Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

nebst den Feldscheerern, 3 Livres; und dafür ließ
sich ganz gut leben und auch noch für Kleidung und
andre Bedürfnisse sorgen. Ich habe Offiziere ge-
sehen, welche zerlumpt und zerrissen ankamen,
und bald hernach recht artig gekleidet erschienen
sind. Ueberdieß hatten die gefangnen Offiziere
recht artige Zimmer, wenigstens immer so artige,
als sie selbige in ihrer Garnison haben mögen:
auch recht gute Betten, die ihnen jeden Monat
frisch gedeckt wurden: mit einem Worte, sie be-
fanden sich so behaglich, daß sie höchst undankbar
gegen die französische Nation seyn müßten, wenn
sie sich über üble Behandlung und Härte beschwe-
ren wollten.

Man hat freilich auch Gefangne bestraft, allein
die hatten ihre Strafe gar wohl verdient, und man
hätte sie weit ärger bestraft, wenn sie Franzosen
gewesen wären.

Anfänglich war den Offizieren und Unteroffi-
zieren die Aufsicht über die Kriegsgefangnen an-
vertraut, die denn auch gerade so mit ihnen um-
gingen, als sonst in der Garnison. Doch ist das
blos von den Kaiserlichen und Preußen zu verste-
hen: denn den Hannoveranern, Hessen und Pie-
montesern muß ich nachsagen, daß sie sich um ihre
Leute gar nicht bekümmert haben. Die Kaiserli-
chen Herren, besonders die lieblichen Unteroffiziere

nebſt den Feldſcheerern, 3 Livres; und dafuͤr ließ
ſich ganz gut leben und auch noch fuͤr Kleidung und
andre Beduͤrfniſſe ſorgen. Ich habe Offiziere ge-
ſehen, welche zerlumpt und zerriſſen ankamen,
und bald hernach recht artig gekleidet erſchienen
ſind. Ueberdieß hatten die gefangnen Offiziere
recht artige Zimmer, wenigſtens immer ſo artige,
als ſie ſelbige in ihrer Garniſon haben moͤgen:
auch recht gute Betten, die ihnen jeden Monat
friſch gedeckt wurden: mit einem Worte, ſie be-
fanden ſich ſo behaglich, daß ſie hoͤchſt undankbar
gegen die franzoͤſiſche Nation ſeyn muͤßten, wenn
ſie ſich uͤber uͤble Behandlung und Haͤrte beſchwe-
ren wollten.

Man hat freilich auch Gefangne beſtraft, allein
die hatten ihre Strafe gar wohl verdient, und man
haͤtte ſie weit aͤrger beſtraft, wenn ſie Franzoſen
geweſen waͤren.

Anfaͤnglich war den Offizieren und Unteroffi-
zieren die Aufſicht uͤber die Kriegsgefangnen an-
vertraut, die denn auch gerade ſo mit ihnen um-
gingen, als ſonſt in der Garniſon. Doch iſt das
blos von den Kaiſerlichen und Preußen zu verſte-
hen: denn den Hannoveranern, Heſſen und Pie-
monteſern muß ich nachſagen, daß ſie ſich um ihre
Leute gar nicht bekuͤmmert haben. Die Kaiſerli-
chen Herren, beſonders die lieblichen Unteroffiziere

