stellen mögte: und dieß Mädchen ist Mamsell Friderike Hauke, die Schwester des Hrn. Kirchenschaffners zu Bischofsheim. Die vorzüg- liche Schönheit dieses jungen Frauenzimmers macht gerade ihre geringste Vollkommenheit aus. Aber ich würde mich versündigen, wenn ich eine nähere Schilderung von ihr wagen wollte, welche auf je- den Fall das Original himmelweit hinter sich lassen würde.
Ich lobe recht gern, und da es -- für ästhe- tische Kätzer von meiner Art -- am weiblichen Geschlecht überhaupt wenig zu loben giebt, so ist man recht froh, wenn man unter demselben ein- mal etwas Vorzügliches antrift. Folglich müßte ich kein Gedächtniß mehr haben, wenn ich die Ge- malin des Hrn. Venators, Pfarrers von Alten- heim, vergessen hätte. Schwerlich wird man vie- le Weiber finden, die ihren Geist so ausgebildet, und sich so viele Fertigkeit in der Musik, im Tan- zen, im Französischen, u. s. w. erworben haben, als Madam Venator.
Emigrirte Elsasser, Unterthanen des Landgra- fen von Hessen-Darmstadt, besonders ehemalige Bediente, gab es auch in dieser Gegend. Das waren aber ganz andre Menschen, als die eigent- lichen Emigrirten der Franzosen. Sie waren weg- gegangen, weil sie ihrem Herrn, dem Landgrafen,
ſtellen moͤgte: und dieß Maͤdchen iſt Mamſell Friderike Hauke, die Schweſter des Hrn. Kirchenſchaffners zu Biſchofsheim. Die vorzuͤg- liche Schoͤnheit dieſes jungen Frauenzimmers macht gerade ihre geringſte Vollkommenheit aus. Aber ich wuͤrde mich verſuͤndigen, wenn ich eine naͤhere Schilderung von ihr wagen wollte, welche auf je- den Fall das Original himmelweit hinter ſich laſſen wuͤrde.
Ich lobe recht gern, und da es — fuͤr aͤſthe- tiſche Kaͤtzer von meiner Art — am weiblichen Geſchlecht uͤberhaupt wenig zu loben giebt, ſo iſt man recht froh, wenn man unter demſelben ein- mal etwas Vorzuͤgliches antrift. Folglich muͤßte ich kein Gedaͤchtniß mehr haben, wenn ich die Ge- malin des Hrn. Venators, Pfarrers von Alten- heim, vergeſſen haͤtte. Schwerlich wird man vie- le Weiber finden, die ihren Geiſt ſo ausgebildet, und ſich ſo viele Fertigkeit in der Muſik, im Tan- zen, im Franzoͤſiſchen, u. ſ. w. erworben haben, als Madam Venator.
Emigrirte Elſaſſer, Unterthanen des Landgra- fen von Heſſen-Darmſtadt, beſonders ehemalige Bediente, gab es auch in dieſer Gegend. Das waren aber ganz andre Menſchen, als die eigent- lichen Emigrirten der Franzoſen. Sie waren weg- gegangen, weil ſie ihrem Herrn, dem Landgrafen,
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ſtellen moͤgte: und dieß Maͤdchen iſt Mamſell
Friderike Hauke, die Schweſter des Hrn.
Kirchenſchaffners zu Biſchofsheim. Die vorzuͤg-
liche Schoͤnheit dieſes jungen Frauenzimmers macht
gerade ihre geringſte Vollkommenheit aus. Aber
ich wuͤrde mich verſuͤndigen, wenn ich eine naͤhere
Schilderung von ihr wagen wollte, welche auf je-
den Fall das Original himmelweit hinter ſich laſſen
wuͤrde.
Ich lobe recht gern, und da es — fuͤr aͤſthe-
tiſche Kaͤtzer von meiner Art — am weiblichen
Geſchlecht uͤberhaupt wenig zu loben giebt, ſo iſt
man recht froh, wenn man unter demſelben ein-
mal etwas Vorzuͤgliches antrift. Folglich muͤßte
ich kein Gedaͤchtniß mehr haben, wenn ich die Ge-
malin des Hrn. Venators, Pfarrers von Alten-
heim, vergeſſen haͤtte. Schwerlich wird man vie-
le Weiber finden, die ihren Geiſt ſo ausgebildet,
und ſich ſo viele Fertigkeit in der Muſik, im Tan-
zen, im Franzoͤſiſchen, u. ſ. w. erworben haben,
als Madam Venator.
Emigrirte Elſaſſer, Unterthanen des Landgra-
fen von Heſſen-Darmſtadt, beſonders ehemalige
Bediente, gab es auch in dieſer Gegend. Das
waren aber ganz andre Menſchen, als die eigent-
lichen Emigrirten der Franzoſen. Sie waren weg-
gegangen, weil ſie ihrem Herrn, dem Landgrafen,
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/216>, abgerufen am 22.11.2024.
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