Die Universität zu Gießen war damals in sehr kläglichen Umständen: kaum zählte sie noch vierzig Studenten; und doch fand man unter diesen, wie man weiß, noch Ueberbleibsel der ehemaligen Or- dens-Verbrüderung. Der Eulerkapper lebte auch noch, war aber sehr schwach und krank, und wird jezt wahrscheinlich abgefahren seyn. Auch traf ich in Gießen den Hn. Chirurgus Schäffer, welcher zu meiner Zeit in Frankreich gefangen saß, und den ich, wie ich oben erzählte, in seiner Krank- heit als Krankenwärter zu Dijon, in der Pflege gehabt hatte. Der Mann lohnte mir meine ange- wandte Mühe, die mir die französische Nation längst vergolten hatte, durch seine Freundschaft, und gute Bewirthung.
Von Gießen ging ich nach Grimberg, wo ich bey einigen Freunden einsprach, und einen Tag rastete, weil es gerade Jahrmarkt war, und alles fein lustig herumsprang. Ich bin immer gern, wo es lustig hergeht, und denke in diesem Stücke ge- rade wie Salomon im dritten Kapitel seines Predigers.
Bey Hersfeld wurde ich mit einer garstigen Kolik befallen, und brachte fünf Stunden an Einer Meile zu. Da hatte ich freilich Zeit zu einem Commentar über den hinkenden Bothen aller Salo- monischen Brüder, die des Guten zuviel thun! --
Die Univerſitaͤt zu Gießen war damals in ſehr klaͤglichen Umſtaͤnden: kaum zaͤhlte ſie noch vierzig Studenten; und doch fand man unter dieſen, wie man weiß, noch Ueberbleibſel der ehemaligen Or- dens-Verbruͤderung. Der Eulerkapper lebte auch noch, war aber ſehr ſchwach und krank, und wird jezt wahrſcheinlich abgefahren ſeyn. Auch traf ich in Gießen den Hn. Chirurgus Schaͤffer, welcher zu meiner Zeit in Frankreich gefangen ſaß, und den ich, wie ich oben erzaͤhlte, in ſeiner Krank- heit als Krankenwaͤrter zu Dijon, in der Pflege gehabt hatte. Der Mann lohnte mir meine ange- wandte Muͤhe, die mir die franzoͤſiſche Nation laͤngſt vergolten hatte, durch ſeine Freundſchaft, und gute Bewirthung.
Von Gießen ging ich nach Grimberg, wo ich bey einigen Freunden einſprach, und einen Tag raſtete, weil es gerade Jahrmarkt war, und alles fein luſtig herumſprang. Ich bin immer gern, wo es luſtig hergeht, und denke in dieſem Stuͤcke ge- rade wie Salomon im dritten Kapitel ſeines Predigers.
Bey Hersfeld wurde ich mit einer garſtigen Kolik befallen, und brachte fuͤnf Stunden an Einer Meile zu. Da hatte ich freilich Zeit zu einem Commentar uͤber den hinkenden Bothen aller Salo- moniſchen Bruͤder, die des Guten zuviel thun! —
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Die Univerſitaͤt zu Gießen war damals in ſehr
klaͤglichen Umſtaͤnden: kaum zaͤhlte ſie noch vierzig
Studenten; und doch fand man unter dieſen, wie
man weiß, noch Ueberbleibſel der ehemaligen Or-
dens-Verbruͤderung. Der Eulerkapper lebte
auch noch, war aber ſehr ſchwach und krank, und
wird jezt wahrſcheinlich abgefahren ſeyn. Auch
traf ich in Gießen den Hn. Chirurgus Schaͤffer,
welcher zu meiner Zeit in Frankreich gefangen ſaß,
und den ich, wie ich oben erzaͤhlte, in ſeiner Krank-
heit als Krankenwaͤrter zu Dijon, in der Pflege
gehabt hatte. Der Mann lohnte mir meine ange-
wandte Muͤhe, die mir die franzoͤſiſche Nation
laͤngſt vergolten hatte, durch ſeine Freundſchaft, und
gute Bewirthung.
Von Gießen ging ich nach Grimberg, wo
ich bey einigen Freunden einſprach, und einen Tag
raſtete, weil es gerade Jahrmarkt war, und alles
fein luſtig herumſprang. Ich bin immer gern, wo
es luſtig hergeht, und denke in dieſem Stuͤcke ge-
rade wie Salomon im dritten Kapitel ſeines
Predigers.
Bey Hersfeld wurde ich mit einer garſtigen
Kolik befallen, und brachte fuͤnf Stunden an Einer
Meile zu. Da hatte ich freilich Zeit zu einem
Commentar uͤber den hinkenden Bothen aller Salo-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/259>, abgerufen am 25.11.2024.
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