Herr Maier, Feldprediger unseres Regiments, hatte seinen Tisch auch bey Hrn. Pfarrer Schul- meister. Jedes Schwäbische Regiment hat zwey Feldprediger, einen katholischen und einen lutheri- schen. Der katholische war sonst Kapuziner, da- bey aber ziemlich helle. Er hielt auf Niemeyers Karakteristik alles, nur daß dieses Werk einige all- zufreye Aeußerungen für ihn enthielte. Wie er- staunte er aber, als ich ihm sagte, daß dieses sonst schäzbare Buch immer noch zu viel theologischen Sauerteig habe, welchen der gelehrte und einsichts- volle Verfasser jezt selbst nicht mehr billigte: der Herr Feldpater mögte nur die Schriften eines Semlers, Bahrdts, Steinbarts, Schulz von Gielsdorf und anderer Theologen und Philoso- phen lesen: und er würde schon etwas anders sehen.
Herr Maier war ein Mann, den ich immer ehren werde. Da er auf Schulen sehr fleißig ge- wesen war, und da die Schulen im Würtember- gischen ungleich besser sind, als alle Schulen in ganz Deutschland: so hatte er sehr feine Kenntnisse eingesammelt, las den Homer und den Theo- kritus, und wußte das Meiste aus dem Virgi- lius, Horatius, Ovidius und Juvena- lis auswendig, und führte ihrer einen immer in der Tasche. Wenn wir nun so des Abends in den
Herr Maier, Feldprediger unſeres Regiments, hatte ſeinen Tiſch auch bey Hrn. Pfarrer Schul- meiſter. Jedes Schwaͤbiſche Regiment hat zwey Feldprediger, einen katholiſchen und einen lutheri- ſchen. Der katholiſche war ſonſt Kapuziner, da- bey aber ziemlich helle. Er hielt auf Niemeyers Karakteriſtik alles, nur daß dieſes Werk einige all- zufreye Aeußerungen fuͤr ihn enthielte. Wie er- ſtaunte er aber, als ich ihm ſagte, daß dieſes ſonſt ſchaͤzbare Buch immer noch zu viel theologiſchen Sauerteig habe, welchen der gelehrte und einſichts- volle Verfaſſer jezt ſelbſt nicht mehr billigte: der Herr Feldpater moͤgte nur die Schriften eines Semlers, Bahrdts, Steinbarts, Schulz von Gielsdorf und anderer Theologen und Philoſo- phen leſen: und er wuͤrde ſchon etwas anders ſehen.
Herr Maier war ein Mann, den ich immer ehren werde. Da er auf Schulen ſehr fleißig ge- weſen war, und da die Schulen im Wuͤrtember- giſchen ungleich beſſer ſind, als alle Schulen in ganz Deutſchland: ſo hatte er ſehr feine Kenntniſſe eingeſammelt, las den Homer und den Theo- kritus, und wußte das Meiſte aus dem Virgi- lius, Horatius, Ovidius und Juvena- lis auswendig, und fuͤhrte ihrer einen immer in der Taſche. Wenn wir nun ſo des Abends in den
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Herr Maier, Feldprediger unſeres Regiments,
hatte ſeinen Tiſch auch bey Hrn. Pfarrer Schul-
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Feldprediger, einen katholiſchen und einen lutheri-
ſchen. Der katholiſche war ſonſt Kapuziner, da-
bey aber ziemlich helle. Er hielt auf Niemeyers
Karakteriſtik alles, nur daß dieſes Werk einige all-
zufreye Aeußerungen fuͤr ihn enthielte. Wie er-
ſtaunte er aber, als ich ihm ſagte, daß dieſes ſonſt
ſchaͤzbare Buch immer noch zu viel theologiſchen
Sauerteig habe, welchen der gelehrte und einſichts-
volle Verfaſſer jezt ſelbſt nicht mehr billigte: der
Herr Feldpater moͤgte nur die Schriften eines
Semlers, Bahrdts, Steinbarts, Schulz
von Gielsdorf und anderer Theologen und Philoſo-
phen leſen: und er wuͤrde ſchon etwas anders
ſehen.
Herr Maier war ein Mann, den ich immer
ehren werde. Da er auf Schulen ſehr fleißig ge-
weſen war, und da die Schulen im Wuͤrtember-
giſchen ungleich beſſer ſind, als alle Schulen in
ganz Deutſchland: ſo hatte er ſehr feine Kenntniſſe
eingeſammelt, las den Homer und den Theo-
kritus, und wußte das Meiſte aus dem Virgi-
lius, Horatius, Ovidius und Juvena-
lis auswendig, und fuͤhrte ihrer einen immer in
der Taſche. Wenn wir nun ſo des Abends in den
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/219>, abgerufen am 22.11.2024.
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