ich weiß, was er mir gewesen ist, und noch ist. Das wissen nicht Viele, und darum könnten ihn die, welche ihn nicht näher kennen, gerade meinet- wegen verkennen. Um diesem vorzubeugen, hielt ich es für Pflicht, ihn und seine Art, mich zu be- handeln, in einer Scene aufzustellen, die ich nie vergessen werde. Ich wiederhole es:
Unica fortunis ara reperta meis!
Was Hr. Bispink für mein Inneres that, that Madame Bispink für mein Aeußeres. Diese brave Frau hat ganz das Geschicke, jeman- den auf eine feine, meist recht witzige Art, auf das aufmerksam zu machen, was einem sonst ent- geht, wenn's gleich nahe vor den Füßen liegt. Sie hat Hn. Bispink und mich durch ihre uner- warteten Bemerkungen, und durch ihre eigne naive Art dabey, oft über Tisch lachen gemacht. Hatten wir ausgelacht, so fügte sie hinzu: "Nun, Kin- der, nun habt ihr ausgelacht: aber nun seyd auch hübsch artig, und macht nicht, daß ich euch noch einmal lachen machen muß: sonst versalzt sich un- sere Mahlzeit." -- Ich merkte, was das gesagt war, und war auf meiner Hut forthin mehr, so- wohl in Rücksicht auf meine Kleidung, als in Rück- sicht auf meinen alten studentischen Schnurren- Ton.
ich weiß, was er mir geweſen iſt, und noch iſt. Das wiſſen nicht Viele, und darum koͤnnten ihn die, welche ihn nicht naͤher kennen, gerade meinet- wegen verkennen. Um dieſem vorzubeugen, hielt ich es fuͤr Pflicht, ihn und ſeine Art, mich zu be- handeln, in einer Scene aufzuſtellen, die ich nie vergeſſen werde. Ich wiederhole es:
Unica fortunis ara reperta meis!
Was Hr. Bispink fuͤr mein Inneres that, that Madame Bispink fuͤr mein Aeußeres. Dieſe brave Frau hat ganz das Geſchicke, jeman- den auf eine feine, meiſt recht witzige Art, auf das aufmerkſam zu machen, was einem ſonſt ent- geht, wenn's gleich nahe vor den Fuͤßen liegt. Sie hat Hn. Bispink und mich durch ihre uner- warteten Bemerkungen, und durch ihre eigne naive Art dabey, oft uͤber Tiſch lachen gemacht. Hatten wir ausgelacht, ſo fuͤgte ſie hinzu: „Nun, Kin- der, nun habt ihr ausgelacht: aber nun ſeyd auch huͤbſch artig, und macht nicht, daß ich euch noch einmal lachen machen muß: ſonſt verſalzt ſich un- ſere Mahlzeit.“ — Ich merkte, was das geſagt war, und war auf meiner Hut forthin mehr, ſo- wohl in Ruͤckſicht auf meine Kleidung, als in Ruͤck- ſicht auf meinen alten ſtudentiſchen Schnurren- Ton.
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ich weiß, was er mir geweſen iſt, und noch iſt.
Das wiſſen nicht Viele, und darum koͤnnten ihn
die, welche ihn nicht naͤher kennen, gerade meinet-
wegen verkennen. Um dieſem vorzubeugen, hielt
ich es fuͤr Pflicht, ihn und ſeine Art, mich zu be-
handeln, in einer Scene aufzuſtellen, die ich nie
vergeſſen werde. Ich wiederhole es:
Unica fortunis ara reperta meis!
Was Hr. Bispink fuͤr mein Inneres that,
that Madame Bispink fuͤr mein Aeußeres.
Dieſe brave Frau hat ganz das Geſchicke, jeman-
den auf eine feine, meiſt recht witzige Art, auf
das aufmerkſam zu machen, was einem ſonſt ent-
geht, wenn's gleich nahe vor den Fuͤßen liegt.
Sie hat Hn. Bispink und mich durch ihre uner-
warteten Bemerkungen, und durch ihre eigne naive
Art dabey, oft uͤber Tiſch lachen gemacht. Hatten
wir ausgelacht, ſo fuͤgte ſie hinzu: „Nun, Kin-
der, nun habt ihr ausgelacht: aber nun ſeyd auch
huͤbſch artig, und macht nicht, daß ich euch noch
einmal lachen machen muß: ſonſt verſalzt ſich un-
ſere Mahlzeit.“ — Ich merkte, was das geſagt
war, und war auf meiner Hut forthin mehr, ſo-
wohl in Ruͤckſicht auf meine Kleidung, als in Ruͤck-
ſicht auf meinen alten ſtudentiſchen Schnurren-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/285>, abgerufen am 22.11.2024.
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