Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

mals habe ich gehört, daß Hr. von Sandberg
über Müdigkeit oder Erschlaffung geklagt hätte.
Da er ehedem in preußischen Diensten gestanden
und sich von Jugend auf das Soldatenwesen zum
Handwerk gemacht hat, so versteht er dieses so
gut, daß er jedem Heere Ehre machen würde.
Er ist streng im Dienste, aber leutselig und artig
gegen jederman. Ohne die geringste Einbildung
auf seinen Adel oder seine Würde, betrachtet er je-
den als seines Gleichen, und bemühet sich, die
Gesetze der Menschenliebe und der Wohlthätigkeit
mit den strengen Pflichten seines Standes so zu
vereinigen, daß ich wohl behaupten kann, niemand
habe den rechtschaffnen Obersten gekannt, ohne ihn
zugleich verehrt und geliebt zu haben.

Herr Hauptmann von Storr, aus Gmünd
in Schwaben, ist ein recht ehrlicher Mann, der
auch seinen Dienst so gut versteht, als man es bey
den Schwaben fodert. Ob er gleich katholisch ist,
so liest er doch protestantische Schriften, und konnte
es recht wohl leiden, wenn ich im Ochsen oder in
der Rose zu Freystätt über die Pfafferey und deren
ungezogene Diener etwas loszog. Seine Gemalin
ist eine Dame, die sich so recht zu einem Offizier
schickt. Sie hat ehedem als Mädchen einige Feld-
züge im siebenjährigen Kriege mitgemacht, und
kann reiten, troz einem Bereiter auf der Reitbahn.


mals habe ich gehoͤrt, daß Hr. von Sandberg
uͤber Muͤdigkeit oder Erſchlaffung geklagt haͤtte.
Da er ehedem in preußiſchen Dienſten geſtanden
und ſich von Jugend auf das Soldatenweſen zum
Handwerk gemacht hat, ſo verſteht er dieſes ſo
gut, daß er jedem Heere Ehre machen wuͤrde.
Er iſt ſtreng im Dienſte, aber leutſelig und artig
gegen jederman. Ohne die geringſte Einbildung
auf ſeinen Adel oder ſeine Wuͤrde, betrachtet er je-
den als ſeines Gleichen, und bemuͤhet ſich, die
Geſetze der Menſchenliebe und der Wohlthaͤtigkeit
mit den ſtrengen Pflichten ſeines Standes ſo zu
vereinigen, daß ich wohl behaupten kann, niemand
habe den rechtſchaffnen Oberſten gekannt, ohne ihn
zugleich verehrt und geliebt zu haben.

