erlernen, so daß man sich über alles in der Welt Vorkommende hinlänglich auszudrücken vermögend werde: und nach welchem ähnlichen Buche hat dieß bis jezt geschehen können? Ueberdieß lernt der Eleve hier nicht blos Sprache: er lernt in jedem Pensum auch etwas nützliches und allgemein brauch- bares. Es werden hier keine zweydeutigen Anek- doten ausgekramt, keine abgerißnen Bruchstücke aufgestellt, die den Flattergeist der Jugend noch mehr zum Flattern verwöhnen; es wird keine fade Moral oder Ascetik geprediget -- nein, es wer- den lauter Sachen vorgetragen, welche in der Na- tur, in dem Menschen und in seinen Verhältnissen wirklich, folglich wahr und gut enthalten sind, und dieß in einem planmäßigen Zusammenhange, so daß jeder Lehrer, welcher in der Sokratischen Hebammenkunst kein Fremdling ist, hier den Weg geebnet findet, die guten Eigenschaften des Ob- jektiven zum subjektiven Eigenthume seiner Zög- linge bald und mit Interesse umzuschaffen. -- Wenigstens sieht hier jeder, was in der Welt zu wissen nothwendig, nützlich und gut ist: die Elemente für das Studium seiner Lebenszeit sind vorgezeichnet; und wer hierin bewandert ist, er sey Mann oder Weib, Jüngling oder Mädchen, wird gewiß selten in die Verlegenheit gerathen, ein- zeln oder in Gesellschaft, auf dem Felde oder zu
erlernen, ſo daß man ſich uͤber alles in der Welt Vorkommende hinlaͤnglich auszudruͤcken vermoͤgend werde: und nach welchem aͤhnlichen Buche hat dieß bis jezt geſchehen koͤnnen? Ueberdieß lernt der Eleve hier nicht blos Sprache: er lernt in jedem Penſum auch etwas nuͤtzliches und allgemein brauch- bares. Es werden hier keine zweydeutigen Anek- doten ausgekramt, keine abgerißnen Bruchſtuͤcke aufgeſtellt, die den Flattergeiſt der Jugend noch mehr zum Flattern verwoͤhnen; es wird keine fade Moral oder Aſcetik geprediget — nein, es wer- den lauter Sachen vorgetragen, welche in der Na- tur, in dem Menſchen und in ſeinen Verhaͤltniſſen wirklich, folglich wahr und gut enthalten ſind, und dieß in einem planmaͤßigen Zuſammenhange, ſo daß jeder Lehrer, welcher in der Sokratiſchen Hebammenkunſt kein Fremdling iſt, hier den Weg geebnet findet, die guten Eigenſchaften des Ob- jektiven zum ſubjektiven Eigenthume ſeiner Zoͤg- linge bald und mit Intereſſe umzuſchaffen. — Wenigſtens ſieht hier jeder, was in der Welt zu wiſſen nothwendig, nuͤtzlich und gut iſt: die Elemente fuͤr das Studium ſeiner Lebenszeit ſind vorgezeichnet; und wer hierin bewandert iſt, er ſey Mann oder Weib, Juͤngling oder Maͤdchen, wird gewiß ſelten in die Verlegenheit gerathen, ein- zeln oder in Geſellſchaft, auf dem Felde oder zu
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0306"n="302"/>
erlernen, ſo daß man ſich uͤber alles in der Welt<lb/>
Vorkommende hinlaͤnglich auszudruͤcken vermoͤgend<lb/>
werde: und nach welchem aͤhnlichen Buche hat dieß<lb/>
bis jezt geſchehen koͤnnen? Ueberdieß lernt der<lb/>
Eleve hier nicht blos Sprache: er lernt in jedem<lb/>
Penſum auch etwas nuͤtzliches und allgemein brauch-<lb/>
bares. Es werden hier keine zweydeutigen Anek-<lb/>
doten ausgekramt, keine abgerißnen Bruchſtuͤcke<lb/>
aufgeſtellt, die den Flattergeiſt der Jugend noch<lb/>
mehr zum Flattern verwoͤhnen; es wird keine fade<lb/>
Moral oder Aſcetik geprediget — nein, es wer-<lb/>
den lauter Sachen vorgetragen, welche in der Na-<lb/>
tur, in dem Menſchen und in ſeinen Verhaͤltniſſen<lb/>
wirklich, folglich wahr und gut enthalten ſind,<lb/>
und dieß in einem planmaͤßigen Zuſammenhange,<lb/>ſo daß jeder Lehrer, welcher in der Sokratiſchen<lb/>
Hebammenkunſt kein Fremdling iſt, hier den Weg<lb/>
geebnet findet, die guten Eigenſchaften des Ob-<lb/>
jektiven zum ſubjektiven Eigenthume ſeiner Zoͤg-<lb/>
linge <hirendition="#g">bald und mit Intereſſe</hi> umzuſchaffen.<lb/>— Wenigſtens ſieht hier jeder, was in der Welt<lb/>
zu wiſſen <hirendition="#g">nothwendig</hi>, <hirendition="#g">nuͤtzlich</hi> und <hirendition="#g">gut</hi> iſt:<lb/>
die Elemente fuͤr das Studium ſeiner Lebenszeit<lb/>ſind vorgezeichnet; und wer hierin bewandert iſt,<lb/>
er ſey Mann oder Weib, Juͤngling oder Maͤdchen,<lb/>
wird gewiß ſelten in die Verlegenheit gerathen, ein-<lb/>
zeln oder in Geſellſchaft, auf dem Felde oder zu<lb/></p></div></body></text></TEI>
[302/0306]
erlernen, ſo daß man ſich uͤber alles in der Welt
Vorkommende hinlaͤnglich auszudruͤcken vermoͤgend
werde: und nach welchem aͤhnlichen Buche hat dieß
bis jezt geſchehen koͤnnen? Ueberdieß lernt der
Eleve hier nicht blos Sprache: er lernt in jedem
Penſum auch etwas nuͤtzliches und allgemein brauch-
bares. Es werden hier keine zweydeutigen Anek-
doten ausgekramt, keine abgerißnen Bruchſtuͤcke
aufgeſtellt, die den Flattergeiſt der Jugend noch
mehr zum Flattern verwoͤhnen; es wird keine fade
Moral oder Aſcetik geprediget — nein, es wer-
den lauter Sachen vorgetragen, welche in der Na-
tur, in dem Menſchen und in ſeinen Verhaͤltniſſen
wirklich, folglich wahr und gut enthalten ſind,
und dieß in einem planmaͤßigen Zuſammenhange,
ſo daß jeder Lehrer, welcher in der Sokratiſchen
Hebammenkunſt kein Fremdling iſt, hier den Weg
geebnet findet, die guten Eigenſchaften des Ob-
jektiven zum ſubjektiven Eigenthume ſeiner Zoͤg-
linge bald und mit Intereſſe umzuſchaffen.
— Wenigſtens ſieht hier jeder, was in der Welt
zu wiſſen nothwendig, nuͤtzlich und gut iſt:
die Elemente fuͤr das Studium ſeiner Lebenszeit
ſind vorgezeichnet; und wer hierin bewandert iſt,
er ſey Mann oder Weib, Juͤngling oder Maͤdchen,
wird gewiß ſelten in die Verlegenheit gerathen, ein-
zeln oder in Geſellſchaft, auf dem Felde oder zu
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/306>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.