Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

einem Ziegeldecker, dichte am Fluß Doux, wel-
cher mitten durch Besancon fließt. Ich war in
dieser Stadt schon etwas bekannt, und suchte das
Wirthshaus wieder auf, wo das Jahr zuvor der
brave Landrin logirt hatte. Die Leute, welche
mich noch kannten, stuzten über meine Erscheinung,
und baten mich, ihnen zu erzählen, wie mir's bis-
her in Frankreich ergangen wäre. Das that ich,
und alle Gäste horchten; und als ich fortwollte,
stellten sie eine Assignaten-Kollekte für mich zur
Fortsetzung meiner Reise an. Ich versah mich hier
so gut mit Rauchtaback, daß ich noch einigen Stu-
denten in Freyburg eine Probe davon geben konnte.

Auf der Citadelle erstaunte ich über die unge-
henre Menge ganz neuer Kanonen, welche da ohne
Lavetten aufeinander lagen, und über die entsetz-
liche Menge Kugeln. Obgleich Besancon eine
der vornehmsten Festungen in Frankreich ist, so
lag doch damals keine Garnison darin: nur einige
alte Bürger besezten die Thore, eben so, wie in
Befort und in andern festen Plätzen, welche von
den auswärtigen Feinden weit entfernt waren.
Dieses beweißt sehr viel, wenigstens soviel, daß
man sich vor einem Aufstande des Volks, und vor
neuen Unruhen gegen die Einrichtung der Republik
nicht gefürchtet hat. Denn im Fall eines Anfstan-
des wäre es den Rebellen ja sehr leicht gewesen,

einem Ziegeldecker, dichte am Fluß Doux, wel-
cher mitten durch Beſançon fließt. Ich war in
dieſer Stadt ſchon etwas bekannt, und ſuchte das
Wirthshaus wieder auf, wo das Jahr zuvor der
brave Landrin logirt hatte. Die Leute, welche
mich noch kannten, ſtuzten uͤber meine Erſcheinung,
und baten mich, ihnen zu erzaͤhlen, wie mir's bis-
her in Frankreich ergangen waͤre. Das that ich,
und alle Gaͤſte horchten; und als ich fortwollte,
ſtellten ſie eine Aſſignaten-Kollekte fuͤr mich zur
Fortſetzung meiner Reiſe an. Ich verſah mich hier
ſo gut mit Rauchtaback, daß ich noch einigen Stu-
denten in Freyburg eine Probe davon geben konnte.

