Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

Ich verstand die Prämissen dieses Schlusses, und
ließ für mich bezahlen. Vom Ballhause gings auf
den Fürstenkeller zu Bruder Nicander, ehedem
Student der Theologie, und jezt auch Schenkwirth.
Hier dankte mir ein gewisser Jemand für die Rela-
tionen über Hrn. Hofrath Schnaubert im an-
dern Bande dieses Werkes. Nachher führten mich
meine Bierkumpane auf die Oehlmühle, wo Musik
war, und getanzt wurde. Hier fand ich zwey mei-
ner uralten Bekannten, nämlich den Jenaer Fecht-
meister, ehemals Sternwirth, Hochhausen,
und den Hrn. Asal von Karlsruhe, der vor 13
Jahren schon einmal zu Jena studirt hatte. Hoch-
hausen ist bald nachher gestorben, und hat so sei-
ner abentheuerlichen Rolle ein Ende gemacht. Er
ruhe in Frieden! --

Bey Gelegenheit der Oehlmühle zu Jena muß
ich anmerken, daß der sogenannte Comment
der Jenenser von dem der übrigen Universitäten in
Deutschland sehr verschieden ist, ich meyne in Rück-
sicht auf den Umgang mit Bürgern, Handwerks-
burschen und Bedienten. Erstere heißen durchaus
auf allen Universitäten Philister; und selten
geht ein rechtlicher Student, sonst honoriger
Bursch
genannt, mit einem Philister um, außer
wenn von ihm er borgen will, oder wenn der Phi-
lister eine gefällige Frau, eine hübsche Tochter u.

Ich verſtand die Praͤmiſſen dieſes Schluſſes, und
ließ fuͤr mich bezahlen. Vom Ballhauſe gings auf
den Fuͤrſtenkeller zu Bruder Nicander, ehedem
Student der Theologie, und jezt auch Schenkwirth.
Hier dankte mir ein gewiſſer Jemand fuͤr die Rela-
tionen uͤber Hrn. Hofrath Schnaubert im an-
dern Bande dieſes Werkes. Nachher fuͤhrten mich
meine Bierkumpane auf die Oehlmuͤhle, wo Muſik
war, und getanzt wurde. Hier fand ich zwey mei-
ner uralten Bekannten, naͤmlich den Jenaer Fecht-
meiſter, ehemals Sternwirth, Hochhauſen,
und den Hrn. Aſal von Karlsruhe, der vor 13
Jahren ſchon einmal zu Jena ſtudirt hatte. Hoch-
hauſen iſt bald nachher geſtorben, und hat ſo ſei-
ner abentheuerlichen Rolle ein Ende gemacht. Er
ruhe in Frieden! —

