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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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nicht für den ganzen Tag, der konnte sich glück-
lich preißen. Mein Vetter Jacob hat sehr oft die
schwere Hand des fürchterlichen Orbilius Kratz füh-
len müssen. Ich erinnere mich noch, oft mit Un-
willen, oft mit Wohlbehagen, je nachdem ich ge-
stimmt bin, an die Schimpfwörter, womit Kratz
seine Scholaren zu compelliren pflegte. Ausser
den auch sonst gewöhnlichen, Esel, Flegel,
Schlingel, Röckel, Tölpel, Ochse, Narr,
Teufelskind u. d. gl. hatte er auch noch seine
vielleicht ihm ganz eigne: garstiger Wuhl,
Ofenlochsgabel, Kappesdorsche, -
benhengst, Dullullul, Federdüftchen,
Herr Schuzker, Kalidokes Schimpa-
hes, Ennerst und noch viele andre, die ich ver-
gessen habe. Nie rief er uns mit unsern eignen
Namen: wenn er einen fragen wollte, guckte er
ihn stier an, und schrie: "Na, hast'd keine Ohren,
du Wuhl, du Rübenhengst?" Folgte dann auf
vorgelegte Frage eine befriedigende Antwort, so
brummte er statt aller Approbation ein dumpfes
Hm, Hm, her; war er aber mit der gegebenen
Antwort nicht zufrieden, so kamen Schimpfwör-
ter und endlich derbe Ohrfeigen oder Stockhiebe.

Mein Onkel, Jacobs Vater, zog etwan 1767 oder
69 nach der Oberlausitz, und Jacob kam auf die Schu-
le nach Görlitz, dann auf die Universität nach Wit-

nicht fuͤr den ganzen Tag, der konnte ſich gluͤck-
lich preißen. Mein Vetter Jacob hat ſehr oft die
ſchwere Hand des fuͤrchterlichen Orbilius Kratz fuͤh-
len muͤſſen. Ich erinnere mich noch, oft mit Un-
willen, oft mit Wohlbehagen, je nachdem ich ge-
ſtimmt bin, an die Schimpfwoͤrter, womit Kratz
ſeine Scholaren zu compelliren pflegte. Auſſer
den auch ſonſt gewoͤhnlichen, Eſel, Flegel,
Schlingel, Roͤckel, Toͤlpel, Ochſe, Narr,
Teufelskind u. d. gl. hatte er auch noch ſeine
vielleicht ihm ganz eigne: garſtiger Wuhl,
Ofenlochsgabel, Kappesdorſche, Ruͤ-
benhengſt, Dullullul, Federduͤftchen,
Herr Schuzker, Kalidokes Schimpa-
hes, Ennerſt und noch viele andre, die ich ver-
geſſen habe. Nie rief er uns mit unſern eignen
Namen: wenn er einen fragen wollte, guckte er
ihn ſtier an, und ſchrie: „Na, haſt'd keine Ohren,
du Wuhl, du Ruͤbenhengſt?“ Folgte dann auf
vorgelegte Frage eine befriedigende Antwort, ſo
brummte er ſtatt aller Approbation ein dumpfes
Hm, Hm, her; war er aber mit der gegebenen
Antwort nicht zufrieden, ſo kamen Schimpfwoͤr-
ter und endlich derbe Ohrfeigen oder Stockhiebe.

Mein Onkel, Jacobs Vater, zog etwan 1767 oder
69 nach der Oberlauſitz, und Jacob kam auf die Schu-
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[121/0129] nicht fuͤr den ganzen Tag, der konnte ſich gluͤck- lich preißen. Mein Vetter Jacob hat ſehr oft die ſchwere Hand des fuͤrchterlichen Orbilius Kratz fuͤh- len muͤſſen. Ich erinnere mich noch, oft mit Un- willen, oft mit Wohlbehagen, je nachdem ich ge- ſtimmt bin, an die Schimpfwoͤrter, womit Kratz ſeine Scholaren zu compelliren pflegte. Auſſer den auch ſonſt gewoͤhnlichen, Eſel, Flegel, Schlingel, Roͤckel, Toͤlpel, Ochſe, Narr, Teufelskind u. d. gl. hatte er auch noch ſeine vielleicht ihm ganz eigne: garſtiger Wuhl, Ofenlochsgabel, Kappesdorſche, Ruͤ- benhengſt, Dullullul, Federduͤftchen, Herr Schuzker, Kalidokes Schimpa- hes, Ennerſt und noch viele andre, die ich ver- geſſen habe. Nie rief er uns mit unſern eignen Namen: wenn er einen fragen wollte, guckte er ihn ſtier an, und ſchrie: „Na, haſt'd keine Ohren, du Wuhl, du Ruͤbenhengſt?“ Folgte dann auf vorgelegte Frage eine befriedigende Antwort, ſo brummte er ſtatt aller Approbation ein dumpfes Hm, Hm, her; war er aber mit der gegebenen Antwort nicht zufrieden, ſo kamen Schimpfwoͤr- ter und endlich derbe Ohrfeigen oder Stockhiebe. Mein Onkel, Jacobs Vater, zog etwan 1767 oder 69 nach der Oberlauſitz, und Jacob kam auf die Schu- le nach Goͤrlitz, dann auf die Univerſitaͤt nach Wit-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/129>, abgerufen am 22.11.2024.