war eine Ocularinſpection noͤthig. Hannchen wurde uͤberfuͤhrt, und weg war mit dieſer traurigen Ueberzeugung ihre freundliche Miene. Ich fuͤhlte dieſen Uebel- ſtand gleich, und fing an, Bemerkungen deßwe-
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[13/0021]
werden, nur daß mir in der Hochzeitnacht ein
komiſcher Streich begegnete, den ich hier erzaͤh-
len wuͤrde, wenn ich mich nicht vor den ſchiefen
Urtheilen gewiſſer Leute fuͤrchtete, welche noch
an Hexen und Bezauberungen glauben.
Einige Tage nach der Hochzeit fand ich ſchon,
daß ich die Rechnung ohne den Wirth gemacht
hatte,
Und daß man immer moͤge ſagen,
Wer liebt, ſey lauter Herz; man hab' auch
einen Magen.
Meine Leſer verſtehn mich: der Mangel ſtell-
te ſich bald in meiner Wirthſchaft ein, und mein
Hannchen forderte einmal acht Groſchen von mir,
als ich gerade noch zwey Groſchen vier Pfennige
im Vermoͤgen hatte. Ich gab dieß wenige Geld
hin; Hannchen lachte;
„Schaͤcker,“ ſagte ſie, „ruͤcke doch heraus!“
„Ich hab nicht mehr, liebes Kind.“
„Ach, gackele nicht; gieb her, immer her!“
Große Noth hatte ich, das gute Kind zu
uͤberzeugen, daß ich nichts mehr hatte, und zu
dieſer Ueberzeugung war eine Ocularinſpection
noͤthig. Hannchen wurde uͤberfuͤhrt, und weg
war mit dieſer traurigen Ueberzeugung ihre
freundliche Miene. Ich fuͤhlte dieſen Uebel-
ſtand gleich, und fing an, Bemerkungen deßwe-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/21>, abgerufen am 16.02.2025.
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