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0039" n="35"/>
neb&#x017F;t den Feld&#x017F;cheerern, 3 Livres; und dafu&#x0364;r ließ<lb/>
&#x017F;ich ganz gut leben und auch noch fu&#x0364;r Kleidung und<lb/>
andre Bedu&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;e &#x017F;orgen. Ich habe Offiziere ge-<lb/>
&#x017F;ehen, welche zerlumpt und zerri&#x017F;&#x017F;en ankamen,<lb/>
und bald hernach recht artig gekleidet er&#x017F;chienen<lb/>
&#x017F;ind. Ueberdieß hatten die gefangnen Offiziere<lb/>
recht artige Zimmer, wenig&#x017F;tens immer &#x017F;o artige,<lb/>
als &#x017F;ie &#x017F;elbige in ihrer Garni&#x017F;on haben mo&#x0364;gen:<lb/>
auch recht gute Betten, die ihnen jeden Monat<lb/>
fri&#x017F;ch gedeckt wurden: mit einem Worte, &#x017F;ie be-<lb/>
fanden &#x017F;ich &#x017F;o behaglich, daß &#x017F;ie ho&#x0364;ch&#x017F;t undankbar<lb/>
gegen die franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Nation &#x017F;eyn mu&#x0364;ßten, wenn<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich u&#x0364;ber u&#x0364;ble Behandlung und Ha&#x0364;rte be&#x017F;chwe-<lb/>
ren wollten.</p><lb/>
        <p>Man hat freilich auch Gefangne be&#x017F;traft, allein<lb/>
die hatten ihre Strafe gar wohl verdient, und man<lb/>
ha&#x0364;tte &#x017F;ie weit a&#x0364;rger be&#x017F;traft, wenn &#x017F;ie Franzo&#x017F;en<lb/>
gewe&#x017F;en wa&#x0364;ren.</p><lb/>
        <p>Anfa&#x0364;nglich war den Offizieren und Unteroffi-<lb/>
zieren die Auf&#x017F;icht u&#x0364;ber die Kriegsgefangnen an-<lb/>
vertraut, die denn auch gerade &#x017F;o mit ihnen um-<lb/>
gingen, als &#x017F;on&#x017F;t in der Garni&#x017F;on. Doch i&#x017F;t das<lb/>
blos von den Kai&#x017F;erlichen und Preußen zu ver&#x017F;te-<lb/>
hen: denn den Hannoveranern, He&#x017F;&#x017F;en und Pie-<lb/>
monte&#x017F;ern muß ich nach&#x017F;agen, daß &#x017F;ie &#x017F;ich um ihre<lb/>
Leute gar nicht beku&#x0364;mmert haben. Die Kai&#x017F;erli-<lb/>
chen Herren, be&#x017F;onders die lieblichen Unteroffiziere<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0039] nebſt den Feldſcheerern, 3 Livres; und dafuͤr ließ ſich ganz gut leben und auch noch fuͤr Kleidung und andre Beduͤrfniſſe ſorgen. Ich habe Offiziere ge- ſehen, welche zerlumpt und zerriſſen ankamen, und bald hernach recht artig gekleidet erſchienen ſind. Ueberdieß hatten die gefangnen Offiziere recht artige Zimmer, wenigſtens immer ſo artige, als ſie ſelbige in ihrer Garniſon haben moͤgen: auch recht gute Betten, die ihnen jeden Monat friſch gedeckt wurden: mit einem Worte, ſie be- fanden ſich ſo behaglich, daß ſie hoͤchſt undankbar gegen die franzoͤſiſche Nation ſeyn muͤßten, wenn ſie ſich uͤber uͤble Behandlung und Haͤrte beſchwe- ren wollten. Man hat freilich auch Gefangne beſtraft, allein die hatten ihre Strafe gar wohl verdient, und man haͤtte ſie weit aͤrger beſtraft, wenn ſie Franzoſen geweſen waͤren. Anfaͤnglich war den Offizieren und Unteroffi- zieren die Aufſicht uͤber die Kriegsgefangnen an- vertraut, die denn auch gerade ſo mit ihnen um- gingen, als ſonſt in der Garniſon. Doch iſt das blos von den Kaiſerlichen und Preußen zu verſte- hen: denn den Hannoveranern, Heſſen und Pie- monteſern muß ich nachſagen, daß ſie ſich um ihre Leute gar nicht bekuͤmmert haben. Die Kaiſerli- chen Herren, beſonders die lieblichen Unteroffiziere

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/39
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/39>, abgerufen am 21.11.2024.