der preußischen Soldaten sehr geschmälert. Aber den Herren aus Schwaben liegt auch nicht viel daran, ob einer wegläuft oder da bleibt: die Stände müs- sen die fehlende Mannschaft im Nothfall erse- tzen; und nicht der Hauptmann. Ueberdieß strei- ten ja die Schwaben nicht für sich, sondern für Andere!
Herr von Sandberg, dem ich den folgen- den Tag vorgestellt wurde, bedaurte, daß er es nicht bemerkt hätte, daß ich Soldat hätte werden wollen, sonst, sagte er, würde er mich unter sei- ne Grenadiers genommen haben: er war nämlich Inhaber von einer Grenadiercompagnie. Der Hauptmann von Storr, ein gerader, braver Of- fizier, drückte mir die Hand und seine Gemalin fragte mich mit losem Lächeln: ob ich bald auf die Wanderschaft gehen würde? Kurz, mit innigem Vergnügen, und mit unsterblichem Dankgefühl denke ich an meine Vorgesezten bey den Schwäbi- schen Kraistruppen. Aber es waren auch Män- ner, wie man sie selten antrifft.
Der Oberste, Baron von Sandberg, von Geburt ein Schwede, ist ein Mann von vielen Jahren, dessen Schädel mit ehrwürdigen grauen Haaren bedeckt ist, der aber an Munterkeit des Geistes und an Behendigkeit der Glieder es mit jedem jungen robusten Manne aufnimmt. Nie-
der preußiſchen Soldaten ſehr geſchmaͤlert. Aber den Herren aus Schwaben liegt auch nicht viel daran, ob einer weglaͤuft oder da bleibt: die Staͤnde muͤſ- ſen die fehlende Mannſchaft im Nothfall erſe- tzen; und nicht der Hauptmann. Ueberdieß ſtrei- ten ja die Schwaben nicht fuͤr ſich, ſondern fuͤr Andere!
Herr von Sandberg, dem ich den folgen- den Tag vorgeſtellt wurde, bedaurte, daß er es nicht bemerkt haͤtte, daß ich Soldat haͤtte werden wollen, ſonſt, ſagte er, wuͤrde er mich unter ſei- ne Grenadiers genommen haben: er war naͤmlich Inhaber von einer Grenadiercompagnie. Der Hauptmann von Storr, ein gerader, braver Of- fizier, druͤckte mir die Hand und ſeine Gemalin fragte mich mit loſem Laͤcheln: ob ich bald auf die Wanderſchaft gehen wuͤrde? Kurz, mit innigem Vergnuͤgen, und mit unſterblichem Dankgefuͤhl denke ich an meine Vorgeſezten bey den Schwaͤbi- ſchen Kraistruppen. Aber es waren auch Maͤn- ner, wie man ſie ſelten antrifft.
Der Oberſte, Baron von Sandberg, von Geburt ein Schwede, iſt ein Mann von vielen Jahren, deſſen Schaͤdel mit ehrwuͤrdigen grauen Haaren bedeckt iſt, der aber an Munterkeit des Geiſtes und an Behendigkeit der Glieder es mit jedem jungen robuſten Manne aufnimmt. Nie-
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der preußiſchen Soldaten ſehr geſchmaͤlert. Aber
den Herren aus Schwaben liegt auch nicht viel daran,
ob einer weglaͤuft oder da bleibt: die Staͤnde muͤſ-
ſen die fehlende Mannſchaft im Nothfall erſe-
tzen; und nicht der Hauptmann. Ueberdieß ſtrei-
ten ja die Schwaben nicht fuͤr ſich, ſondern fuͤr
Andere!
Herr von Sandberg, dem ich den folgen-
den Tag vorgeſtellt wurde, bedaurte, daß er es
nicht bemerkt haͤtte, daß ich Soldat haͤtte werden
wollen, ſonſt, ſagte er, wuͤrde er mich unter ſei-
ne Grenadiers genommen haben: er war naͤmlich
Inhaber von einer Grenadiercompagnie. Der
Hauptmann von Storr, ein gerader, braver Of-
fizier, druͤckte mir die Hand und ſeine Gemalin
fragte mich mit loſem Laͤcheln: ob ich bald auf die
Wanderſchaft gehen wuͤrde? Kurz, mit innigem
Vergnuͤgen, und mit unſterblichem Dankgefuͤhl
denke ich an meine Vorgeſezten bey den Schwaͤbi-
ſchen Kraistruppen. Aber es waren auch Maͤn-
ner, wie man ſie ſelten antrifft.
Der Oberſte, Baron von Sandberg, von
Geburt ein Schwede, iſt ein Mann von vielen
Jahren, deſſen Schaͤdel mit ehrwuͤrdigen grauen
Haaren bedeckt iſt, der aber an Munterkeit des
Geiſtes und an Behendigkeit der Glieder es mit
jedem jungen robuſten Manne aufnimmt. Nie-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/199>, abgerufen am 24.11.2024.
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