dachten, sie müßten den Korporalsstock auch in Frankreich führen, denn ohne Stock sey halter kei- ne Zucht bey den Leuten herauszubringen. Von da an trugen sie also Stöcke a la Kaiserli[k], wie die Franzosen sagten, und schlugen brav auf die Leute ein. Die Offiziere billigten dieses, und so haben viele Kaiserliche wegen Exzesse Hiebe bekommen. Die Exzesse waren meistens Widersezlichkeit der Bu[r]sche gegen die despotischen Befehle der Offiziere und der elenden Halters, d. i. der Unteroffiziere.
Der Friedensrichter zu Dijon erfuhr en[d]lich das Unwesen, und gab die strengsten Befehle da- wider, mit Hülfe der Municipalität. Es sey in den Gesetzen verboten, Menschen wie Hunde zu behandeln, sagte er: wenigstens sollte dieses auf französischem Boden nicht geschehen. Wollten sich die Leute einmal prügeln lassen, so mögten sie war- ten, bis sie wieder in das Land kämen, wo Prü- gel und andre Infamien Mode wären u. s. w. Dieser Befehl wurde angeschlagen, und nun hatte die Despotie der Stockherren ein Ende. Doch war einer da, welcher versicherte: daß, wenn er nur erst wieder zum Regiment käme, mancher noch derbe Hiebe bekommen sollte. Er schrieb sich die Prügel-Candidaten sogar besonders auf.
Ohngefähr 4 Stunden von Dijon arbeiteten einige Gefangne in einem Dorfe. Hier wurden
dachten, ſie muͤßten den Korporalsſtock auch in Frankreich fuͤhren, denn ohne Stock ſey halter kei- ne Zucht bey den Leuten herauszubringen. Von da an trugen ſie alſo Stoͤcke à la Kaiſerli[k], wie die Franzoſen ſagten, und ſchlugen brav auf die Leute ein. Die Offiziere billigten dieſes, und ſo haben viele Kaiſerliche wegen Exzeſſe Hiebe bekommen. Die Exzeſſe waren meiſtens Widerſezlichkeit der Bu[r]ſche gegen die deſpotiſchen Befehle der Offiziere und der elenden Halters, d. i. der Unteroffiziere.
Der Friedensrichter zu Dijon erfuhr en[d]lich das Unweſen, und gab die ſtrengſten Befehle da- wider, mit Huͤlfe der Municipalitaͤt. Es ſey in den Geſetzen verboten, Menſchen wie Hunde zu behandeln, ſagte er: wenigſtens ſollte dieſes auf franzoͤſiſchem Boden nicht geſchehen. Wollten ſich die Leute einmal pruͤgeln laſſen, ſo moͤgten ſie war- ten, bis ſie wieder in das Land kaͤmen, wo Pruͤ- gel und andre Infamien Mode waͤren u. ſ. w. Dieſer Befehl wurde angeſchlagen, und nun hatte die Deſpotie der Stockherren ein Ende. Doch war einer da, welcher verſicherte: daß, wenn er nur erſt wieder zum Regiment kaͤme, mancher noch derbe Hiebe bekommen ſollte. Er ſchrieb ſich die Pruͤgel-Candidaten ſogar beſonders auf.
Ohngefaͤhr 4 Stunden von Dijon arbeiteten einige Gefangne in einem Dorfe. Hier wurden
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dachten, ſie muͤßten den Korporalsſtock auch in
Frankreich fuͤhren, denn ohne Stock ſey halter kei-
ne Zucht bey den Leuten herauszubringen. Von
da an trugen ſie alſo Stoͤcke à la Kaiſerlik, wie die
Franzoſen ſagten, und ſchlugen brav auf die Leute
ein. Die Offiziere billigten dieſes, und ſo haben
viele Kaiſerliche wegen Exzeſſe Hiebe bekommen.
Die Exzeſſe waren meiſtens Widerſezlichkeit der
Burſche gegen die deſpotiſchen Befehle der Offiziere
und der elenden Halters, d. i. der Unteroffiziere.
Der Friedensrichter zu Dijon erfuhr endlich
das Unweſen, und gab die ſtrengſten Befehle da-
wider, mit Huͤlfe der Municipalitaͤt. Es ſey in
den Geſetzen verboten, Menſchen wie Hunde zu
behandeln, ſagte er: wenigſtens ſollte dieſes auf
franzoͤſiſchem Boden nicht geſchehen. Wollten ſich
die Leute einmal pruͤgeln laſſen, ſo moͤgten ſie war-
ten, bis ſie wieder in das Land kaͤmen, wo Pruͤ-
gel und andre Infamien Mode waͤren u. ſ. w.
Dieſer Befehl wurde angeſchlagen, und nun hatte
die Deſpotie der Stockherren ein Ende. Doch war
einer da, welcher verſicherte: daß, wenn er nur
erſt wieder zum Regiment kaͤme, mancher noch
derbe Hiebe bekommen ſollte. Er ſchrieb ſich die
Pruͤgel-Candidaten ſogar beſonders auf.
Ohngefaͤhr 4 Stunden von Dijon arbeiteten
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/40>, abgerufen am 24.11.2024.
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