Wenn mich keine Sorgen niederdrücken und kein Kummer verstimmt, dann ist meine Seele hei- ter, und alle meine Handlungen und Worte sind alsdann mit einer gewissen Munterkeit begleitet, welche ich im gedrängten Zustande auf keine Art erzwingen kann. Da ich nun um diese Zeit nicht die geringste Sorge hatte, so war ich immer helle und jovialisch, und konnte Spaß machen, und Schnurren erzählen, soviel man verlangte. Ich wurde, ob ich schon nichts als Korporal war, doch oft zu Gastereyen eingeladen, wobey hohe Perso- nen, Staabsoffiziere, und selbst einmal der hoch- würdige Herr Prälat von Gengenbach zugegen war. Man behandelte mich, als wäre ich, wer weiß, was gewesen, und ich freute mich meiner Existenz. Ich danke hier öffentlich dem Hrn. D. Huhn, Hrn. Kirchschaffner Hauke, dem Hrn. Oberjäger und Hrn. Amtsschaffner zu Bischofs- heim, dem Hrn. Landschreiber in Freystätt und mehrern andern Herren wegen ihrer mir so vielfäl- tig erwiesenen Gefälligkeit. Das ist das Einzige, was ich ihnen für ihre Güte wiedergeben kann.
Sage mir einer von den Mädchen am Rhein, was er will: ich wenigstens hab' in Bischofs- heim ein Frauenzimmer kennen lernen, mit wel- chem ich keine von allen, die ich kenne -- und ich kenne eine ansehnliche Menge -- in Vergleichung
Wenn mich keine Sorgen niederdruͤcken und kein Kummer verſtimmt, dann iſt meine Seele hei- ter, und alle meine Handlungen und Worte ſind alsdann mit einer gewiſſen Munterkeit begleitet, welche ich im gedraͤngten Zuſtande auf keine Art erzwingen kann. Da ich nun um dieſe Zeit nicht die geringſte Sorge hatte, ſo war ich immer helle und jovialiſch, und konnte Spaß machen, und Schnurren erzaͤhlen, ſoviel man verlangte. Ich wurde, ob ich ſchon nichts als Korporal war, doch oft zu Gaſtereyen eingeladen, wobey hohe Perſo- nen, Staabsoffiziere, und ſelbſt einmal der hoch- wuͤrdige Herr Praͤlat von Gengenbach zugegen war. Man behandelte mich, als waͤre ich, wer weiß, was geweſen, und ich freute mich meiner Exiſtenz. Ich danke hier oͤffentlich dem Hrn. D. Huhn, Hrn. Kirchſchaffner Hauke, dem Hrn. Oberjaͤger und Hrn. Amtsſchaffner zu Biſchofs- heim, dem Hrn. Landſchreiber in Freyſtaͤtt und mehrern andern Herren wegen ihrer mir ſo vielfaͤl- tig erwieſenen Gefaͤlligkeit. Das iſt das Einzige, was ich ihnen fuͤr ihre Guͤte wiedergeben kann.
Sage mir einer von den Maͤdchen am Rhein, was er will: ich wenigſtens hab' in Biſchofs- heim ein Frauenzimmer kennen lernen, mit wel- chem ich keine von allen, die ich kenne — und ich kenne eine anſehnliche Menge — in Vergleichung
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0215"n="211"/><p>Wenn mich keine Sorgen niederdruͤcken und<lb/>
kein Kummer verſtimmt, dann iſt meine Seele hei-<lb/>
ter, und alle meine Handlungen und Worte ſind<lb/>
alsdann mit einer gewiſſen Munterkeit begleitet,<lb/>
welche ich im gedraͤngten Zuſtande auf keine Art<lb/>
erzwingen kann. Da ich nun um dieſe Zeit nicht<lb/>
die geringſte Sorge hatte, ſo war ich immer helle<lb/>
und jovialiſch, und konnte Spaß machen, und<lb/>
Schnurren erzaͤhlen, ſoviel man verlangte. Ich<lb/>
wurde, ob ich ſchon nichts als Korporal war, doch<lb/>
oft zu Gaſtereyen eingeladen, wobey hohe Perſo-<lb/>
nen, Staabsoffiziere, und ſelbſt einmal der hoch-<lb/>
wuͤrdige Herr Praͤlat von Gengenbach zugegen<lb/>
war. Man behandelte mich, als waͤre ich, wer<lb/>
weiß, was geweſen, und ich freute mich meiner<lb/>
Exiſtenz. Ich danke hier oͤffentlich dem Hrn. <hirendition="#aq">D.</hi><lb/><hirendition="#g">Huhn</hi>, Hrn. Kirchſchaffner <hirendition="#g">Hauke</hi>, dem Hrn.<lb/>
Oberjaͤger und Hrn. Amtsſchaffner zu Biſchofs-<lb/>
heim, dem Hrn. Landſchreiber in Freyſtaͤtt und<lb/>
mehrern andern Herren wegen ihrer mir ſo vielfaͤl-<lb/>
tig erwieſenen Gefaͤlligkeit. Das iſt das Einzige,<lb/>
was ich ihnen fuͤr ihre Guͤte wiedergeben kann.</p><lb/><p>Sage mir einer von den Maͤdchen am Rhein,<lb/>
was er will: ich wenigſtens hab' in <hirendition="#g">Biſchofs</hi>-<lb/><hirendition="#g">heim</hi> ein Frauenzimmer kennen lernen, mit wel-<lb/>
chem ich keine von allen, die ich kenne — und ich<lb/>
kenne eine anſehnliche Menge — in Vergleichung<lb/></p></div></body></text></TEI>
[211/0215]
Wenn mich keine Sorgen niederdruͤcken und
kein Kummer verſtimmt, dann iſt meine Seele hei-
ter, und alle meine Handlungen und Worte ſind
alsdann mit einer gewiſſen Munterkeit begleitet,
welche ich im gedraͤngten Zuſtande auf keine Art
erzwingen kann. Da ich nun um dieſe Zeit nicht
die geringſte Sorge hatte, ſo war ich immer helle
und jovialiſch, und konnte Spaß machen, und
Schnurren erzaͤhlen, ſoviel man verlangte. Ich
wurde, ob ich ſchon nichts als Korporal war, doch
oft zu Gaſtereyen eingeladen, wobey hohe Perſo-
nen, Staabsoffiziere, und ſelbſt einmal der hoch-
wuͤrdige Herr Praͤlat von Gengenbach zugegen
war. Man behandelte mich, als waͤre ich, wer
weiß, was geweſen, und ich freute mich meiner
Exiſtenz. Ich danke hier oͤffentlich dem Hrn. D.
Huhn, Hrn. Kirchſchaffner Hauke, dem Hrn.
Oberjaͤger und Hrn. Amtsſchaffner zu Biſchofs-
heim, dem Hrn. Landſchreiber in Freyſtaͤtt und
mehrern andern Herren wegen ihrer mir ſo vielfaͤl-
tig erwieſenen Gefaͤlligkeit. Das iſt das Einzige,
was ich ihnen fuͤr ihre Guͤte wiedergeben kann.
Sage mir einer von den Maͤdchen am Rhein,
was er will: ich wenigſtens hab' in Biſchofs-
heim ein Frauenzimmer kennen lernen, mit wel-
chem ich keine von allen, die ich kenne — und ich
kenne eine anſehnliche Menge — in Vergleichung
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/215>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.