die Gelehrten, die Verbreiter guter nützlicher Keuntnisse?
Vielleicht denkt der Leser, ein näheres Interesse mache mich so sprechen. Vergieb Leser, daß ich Dich eines Irrthums zeuge. Hast'n Tacitus gele- sen Lib. I. Hist. C, I, Galba, Otho, Vitellius nec beneficio nec injuria mihi cogniti; dignitatem no- stram a Vespasiano inchoatum a Tito auctam, a Domitiano ulterius provectam non abnucrim; sed Incorroptam fidem professis et sine odio citraque in- vidiam dicendus quisque est. Ich citire diese Stelle aus dem Gedächtniß, da ich das Buch nicht zur Hand habe. Aber wenn ich ohngefähr ein und das andre Wort falsch setze, so hoffe ich, daß man mir verzeihen wird, wie den alten Kirchenvätern, die auch viele Stellen der Bibel anführen, wo sie nicht stehen, z. B. der große Origines citirt den h. Paulus an die Galater, *) und doch steht die von dem gelehrten Alexandriener angezogne Stelle im Brief an die Römer C. I. 17.
Doch ich bin ein dummer Kerl, will ein Buch machen, das jeder lesen soll, und räsonnire von Kir- chenvätern. Doch ist der Gedanke an Kirchenvä- ter nicht ganz unfruchtbar. Jener Jenaische Stu- dent hielt die Kirchenvorsteher für Kirchenväter,
*) Peri arkhon L. III. C. 12.
die Gelehrten, die Verbreiter guter nuͤtzlicher Keuntniſſe?
Vielleicht denkt der Leſer, ein naͤheres Intereſſe mache mich ſo ſprechen. Vergieb Leſer, daß ich Dich eines Irrthums zeuge. Haſt'n Tacitus gele- ſen Lib. I. Hiſt. C, I, Galba, Otho, Vitellius nec beneficio nec injuria mihi cogniti; dignitatem no- ſtram a Veſpaſiano inchoatum a Tito auctam, a Domitiano ulterius provectam non abnucrim; ſed Incorroptam fidem profeſſis et ſine odio citraque in- vidiam dicendus quisque eſt. Ich citire dieſe Stelle aus dem Gedaͤchtniß, da ich das Buch nicht zur Hand habe. Aber wenn ich ohngefaͤhr ein und das andre Wort falſch ſetze, ſo hoffe ich, daß man mir verzeihen wird, wie den alten Kirchenvaͤtern, die auch viele Stellen der Bibel anfuͤhren, wo ſie nicht ſtehen, z. B. der große Origines citirt den h. Paulus an die Galater, *) und doch ſteht die von dem gelehrten Alexandriener angezogne Stelle im Brief an die Roͤmer C. I. 17.
Doch ich bin ein dummer Kerl, will ein Buch machen, das jeder leſen ſoll, und raͤſonnire von Kir- chenvaͤtern. Doch iſt der Gedanke an Kirchenvaͤ- ter nicht ganz unfruchtbar. Jener Jenaiſche Stu- dent hielt die Kirchenvorſteher fuͤr Kirchenvaͤter,
*) Πεϱι ἀϱχων L. III. C. 12.
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die Gelehrten, die Verbreiter guter nuͤtzlicher
Keuntniſſe?
Vielleicht denkt der Leſer, ein naͤheres Intereſſe
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Dich eines Irrthums zeuge. Haſt'n Tacitus gele-
ſen Lib. I. Hiſt. C, I, Galba, Otho, Vitellius nec
beneficio nec injuria mihi cogniti; dignitatem no-
ſtram a Veſpaſiano inchoatum a Tito auctam, a
Domitiano ulterius provectam non abnucrim; ſed
Incorroptam fidem profeſſis et ſine odio citraque in-
vidiam dicendus quisque eſt. Ich citire dieſe Stelle
aus dem Gedaͤchtniß, da ich das Buch nicht zur
Hand habe. Aber wenn ich ohngefaͤhr ein und
das andre Wort falſch ſetze, ſo hoffe ich, daß man
mir verzeihen wird, wie den alten Kirchenvaͤtern,
die auch viele Stellen der Bibel anfuͤhren, wo
ſie nicht ſtehen, z. B. der große Origines citirt
den h. Paulus an die Galater, *) und doch ſteht
die von dem gelehrten Alexandriener angezogne
Stelle im Brief an die Roͤmer C. I. 17.
Doch ich bin ein dummer Kerl, will ein Buch
machen, das jeder leſen ſoll, und raͤſonnire von Kir-
chenvaͤtern. Doch iſt der Gedanke an Kirchenvaͤ-
ter nicht ganz unfruchtbar. Jener Jenaiſche Stu-
dent hielt die Kirchenvorſteher fuͤr Kirchenvaͤter,
*) Πεϱι ἀϱχων L. III. C. 12.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/196>, abgerufen am 18.12.2024.
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