lief sie schnell zu meiner Frau und berichtete ihr, so eben sey ich in ein Hurenhaus gegangen. Ich muß hier bemerken, daß ich durchaus von den Verhältnissen der Hammern nichts wußte, und daß es mir gänzlich unbekannt war, daß sie lie- derliche Wirthschaft betrieb: denn sonst würde ich doch wenigstens nicht am hellen Tage hingegan- gen seyn. Meine Frau warf schnell ihren Mantel hin und eilte mir nach, fand mich aber ganz al- lein in der Stube der Hammern, weil diese weg- gegangen war, Papier zu holen. Wie sie mich apostrophirt habe, mögen sich meine Leser selbst denken. Ich hatte alle Mühe, sie nur in soferne zu besänftigen, daß sie nur keinen Skandal auf der Straße machte, und das Grobzeug zusammen zog. Nun erfuhr ich also, in welchem Hause ich gewesen war, und ärgerte mich selbst, dahin gegan- gen zu seyn. Nachdem aber meine Frau wieder ruhig geworden war, konnte ich sie von meiner Unschuld wohl überzeugen, aber noch jezt macht sie mir, wenn sie böse ist, über diesen Vorfall die bittersten Vorwürfe, und ich muß oft folgende schö- ne Frage hören: Sag mir'n mal, Menschenkind, obs nicht wahr ist, daß ich dich aus'm Hurenhaus geholt habe? das ist nun freilich wahr, aber ich war doch unschuldig, und verdiene daher keine Vorwürfe dieser Art.
Da
lief ſie ſchnell zu meiner Frau und berichtete ihr, ſo eben ſey ich in ein Hurenhaus gegangen. Ich muß hier bemerken, daß ich durchaus von den Verhaͤltniſſen der Hammern nichts wußte, und daß es mir gaͤnzlich unbekannt war, daß ſie lie- derliche Wirthſchaft betrieb: denn ſonſt wuͤrde ich doch wenigſtens nicht am hellen Tage hingegan- gen ſeyn. Meine Frau warf ſchnell ihren Mantel hin und eilte mir nach, fand mich aber ganz al- lein in der Stube der Hammern, weil dieſe weg- gegangen war, Papier zu holen. Wie ſie mich apoſtrophirt habe, moͤgen ſich meine Leſer ſelbſt denken. Ich hatte alle Muͤhe, ſie nur in ſoferne zu beſaͤnftigen, daß ſie nur keinen Skandal auf der Straße machte, und das Grobzeug zuſammen zog. Nun erfuhr ich alſo, in welchem Hauſe ich geweſen war, und aͤrgerte mich ſelbſt, dahin gegan- gen zu ſeyn. Nachdem aber meine Frau wieder ruhig geworden war, konnte ich ſie von meiner Unſchuld wohl uͤberzeugen, aber noch jezt macht ſie mir, wenn ſie boͤſe iſt, uͤber dieſen Vorfall die bitterſten Vorwuͤrfe, und ich muß oft folgende ſchoͤ- ne Frage hoͤren: Sag mir'n mal, Menſchenkind, obs nicht wahr iſt, daß ich dich aus'm Hurenhaus geholt habe? das iſt nun freilich wahr, aber ich war doch unſchuldig, und verdiene daher keine Vorwuͤrfe dieſer Art.
Da
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lief ſie ſchnell zu meiner Frau und berichtete ihr,
ſo eben ſey ich in ein Hurenhaus gegangen. Ich
muß hier bemerken, daß ich durchaus von den
Verhaͤltniſſen der Hammern nichts wußte, und
daß es mir gaͤnzlich unbekannt war, daß ſie lie-
derliche Wirthſchaft betrieb: denn ſonſt wuͤrde ich
doch wenigſtens nicht am hellen Tage hingegan-
gen ſeyn. Meine Frau warf ſchnell ihren Mantel
hin und eilte mir nach, fand mich aber ganz al-
lein in der Stube der Hammern, weil dieſe weg-
gegangen war, Papier zu holen. Wie ſie mich
apoſtrophirt habe, moͤgen ſich meine Leſer ſelbſt
denken. Ich hatte alle Muͤhe, ſie nur in ſoferne
zu beſaͤnftigen, daß ſie nur keinen Skandal auf
der Straße machte, und das Grobzeug zuſammen
zog. Nun erfuhr ich alſo, in welchem Hauſe ich
geweſen war, und aͤrgerte mich ſelbſt, dahin gegan-
gen zu ſeyn. Nachdem aber meine Frau wieder
ruhig geworden war, konnte ich ſie von meiner
Unſchuld wohl uͤberzeugen, aber noch jezt macht
ſie mir, wenn ſie boͤſe iſt, uͤber dieſen Vorfall die
bitterſten Vorwuͤrfe, und ich muß oft folgende ſchoͤ-
ne Frage hoͤren: Sag mir'n mal, Menſchenkind,
obs nicht wahr iſt, daß ich dich aus'm Hurenhaus
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war doch unſchuldig, und verdiene daher keine
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/136>, abgerufen am 25.11.2024.
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