er schon schätzbar, wenn ihn auch seine Schriften zur Verbesserung des Schulunterrichtes nicht schon ehrwürdig gemacht hätten.
Im katholischen Theile der Markgrafschaft Baden, welcher ehmals der jezt ausgestorbenen fürstlichen Linie zu Rastatt gehört hat, fand ich al- les über die Ma[ß]en bigot und abergläubig. Die Leute hassen ihren guten Fürsten, den Markgra- fen, weil er lutherisch ist; und sein Leben ist eben deshalb schon einigemal in Gefahr gewesen. In Rastatt steht eine Ehrensäule, dem Hrn. Bern- hard -- nicht dem von Clairvaux, sondern dem Hrn. Margrafen Bernhard errichtet, mit der In- schrift: Divo Bernardo, cognato suo, Georgius Marchio Badensis d d d. Die katholischen Mark- grafen hatten an diesem Heiligen freilich eine gute Stütze im Himmel, aber der reisende Helle -- ein Thermometer ihrer Einsicht auf Erden. Das ganze Chaussee ist mit steinernen Cruzifixen und Hei- ligen-Häuschen besezt, und an diesen Raritäten ließt man, welcher Bethbruder, oder welche Beate diese Possen habe errichten lassen. Da der Lan- desherr lutherisch ist, so kann er, so hell er sonst denkt, zur Aufklärung seiner katholischen Un- terthanen wenig beytragen: denn in allen Ländern, wo der Fürst fremden Glauben hat, sucht der Pfaffen-Dünkel gewöhnlich zu herrschen: man
er ſchon ſchaͤtzbar, wenn ihn auch ſeine Schriften zur Verbeſſerung des Schulunterrichtes nicht ſchon ehrwuͤrdig gemacht haͤtten.
Im katholiſchen Theile der Markgrafſchaft Baden, welcher ehmals der jezt ausgeſtorbenen fuͤrſtlichen Linie zu Raſtatt gehoͤrt hat, fand ich al- les uͤber die Ma[ß]en bigot und aberglaͤubig. Die Leute haſſen ihren guten Fuͤrſten, den Markgra- fen, weil er lutheriſch iſt; und ſein Leben iſt eben deshalb ſchon einigemal in Gefahr geweſen. In Raſtatt ſteht eine Ehrenſaͤule, dem Hrn. Bern- hard — nicht dem von Clairvaux, ſondern dem Hrn. Margrafen Bernhard errichtet, mit der In- ſchrift: Divo Bernardo, cognato ſuo, Georgius Marchio Badenſis d d d. Die katholiſchen Mark- grafen hatten an dieſem Heiligen freilich eine gute Stuͤtze im Himmel, aber der reiſende Helle — ein Thermometer ihrer Einſicht auf Erden. Das ganze Chauſſée iſt mit ſteinernen Cruzifixen und Hei- ligen-Haͤuschen beſezt, und an dieſen Raritaͤten ließt man, welcher Bethbruder, oder welche Beate dieſe Poſſen habe errichten laſſen. Da der Lan- desherr lutheriſch iſt, ſo kann er, ſo hell er ſonſt denkt, zur Aufklaͤrung ſeiner katholiſchen Un- terthanen wenig beytragen: denn in allen Laͤndern, wo der Fuͤrſt fremden Glauben hat, ſucht der Pfaffen-Duͤnkel gewoͤhnlich zu herrſchen: man
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er ſchon ſchaͤtzbar, wenn ihn auch ſeine Schriften
zur Verbeſſerung des Schulunterrichtes nicht ſchon
ehrwuͤrdig gemacht haͤtten.
Im katholiſchen Theile der Markgrafſchaft
Baden, welcher ehmals der jezt ausgeſtorbenen
fuͤrſtlichen Linie zu Raſtatt gehoͤrt hat, fand ich al-
les uͤber die Maßen bigot und aberglaͤubig. Die
Leute haſſen ihren guten Fuͤrſten, den Markgra-
fen, weil er lutheriſch iſt; und ſein Leben iſt eben
deshalb ſchon einigemal in Gefahr geweſen. In
Raſtatt ſteht eine Ehrenſaͤule, dem Hrn. Bern-
hard — nicht dem von Clairvaux, ſondern dem
Hrn. Margrafen Bernhard errichtet, mit der In-
ſchrift: Divo Bernardo, cognato ſuo, Georgius
Marchio Badenſis d d d. Die katholiſchen Mark-
grafen hatten an dieſem Heiligen freilich eine gute
Stuͤtze im Himmel, aber der reiſende Helle —
ein Thermometer ihrer Einſicht auf Erden. Das
ganze Chauſſée iſt mit ſteinernen Cruzifixen und Hei-
ligen-Haͤuschen beſezt, und an dieſen Raritaͤten
ließt man, welcher Bethbruder, oder welche Beate
dieſe Poſſen habe errichten laſſen. Da der Lan-
desherr lutheriſch iſt, ſo kann er, ſo hell er
ſonſt denkt, zur Aufklaͤrung ſeiner katholiſchen Un-
terthanen wenig beytragen: denn in allen Laͤndern,
wo der Fuͤrſt fremden Glauben hat, ſucht der
Pfaffen-Duͤnkel gewoͤhnlich zu herrſchen: man
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/241>, abgerufen am 22.11.2024.
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