Bey Gelegenheit der Oehlmuͤhle zu Jena muß
ich anmerken, daß der ſogenannte Comment
der Jenenſer von dem der uͤbrigen Univerſitaͤten in
Deutſchland ſehr verſchieden iſt, ich meyne in Ruͤck-
ſicht auf den Umgang mit Buͤrgern, Handwerks-
burſchen und Bedienten. Erſtere heißen durchaus
auf allen Univerſitaͤten Philiſter; und ſelten
geht ein rechtlicher Student, ſonſt honoriger
Burſch
genannt, mit einem Philiſter um, außer
wenn von ihm er borgen will, oder wenn der Phi-
liſter eine gefaͤllige Frau, eine huͤbſche Tochter u.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0264" n="260"/>
Ich ver&#x017F;tand die Pra&#x0364;mi&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;es Schlu&#x017F;&#x017F;es, und<lb/>
ließ fu&#x0364;r mich bezahlen. Vom Ballhau&#x017F;e gings auf<lb/>
den Fu&#x0364;r&#x017F;tenkeller zu Bruder <hi rendition="#g">Nicander</hi>, ehedem<lb/>
Student der Theologie, und jezt auch Schenkwirth.<lb/>
Hier dankte mir ein gewi&#x017F;&#x017F;er Jemand fu&#x0364;r die Rela-<lb/>
tionen u&#x0364;ber Hrn. Hofrath <hi rendition="#g">Schnaubert</hi> im an-<lb/>
dern Bande die&#x017F;es Werkes. Nachher fu&#x0364;hrten mich<lb/>
meine Bierkumpane auf die Oehlmu&#x0364;hle, wo Mu&#x017F;ik<lb/>
war, und getanzt wurde. Hier fand ich zwey mei-<lb/>
ner uralten Bekannten, na&#x0364;mlich den Jenaer Fecht-<lb/>
mei&#x017F;ter, ehemals Sternwirth, <hi rendition="#g">Hochhau&#x017F;en</hi>,<lb/>
und den Hrn. <hi rendition="#g">A&#x017F;al</hi> von Karlsruhe, der vor 13<lb/>
Jahren &#x017F;chon einmal zu Jena &#x017F;tudirt hatte. <hi rendition="#g">Hoch</hi>-<lb/><hi rendition="#g">hau&#x017F;en</hi> i&#x017F;t bald nachher ge&#x017F;torben, und hat &#x017F;o &#x017F;ei-<lb/>
ner abentheuerlichen Rolle ein Ende gemacht. Er<lb/>
ruhe in Frieden! &#x2014;</p><lb/>
        <p>Bey Gelegenheit der Oehlmu&#x0364;hle zu <hi rendition="#g">Jena</hi> muß<lb/>
ich anmerken, daß der &#x017F;ogenannte <hi rendition="#g">Comment</hi><lb/>
der Jenen&#x017F;er von dem der u&#x0364;brigen Univer&#x017F;ita&#x0364;ten in<lb/>
Deut&#x017F;chland &#x017F;ehr ver&#x017F;chieden i&#x017F;t, ich meyne in Ru&#x0364;ck-<lb/>
&#x017F;icht auf den Umgang mit Bu&#x0364;rgern, Handwerks-<lb/>
bur&#x017F;chen und Bedienten. Er&#x017F;tere heißen durchaus<lb/>
auf allen Univer&#x017F;ita&#x0364;ten <hi rendition="#g">Phili&#x017F;ter</hi>; und &#x017F;elten<lb/>
geht ein rechtlicher Student, &#x017F;on&#x017F;t <hi rendition="#g">honoriger<lb/>
Bur&#x017F;ch</hi> genannt, mit einem Phili&#x017F;ter um, außer<lb/>
wenn von ihm er borgen will, oder wenn der Phi-<lb/>
li&#x017F;ter eine gefa&#x0364;llige Frau, eine hu&#x0364;b&#x017F;che Tochter u.<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[260/0264] Ich verſtand die Praͤmiſſen dieſes Schluſſes, und ließ fuͤr mich bezahlen. Vom Ballhauſe gings auf den Fuͤrſtenkeller zu Bruder Nicander, ehedem Student der Theologie, und jezt auch Schenkwirth. Hier dankte mir ein gewiſſer Jemand fuͤr die Rela- tionen uͤber Hrn. Hofrath Schnaubert im an- dern Bande dieſes Werkes. Nachher fuͤhrten mich meine Bierkumpane auf die Oehlmuͤhle, wo Muſik war, und getanzt wurde. Hier fand ich zwey mei- ner uralten Bekannten, naͤmlich den Jenaer Fecht- meiſter, ehemals Sternwirth, Hochhauſen, und den Hrn. Aſal von Karlsruhe, der vor 13 Jahren ſchon einmal zu Jena ſtudirt hatte. Hoch- hauſen iſt bald nachher geſtorben, und hat ſo ſei- ner abentheuerlichen Rolle ein Ende gemacht. Er ruhe in Frieden! — Bey Gelegenheit der Oehlmuͤhle zu Jena muß ich anmerken, daß der ſogenannte Comment der Jenenſer von dem der uͤbrigen Univerſitaͤten in Deutſchland ſehr verſchieden iſt, ich meyne in Ruͤck- ſicht auf den Umgang mit Buͤrgern, Handwerks- burſchen und Bedienten. Erſtere heißen durchaus auf allen Univerſitaͤten Philiſter; und ſelten geht ein rechtlicher Student, ſonſt honoriger Burſch genannt, mit einem Philiſter um, außer wenn von ihm er borgen will, oder wenn der Phi- liſter eine gefaͤllige Frau, eine huͤbſche Tochter u.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/264
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/264>, abgerufen am 25.11.2024.