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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

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sprachen auch nicht anders, als jeder Andre würd[e]
gesprochen haben: aber es war schon Unrecht, und
dem Grundgesetz der Gleichheit zuwider, daß blos
Jakobinern der Weg zu öffentlichen Aemtern offen
stand. Darunter litt die National-Freyheit.

Das jacobinische Unwesen wurde bey den De-
lationen noch viel sichtbarer. Man durfte nur ei-
nem von der Volkssocietät misfallen, oder sonst
dessen Feindschaft auf sich laden, so lief man
schon Gefahr, seine Freyheit auf lange Zeit zu
verlieren. Man kennt die französischen Gefäng-
nisse, und weis, wie sehr viel brave Bürger in
den Jahren 1792, 93 und 94 in denselben ge-
schmachtet haben, und mit welchen Winkelzügen
und Finessen der Anhang des Berges die Los-
lassung dieser Unglücklichen gehindert hat. So
hatte zu Macon ein durchreisender Volontär ei-
nen Jakobiner beleidiget, doch nur so, daß die-
ser deswegen nicht klagen konnte. Als aber der
Volontär nachher nur sagte: sechs Livres in Pa-
pier wären ihm nicht so lieb, als ein Kronen-
thaler an Geld, so klagte ihn der Jakobiner an,
und er wurde flugs eingesteckt, und mußte über
vier Monate sitzen. Solcher Streiche sind gar
viele vorgefallen.

Als nun vollends die Jakobiner gar erklär-
ten, daß sie, so zu sagen, die Republik aus-

ſprachen auch nicht anders, als jeder Andre wuͤrd[e]
geſprochen haben: aber es war ſchon Unrecht, und
dem Grundgeſetz der Gleichheit zuwider, daß blos
Jakobinern der Weg zu oͤffentlichen Aemtern offen
ſtand. Darunter litt die National-Freyheit.

Das jacobiniſche Unweſen wurde bey den De-
lationen noch viel ſichtbarer. Man durfte nur ei-
nem von der Volksſocietaͤt misfallen, oder ſonſt
deſſen Feindſchaft auf ſich laden, ſo lief man
ſchon Gefahr, ſeine Freyheit auf lange Zeit zu
verlieren. Man kennt die franzoͤſiſchen Gefaͤng-
niſſe, und weis, wie ſehr viel brave Buͤrger in
den Jahren 1792, 93 und 94 in denſelben ge-
ſchmachtet haben, und mit welchen Winkelzuͤgen
und Fineſſen der Anhang des Berges die Los-
laſſung dieſer Ungluͤcklichen gehindert hat. So
hatte zu Mâcon ein durchreiſender Volontaͤr ei-
nen Jakobiner beleidiget, doch nur ſo, daß die-
ſer deswegen nicht klagen konnte. Als aber der
Volontaͤr nachher nur ſagte: ſechs Livres in Pa-
pier waͤren ihm nicht ſo lieb, als ein Kronen-
thaler an Geld, ſo klagte ihn der Jakobiner an,
und er wurde flugs eingeſteckt, und mußte uͤber
vier Monate ſitzen. Solcher Streiche ſind gar
viele vorgefallen.

Als nun vollends die Jakobiner gar erklaͤr-
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[46/0050] ſprachen auch nicht anders, als jeder Andre wuͤrde geſprochen haben: aber es war ſchon Unrecht, und dem Grundgeſetz der Gleichheit zuwider, daß blos Jakobinern der Weg zu oͤffentlichen Aemtern offen ſtand. Darunter litt die National-Freyheit. Das jacobiniſche Unweſen wurde bey den De- lationen noch viel ſichtbarer. Man durfte nur ei- nem von der Volksſocietaͤt misfallen, oder ſonſt deſſen Feindſchaft auf ſich laden, ſo lief man ſchon Gefahr, ſeine Freyheit auf lange Zeit zu verlieren. Man kennt die franzoͤſiſchen Gefaͤng- niſſe, und weis, wie ſehr viel brave Buͤrger in den Jahren 1792, 93 und 94 in denſelben ge- ſchmachtet haben, und mit welchen Winkelzuͤgen und Fineſſen der Anhang des Berges die Los- laſſung dieſer Ungluͤcklichen gehindert hat. So hatte zu Mâcon ein durchreiſender Volontaͤr ei- nen Jakobiner beleidiget, doch nur ſo, daß die- ſer deswegen nicht klagen konnte. Als aber der Volontaͤr nachher nur ſagte: ſechs Livres in Pa- pier waͤren ihm nicht ſo lieb, als ein Kronen- thaler an Geld, ſo klagte ihn der Jakobiner an, und er wurde flugs eingeſteckt, und mußte uͤber vier Monate ſitzen. Solcher Streiche ſind gar viele vorgefallen. Als nun vollends die Jakobiner gar erklaͤr- ten, daß ſie, ſo zu ſagen, die Republik aus-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/50>, abgerufen am 24.11.2024.