Herr Hauptmann von Storr, aus Gmuͤnd
in Schwaben, iſt ein recht ehrlicher Mann, der
auch ſeinen Dienſt ſo gut verſteht, als man es bey
den Schwaben fodert. Ob er gleich katholiſch iſt,
ſo lieſt er doch proteſtantiſche Schriften, und konnte
es recht wohl leiden, wenn ich im Ochſen oder in
der Roſe zu Freyſtaͤtt uͤber die Pfafferey und deren
ungezogene Diener etwas loszog. Seine Gemalin
iſt eine Dame, die ſich ſo recht zu einem Offizier
ſchickt. Sie hat ehedem als Maͤdchen einige Feld-
zuͤge im ſiebenjaͤhrigen Kriege mitgemacht, und
kann reiten, troz einem Bereiter auf der Reitbahn.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0200" n="196"/>
mals habe ich geho&#x0364;rt, daß Hr. von <hi rendition="#g">Sandberg</hi><lb/>
u&#x0364;ber Mu&#x0364;digkeit oder Er&#x017F;chlaffung geklagt ha&#x0364;tte.<lb/>
Da er ehedem in preußi&#x017F;chen Dien&#x017F;ten ge&#x017F;tanden<lb/>
und &#x017F;ich von Jugend auf das Soldatenwe&#x017F;en zum<lb/>
Handwerk gemacht hat, &#x017F;o ver&#x017F;teht er die&#x017F;es &#x017F;o<lb/>
gut, daß er jedem Heere Ehre machen wu&#x0364;rde.<lb/>
Er i&#x017F;t &#x017F;treng im Dien&#x017F;te, aber leut&#x017F;elig und artig<lb/>
gegen jederman. Ohne die gering&#x017F;te Einbildung<lb/>
auf &#x017F;einen Adel oder &#x017F;eine Wu&#x0364;rde, betrachtet er je-<lb/>
den als &#x017F;eines Gleichen, und bemu&#x0364;het &#x017F;ich, die<lb/>
Ge&#x017F;etze der Men&#x017F;chenliebe und der Wohltha&#x0364;tigkeit<lb/>
mit den &#x017F;trengen Pflichten &#x017F;eines Standes &#x017F;o zu<lb/>
vereinigen, daß ich wohl behaupten kann, niemand<lb/>
habe den recht&#x017F;chaffnen Ober&#x017F;ten gekannt, ohne ihn<lb/>
zugleich verehrt und geliebt zu haben.</p><lb/>
        <p>Herr Hauptmann von <hi rendition="#g">Storr</hi>, aus <hi rendition="#g">Gmu&#x0364;nd</hi><lb/>
in Schwaben, i&#x017F;t ein recht ehrlicher Mann, der<lb/>
auch &#x017F;einen Dien&#x017F;t &#x017F;o gut ver&#x017F;teht, als man es bey<lb/>
den Schwaben fodert. Ob er gleich katholi&#x017F;ch i&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;o lie&#x017F;t er doch prote&#x017F;tanti&#x017F;che Schriften, und konnte<lb/>
es recht wohl leiden, wenn ich im Och&#x017F;en oder in<lb/>
der Ro&#x017F;e zu Frey&#x017F;ta&#x0364;tt u&#x0364;ber die Pfafferey und deren<lb/>
ungezogene Diener etwas loszog. Seine Gemalin<lb/>
i&#x017F;t eine Dame, die &#x017F;ich &#x017F;o recht zu einem Offizier<lb/>
&#x017F;chickt. Sie hat ehedem als Ma&#x0364;dchen einige Feld-<lb/>
zu&#x0364;ge im &#x017F;iebenja&#x0364;hrigen Kriege mitgemacht, und<lb/>
kann reiten, troz einem Bereiter auf der Reitbahn.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0200] mals habe ich gehoͤrt, daß Hr. von Sandberg uͤber Muͤdigkeit oder Erſchlaffung geklagt haͤtte. Da er ehedem in preußiſchen Dienſten geſtanden und ſich von Jugend auf das Soldatenweſen zum Handwerk gemacht hat, ſo verſteht er dieſes ſo gut, daß er jedem Heere Ehre machen wuͤrde. Er iſt ſtreng im Dienſte, aber leutſelig und artig gegen jederman. Ohne die geringſte Einbildung auf ſeinen Adel oder ſeine Wuͤrde, betrachtet er je- den als ſeines Gleichen, und bemuͤhet ſich, die Geſetze der Menſchenliebe und der Wohlthaͤtigkeit mit den ſtrengen Pflichten ſeines Standes ſo zu vereinigen, daß ich wohl behaupten kann, niemand habe den rechtſchaffnen Oberſten gekannt, ohne ihn zugleich verehrt und geliebt zu haben. Herr Hauptmann von Storr, aus Gmuͤnd in Schwaben, iſt ein recht ehrlicher Mann, der auch ſeinen Dienſt ſo gut verſteht, als man es bey den Schwaben fodert. Ob er gleich katholiſch iſt, ſo lieſt er doch proteſtantiſche Schriften, und konnte es recht wohl leiden, wenn ich im Ochſen oder in der Roſe zu Freyſtaͤtt uͤber die Pfafferey und deren ungezogene Diener etwas loszog. Seine Gemalin iſt eine Dame, die ſich ſo recht zu einem Offizier ſchickt. Sie hat ehedem als Maͤdchen einige Feld- zuͤge im ſiebenjaͤhrigen Kriege mitgemacht, und kann reiten, troz einem Bereiter auf der Reitbahn.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/200
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/200>, abgerufen am 22.11.2024.