Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.Neun und vierzigstes Kapitel. Basel, und die Baseler Rathsherrn. Es war eben dämmerig, als ich mit Lehmann *) Die Baseler Stadtsoldaten machen eine sehr tragische Figur;
und ich kann mich nicht genug wundern, daß ich in gewissen Briefen über die Schweiz die schönen rothen Solda- ten der Stadt Basel loben höre. Der Verfasser hat, wie vie- le Reiseschreiber, aus seiner Kutsche, oder aus dem Fenster des Gasthofes, worin er logirt hat, seine Bemerkungen ange- stellt, und da hat er einige von den rothen Schweizern, wel- che ehedem in Frankreich gedient hatten, gesehen, und sie für Baseler Stadtmilitz gehalten. Die ächten Baseler Stadtsolda- ten sind schmutzige Kerls, mit blauen Röcken, blauen Hosen und blauer Weste, oder wie sonst die Preußen sagten, als noch die Garnisonregimenter existirten: dreymal blau und neunmal des Teufels. Neun und vierzigſtes Kapitel. Baſel, und die Baſeler Rathsherrn. Es war eben daͤmmerig, als ich mit Lehmann *) Die Baſeler Stadtſoldaten machen eine ſehr tragiſche Figur;
und ich kann mich nicht genug wundern, daß ich in gewiſſen Briefen über die Schweiz die ſchoͤnen rothen Solda- ten der Stadt Baſel loben hoͤre. Der Verfaſſer hat, wie vie- le Reiſeſchreiber, aus ſeiner Kutſche, oder aus dem Fenſter des Gaſthofes, worin er logirt hat, ſeine Bemerkungen ange- ſtellt, und da hat er einige von den rothen Schweizern, wel- che ehedem in Frankreich gedient hatten, geſehen, und ſie für Baſeler Stadtmilitz gehalten. Die ächten Baſeler Stadtſolda- ten ſind ſchmutzige Kerls, mit blauen Roͤcken, blauen Hoſen und blauer Weſte, oder wie ſonſt die Preußen ſagten, als noch die Garniſonregimenter exiſtirten: dreymal blau und neunmal des Teufels. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0167" n="163"/> <div n="1"> <head>Neun und vierzigſtes Kapitel.</head><lb/> <p><hi rendition="#g">Baſel</hi>, <hi rendition="#g">und die Baſeler Rathsherrn</hi>.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p><hi rendition="#in">E</hi>s war eben daͤmmerig, als ich mit <hi rendition="#g">Lehmann</hi><lb/> ans Thor zu <hi rendition="#g">Baſel</hi> kam. Die Wache fragte<lb/> nach Paͤſſen; da wir aber, wie man weiß, keine<lb/> mehr hatten, ſo bekamen wir einen Soldaten <note place="foot" n="*)">Die Baſeler Stadtſoldaten machen eine ſehr tragiſche Figur;<lb/> und ich kann mich nicht genug wundern, daß ich in gewiſſen<lb/><hi rendition="#g">Briefen über die Schweiz</hi> die ſchoͤnen rothen Solda-<lb/> ten der Stadt Baſel loben hoͤre. Der Verfaſſer hat, wie vie-<lb/> le Reiſeſchreiber, aus ſeiner Kutſche, oder aus dem Fenſter<lb/> des Gaſthofes, worin er logirt hat, ſeine Bemerkungen ange-<lb/> ſtellt, und da hat er einige von den rothen Schweizern, wel-<lb/> che ehedem in Frankreich gedient hatten, geſehen, und ſie für<lb/> Baſeler Stadtmilitz gehalten. Die ächten Baſeler Stadtſolda-<lb/> ten ſind ſchmutzige Kerls, mit blauen Roͤcken, blauen Hoſen<lb/> und blauer Weſte, oder wie ſonſt die Preußen ſagten, als noch<lb/> die Garniſonregimenter exiſtirten: dreymal blau und neunmal<lb/> des Teufels.</note><lb/> zur Begleitung, welcher uns zu einem Kommiſſaͤr<lb/> fuͤhrte, der unſre Namen u. ſ. w. in ein großes<lb/> Buch einſchrieb, und uns ſofort nach der Bettel-<lb/> herberge ſchickte. Es iſt naͤmlich zu Baſel Mode,<lb/> daß alle Fremden, welche uͤber Nacht da bleiben<lb/> wollen, ſich entweder als wirklich Reiſende, d. i.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [163/0167]
Neun und vierzigſtes Kapitel.
Baſel, und die Baſeler Rathsherrn.
Es war eben daͤmmerig, als ich mit Lehmann
ans Thor zu Baſel kam. Die Wache fragte
nach Paͤſſen; da wir aber, wie man weiß, keine
mehr hatten, ſo bekamen wir einen Soldaten *)
zur Begleitung, welcher uns zu einem Kommiſſaͤr
fuͤhrte, der unſre Namen u. ſ. w. in ein großes
Buch einſchrieb, und uns ſofort nach der Bettel-
herberge ſchickte. Es iſt naͤmlich zu Baſel Mode,
daß alle Fremden, welche uͤber Nacht da bleiben
wollen, ſich entweder als wirklich Reiſende, d. i.
*) Die Baſeler Stadtſoldaten machen eine ſehr tragiſche Figur;
und ich kann mich nicht genug wundern, daß ich in gewiſſen
Briefen über die Schweiz die ſchoͤnen rothen Solda-
ten der Stadt Baſel loben hoͤre. Der Verfaſſer hat, wie vie-
le Reiſeſchreiber, aus ſeiner Kutſche, oder aus dem Fenſter
des Gaſthofes, worin er logirt hat, ſeine Bemerkungen ange-
ſtellt, und da hat er einige von den rothen Schweizern, wel-
che ehedem in Frankreich gedient hatten, geſehen, und ſie für
Baſeler Stadtmilitz gehalten. Die ächten Baſeler Stadtſolda-
ten ſind ſchmutzige Kerls, mit blauen Roͤcken, blauen Hoſen
und blauer Weſte, oder wie ſonſt die Preußen ſagten, als noch
die Garniſonregimenter exiſtirten: dreymal blau und neunmal
des Teufels.
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Zitationshilfe: | Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/167>, abgerufen am 23.07.2024. |