Sonst habe ich die Geistlichen im Hanau-Lich- tenbergischen viel heller gefunden, als sie in den Gegenden am Niederrhein zu seyn pflegen. Das macht aber: dort oben sind sie weit von ihrem Con- sistorium entfernt, welches ihnen also nicht so auf der Haube sitzen, und über ihren Glauben wachen kann. Außerdem hat Herr Prof. Heiler, jezt Pfarrer zu Membrechtshofen, eine Lesegesell- schaft errichtet, worin recht gute Bücher gelesen werden.
Einen katholischen Geistlichen darf ich nicht vergessen, den ich auf meiner Reise nach Rotten- münster kennen lernte, nämlich den Hrn. Pfarrer Schumacher von Haslach. Dieser würdige Mann war vorher Hofmeister des Fürsten von Fürsten- berg gewesen. Als er nach Haslach kam, be- suchten ihn alle Pfaffen in der Runde, besonders die Herren Benediktiner von Gengenbach, und glaubten, es würde bey ihm auch solche Schmau- sereyen setzen, wie bey seinem Vorfahr. Aber sie betrogen sich: Hr. Schumacher traktirte schlecht, und die Herren kamen nicht wieder. Nun hatte der Hr. Pfarrer ungestörte Muße, seine Zeit und Kräfte zur Verbesserung seiner Gemeinde und [be] sonders der Schulen anzuwenden, und dieß thut er redlich. Er ist freilich als ein halber Ketz[er] Schwabenland verschrieen: aber eben deswegen ist
Sonſt habe ich die Geiſtlichen im Hanau-Lich- tenbergiſchen viel heller gefunden, als ſie in den Gegenden am Niederrhein zu ſeyn pflegen. Das macht aber: dort oben ſind ſie weit von ihrem Con- ſiſtorium entfernt, welches ihnen alſo nicht ſo auf der Haube ſitzen, und uͤber ihren Glauben wachen kann. Außerdem hat Herr Prof. Heiler, jezt Pfarrer zu Membrechtshofen, eine Leſegeſell- ſchaft errichtet, worin recht gute Buͤcher geleſen werden.
Einen katholiſchen Geiſtlichen darf ich nicht vergeſſen, den ich auf meiner Reiſe nach Rotten- muͤnſter kennen lernte, naͤmlich den Hrn. Pfarrer Schumacher von Haslach. Dieſer wuͤrdige Mann war vorher Hofmeiſter des Fuͤrſten von Fuͤrſten- berg geweſen. Als er nach Haslach kam, be- ſuchten ihn alle Pfaffen in der Runde, beſonders die Herren Benediktiner von Gengenbach, und glaubten, es wuͤrde bey ihm auch ſolche Schmau- ſereyen ſetzen, wie bey ſeinem Vorfahr. Aber ſie betrogen ſich: Hr. Schumacher traktirte ſchlecht, und die Herren kamen nicht wieder. Nun hatte der Hr. Pfarrer ungeſtoͤrte Muße, ſeine Zeit und Kraͤfte zur Verbeſſerung ſeiner Gemeinde und [be] ſonders der Schulen anzuwenden, und dieß thut er redlich. Er iſt freilich als ein halber Ketz[er] Schwabenland verſchrieen: aber eben deswegen iſt
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Sonſt habe ich die Geiſtlichen im Hanau-Lich-
tenbergiſchen viel heller gefunden, als ſie in den
Gegenden am Niederrhein zu ſeyn pflegen. Das
macht aber: dort oben ſind ſie weit von ihrem Con-
ſiſtorium entfernt, welches ihnen alſo nicht ſo auf
der Haube ſitzen, und uͤber ihren Glauben wachen
kann. Außerdem hat Herr Prof. Heiler, jezt
Pfarrer zu Membrechtshofen, eine Leſegeſell-
ſchaft errichtet, worin recht gute Buͤcher geleſen
werden.
Einen katholiſchen Geiſtlichen darf ich nicht
vergeſſen, den ich auf meiner Reiſe nach Rotten-
muͤnſter kennen lernte, naͤmlich den Hrn. Pfarrer
Schumacher von Haslach. Dieſer wuͤrdige Mann
war vorher Hofmeiſter des Fuͤrſten von Fuͤrſten-
berg geweſen. Als er nach Haslach kam, be-
ſuchten ihn alle Pfaffen in der Runde, beſonders
die Herren Benediktiner von Gengenbach, und
glaubten, es wuͤrde bey ihm auch ſolche Schmau-
ſereyen ſetzen, wie bey ſeinem Vorfahr. Aber ſie
betrogen ſich: Hr. Schumacher traktirte ſchlecht,
und die Herren kamen nicht wieder. Nun hatte der
Hr. Pfarrer ungeſtoͤrte Muße, ſeine Zeit und
Kraͤfte zur Verbeſſerung ſeiner Gemeinde und be
ſonders der Schulen anzuwenden, und dieß thut
er redlich. Er iſt freilich als ein halber Ketzer
Schwabenland verſchrieen: aber eben deswegen iſt
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/240>, abgerufen am 25.11.2024.
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