Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

zweckmäßig ausgeführt: fast Alles wird durch Ne-
potismus, Egoismus, Indolenz, Unwissenheit
in der Regierungskunst, und durch Schwelgerey
verdorben." -- Man wird, sage ich, dieß alles
hier bestätigt finden, und sehen, daß Mainz,
durch das volle Maaß aller hier angeführten Fehler,
der nöthigen Vertheidigungs-Anstalten und Mittel
beraubt war; daß Eickemeyers Plane und
dringende Vorstellungen wenig oder gar nicht ge-
achtet wurden; daß eben dieser Mann, als dama-
liger Ingenieur-Obrist-Leutnant in Mainz, alles
aufgebothen hat, diese wichtige Festung gegen den
Anfall der Franzosen zu vertheidigen; aber umsonst,
und daß es folglich dem General Cüstine nur ein
Spielwerk war, Mainz ohne Belagerung oder
Sturm, wie auch ohne alle Verrätherey, blos durch
die Indolenz der Regierung, einzunehmen, und sich
nun hier so festzusetzen, daß Deutschland noch lange
Ach und Wehe darüber schreien wird. --

Doktor Bahrdt berichtet in seiner Lebensbe-
schreibung, daß einige Hallenser geglaubt haben,
er besitze große Macht über die Geisterwelt, und
könne Geister citiren, da er den Höllenzwang
des D. Faust besitze. Eben dieses ist mir diesen
Sommer begegnet. Ein Bauer kam zu mir, und
sagte, daß er von jemanden geschickt sey, mich zu
fragen, ob ich lateinisch verstünde und hebräisch le-

zweckmaͤßig ausgefuͤhrt: faſt Alles wird durch Ne-
potismus, Egoismus, Indolenz, Unwiſſenheit
in der Regierungskunſt, und durch Schwelgerey
verdorben.“ — Man wird, ſage ich, dieß alles
hier beſtaͤtigt finden, und ſehen, daß Mainz,
durch das volle Maaß aller hier angefuͤhrten Fehler,
der noͤthigen Vertheidigungs-Anſtalten und Mittel
beraubt war; daß Eickemeyers Plane und
dringende Vorſtellungen wenig oder gar nicht ge-
achtet wurden; daß eben dieſer Mann, als dama-
liger Ingenieur-Obriſt-Leutnant in Mainz, alles
aufgebothen hat, dieſe wichtige Feſtung gegen den
Anfall der Franzoſen zu vertheidigen; aber umſonſt,
und daß es folglich dem General Cuͤſtine nur ein
Spielwerk war, Mainz ohne Belagerung oder
Sturm, wie auch ohne alle Verraͤtherey, blos durch
die Indolenz der Regierung, einzunehmen, und ſich
nun hier ſo feſtzuſetzen, daß Deutſchland noch lange
Ach und Wehe daruͤber ſchreien wird. —