Auf der Citadelle erſtaunte ich uͤber die unge-
henre Menge ganz neuer Kanonen, welche da ohne
Lavetten aufeinander lagen, und uͤber die entſetz-
liche Menge Kugeln. Obgleich Beſançon eine
der vornehmſten Feſtungen in Frankreich iſt, ſo
lag doch damals keine Garniſon darin: nur einige
alte Buͤrger beſezten die Thore, eben ſo, wie in
Befort und in andern feſten Plaͤtzen, welche von
den auswaͤrtigen Feinden weit entfernt waren.
Dieſes beweißt ſehr viel, wenigſtens ſoviel, daß
man ſich vor einem Aufſtande des Volks, und vor
neuen Unruhen gegen die Einrichtung der Republik
nicht gefuͤrchtet hat. Denn im Fall eines Anfſtan-
des waͤre es den Rebellen ja ſehr leicht geweſen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0155" n="151"/>
einem Ziegeldecker, dichte am Fluß Doux, wel-<lb/>
cher mitten durch Be&#x017F;ançon fließt. Ich war in<lb/>
die&#x017F;er Stadt &#x017F;chon etwas bekannt, und &#x017F;uchte das<lb/>
Wirthshaus wieder auf, wo das Jahr zuvor der<lb/>
brave <hi rendition="#g">Landrin</hi> logirt hatte. Die Leute, welche<lb/>
mich noch kannten, &#x017F;tuzten u&#x0364;ber meine Er&#x017F;cheinung,<lb/>
und baten mich, ihnen zu erza&#x0364;hlen, wie mir's bis-<lb/>
her in Frankreich ergangen wa&#x0364;re. Das that ich,<lb/>
und alle Ga&#x0364;&#x017F;te horchten; und als ich fortwollte,<lb/>
&#x017F;tellten &#x017F;ie eine A&#x017F;&#x017F;ignaten-Kollekte fu&#x0364;r mich zur<lb/>
Fort&#x017F;etzung meiner Rei&#x017F;e an. Ich ver&#x017F;ah mich hier<lb/>
&#x017F;o gut mit Rauchtaback, daß ich noch einigen Stu-<lb/>
denten in Freyburg eine Probe davon geben konnte.</p><lb/>
        <p>Auf der Citadelle er&#x017F;taunte ich u&#x0364;ber die unge-<lb/>
henre Menge ganz neuer Kanonen, welche da ohne<lb/>
Lavetten aufeinander lagen, und u&#x0364;ber die ent&#x017F;etz-<lb/>
liche Menge Kugeln. Obgleich <hi rendition="#g">Be&#x017F;ançon</hi> eine<lb/>
der vornehm&#x017F;ten Fe&#x017F;tungen in Frankreich i&#x017F;t, &#x017F;o<lb/>
lag doch damals keine Garni&#x017F;on darin: nur einige<lb/>
alte Bu&#x0364;rger be&#x017F;ezten die Thore, eben &#x017F;o, wie in<lb/>
Befort und in andern fe&#x017F;ten Pla&#x0364;tzen, welche von<lb/>
den auswa&#x0364;rtigen Feinden weit entfernt waren.<lb/>
Die&#x017F;es beweißt &#x017F;ehr viel, wenig&#x017F;tens &#x017F;oviel, daß<lb/>
man &#x017F;ich vor einem Auf&#x017F;tande des Volks, und vor<lb/>
neuen Unruhen gegen die Einrichtung der Republik<lb/>
nicht gefu&#x0364;rchtet hat. Denn im Fall eines Anf&#x017F;tan-<lb/>
des wa&#x0364;re es den Rebellen ja &#x017F;ehr leicht gewe&#x017F;en,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[151/0155] einem Ziegeldecker, dichte am Fluß Doux, wel- cher mitten durch Beſançon fließt. Ich war in dieſer Stadt ſchon etwas bekannt, und ſuchte das Wirthshaus wieder auf, wo das Jahr zuvor der brave Landrin logirt hatte. Die Leute, welche mich noch kannten, ſtuzten uͤber meine Erſcheinung, und baten mich, ihnen zu erzaͤhlen, wie mir's bis- her in Frankreich ergangen waͤre. Das that ich, und alle Gaͤſte horchten; und als ich fortwollte, ſtellten ſie eine Aſſignaten-Kollekte fuͤr mich zur Fortſetzung meiner Reiſe an. Ich verſah mich hier ſo gut mit Rauchtaback, daß ich noch einigen Stu- denten in Freyburg eine Probe davon geben konnte. Auf der Citadelle erſtaunte ich uͤber die unge- henre Menge ganz neuer Kanonen, welche da ohne Lavetten aufeinander lagen, und uͤber die entſetz- liche Menge Kugeln. Obgleich Beſançon eine der vornehmſten Feſtungen in Frankreich iſt, ſo lag doch damals keine Garniſon darin: nur einige alte Buͤrger beſezten die Thore, eben ſo, wie in Befort und in andern feſten Plaͤtzen, welche von den auswaͤrtigen Feinden weit entfernt waren. Dieſes beweißt ſehr viel, wenigſtens ſoviel, daß man ſich vor einem Aufſtande des Volks, und vor neuen Unruhen gegen die Einrichtung der Republik nicht gefuͤrchtet hat. Denn im Fall eines Anfſtan- des waͤre es den Rebellen ja ſehr leicht geweſen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/155
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/155>, abgerufen am 23.11.2024.