Doktor Bahrdt berichtet in ſeiner Lebensbe-
ſchreibung, daß einige Hallenſer geglaubt haben,
er beſitze große Macht uͤber die Geiſterwelt, und
koͤnne Geiſter citiren, da er den Hoͤllenzwang
des D. Fauſt beſitze. Eben dieſes iſt mir dieſen
Sommer begegnet. Ein Bauer kam zu mir, und
ſagte, daß er von jemanden geſchickt ſey, mich zu
fragen, ob ich lateiniſch verſtuͤnde und hebraͤiſch le-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0347" n="343"/>
zweckma&#x0364;ßig ausgefu&#x0364;hrt: fa&#x017F;t Alles wird durch Ne-<lb/>
potismus, Egoismus, Indolenz, Unwi&#x017F;&#x017F;enheit<lb/>
in der Regierungskun&#x017F;t, und durch Schwelgerey<lb/>
verdorben.&#x201C; &#x2014; Man wird, &#x017F;age ich, dieß alles<lb/>
hier be&#x017F;ta&#x0364;tigt finden, und &#x017F;ehen, daß <hi rendition="#g">Mainz</hi>,<lb/>
durch das volle Maaß aller hier angefu&#x0364;hrten Fehler,<lb/>
der no&#x0364;thigen Vertheidigungs-An&#x017F;talten und Mittel<lb/>
beraubt war; daß <hi rendition="#g">Eickemeyers</hi> Plane und<lb/>
dringende Vor&#x017F;tellungen wenig oder gar nicht ge-<lb/>
achtet wurden; daß eben die&#x017F;er Mann, als dama-<lb/>
liger Ingenieur-Obri&#x017F;t-Leutnant in Mainz, alles<lb/>
aufgebothen hat, die&#x017F;e wichtige Fe&#x017F;tung gegen den<lb/>
Anfall der Franzo&#x017F;en zu vertheidigen; aber um&#x017F;on&#x017F;t,<lb/>
und daß es folglich dem General <hi rendition="#g">Cu&#x0364;&#x017F;tine</hi> nur ein<lb/>
Spielwerk war, <hi rendition="#g">Mainz</hi> ohne Belagerung oder<lb/>
Sturm, wie auch ohne alle Verra&#x0364;therey, blos durch<lb/>
die Indolenz der Regierung, einzunehmen, und &#x017F;ich<lb/>
nun hier &#x017F;o fe&#x017F;tzu&#x017F;etzen, daß Deut&#x017F;chland noch lange<lb/>
Ach und Wehe daru&#x0364;ber &#x017F;chreien wird. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Doktor <hi rendition="#g">Bahrdt</hi> berichtet in &#x017F;einer Lebensbe-<lb/>
&#x017F;chreibung, daß einige Hallen&#x017F;er geglaubt haben,<lb/>
er be&#x017F;itze große Macht u&#x0364;ber die Gei&#x017F;terwelt, und<lb/>
ko&#x0364;nne Gei&#x017F;ter citiren, da er den <hi rendition="#g">Ho&#x0364;llenzwang</hi><lb/>
des D. <hi rendition="#g">Fau&#x017F;t</hi> be&#x017F;itze. Eben die&#x017F;es i&#x017F;t mir die&#x017F;en<lb/>
Sommer begegnet. Ein Bauer kam zu mir, und<lb/>
&#x017F;agte, daß er von jemanden ge&#x017F;chickt &#x017F;ey, mich zu<lb/>
fragen, ob ich lateini&#x017F;ch ver&#x017F;tu&#x0364;nde und hebra&#x0364;i&#x017F;ch le-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[343/0347] zweckmaͤßig ausgefuͤhrt: faſt Alles wird durch Ne- potismus, Egoismus, Indolenz, Unwiſſenheit in der Regierungskunſt, und durch Schwelgerey verdorben.“ — Man wird, ſage ich, dieß alles hier beſtaͤtigt finden, und ſehen, daß Mainz, durch das volle Maaß aller hier angefuͤhrten Fehler, der noͤthigen Vertheidigungs-Anſtalten und Mittel beraubt war; daß Eickemeyers Plane und dringende Vorſtellungen wenig oder gar nicht ge- achtet wurden; daß eben dieſer Mann, als dama- liger Ingenieur-Obriſt-Leutnant in Mainz, alles aufgebothen hat, dieſe wichtige Feſtung gegen den Anfall der Franzoſen zu vertheidigen; aber umſonſt, und daß es folglich dem General Cuͤſtine nur ein Spielwerk war, Mainz ohne Belagerung oder Sturm, wie auch ohne alle Verraͤtherey, blos durch die Indolenz der Regierung, einzunehmen, und ſich nun hier ſo feſtzuſetzen, daß Deutſchland noch lange Ach und Wehe daruͤber ſchreien wird. — Doktor Bahrdt berichtet in ſeiner Lebensbe- ſchreibung, daß einige Hallenſer geglaubt haben, er beſitze große Macht uͤber die Geiſterwelt, und koͤnne Geiſter citiren, da er den Hoͤllenzwang des D. Fauſt beſitze. Eben dieſes iſt mir dieſen Sommer begegnet. Ein Bauer kam zu mir, und ſagte, daß er von jemanden geſchickt ſey, mich zu fragen, ob ich lateiniſch verſtuͤnde und hebraͤiſch le-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/347
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/347>, abgerufen am 22.07.2024.