Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

die er besuchen wollte, während ich meinen Paß
unterschreiben, und mir Brod und Geld geben
ließ. Ich bestellte ihn in ein Weinhaus, wo
wir unsre Bündel abgelegt hatten, und ging.
Als ich zurück kam, war mein Husar noch nicht
da; ich ließ mir also etwas geben, und war-
tete: Aber vergebens. Daran aber war ich wohl
Schuld, und zwar so per accidens: denn unter-
wegs von dem Dorfe an bis nach Auxonne,
sprach ich von den Vortheilen, die einer haben
könnte, der in Frankreich bleiben, und sich da
durch seine Arbeit nähren wollte; und da ich
merkte, daß das eine Mädchen, welches sehr
bey Fleische war, Eindruck auf den Husaren
gemacht hatte, so strich ich das Glück heraus, wel-
ches er da auf dem Dorfe haben könnte u. s. w.

Diese Vorstellung hat dem guten Menschen
vielleicht eingeleuchtet: denn nach langem Warten,
ging ich endlich ins Kloster zu den Preußen, und
fragte nach dem Husaren. "Ja, hieß es, der ist
zurück gegangen; er hat gesagt, er getraue sich
nicht durchzukommen." Wahrscheinlich war er
wieder auf das Dorf zurückgeeilt. Nun, es be-
komme ihm wohl!

In Pagny mußte ich mich mit dem Märe
herumdisputiren, weil er mir mein Brod und Geld
schlechterdings nicht eher reichen wollte, als den

die er beſuchen wollte, waͤhrend ich meinen Paß
unterſchreiben, und mir Brod und Geld geben
ließ. Ich beſtellte ihn in ein Weinhaus, wo
wir unſre Buͤndel abgelegt hatten, und ging.
Als ich zuruͤck kam, war mein Huſar noch nicht
da; ich ließ mir alſo etwas geben, und war-
tete: Aber vergebens. Daran aber war ich wohl
Schuld, und zwar ſo per accidens: denn unter-
wegs von dem Dorfe an bis nach Auxonne,
ſprach ich von den Vortheilen, die einer haben
koͤnnte, der in Frankreich bleiben, und ſich da
durch ſeine Arbeit naͤhren wollte; und da ich
merkte, daß das eine Maͤdchen, welches ſehr
bey Fleiſche war, Eindruck auf den Huſaren
gemacht hatte, ſo ſtrich ich das Gluͤck heraus, wel-
ches er da auf dem Dorfe haben koͤnnte u. ſ. w.

Dieſe Vorſtellung hat dem guten Menſchen
vielleicht eingeleuchtet: denn nach langem Warten,
ging ich endlich ins Kloſter zu den Preußen, und
fragte nach dem Huſaren. „Ja, hieß es, der iſt
zuruͤck gegangen; er hat geſagt, er getraue ſich
nicht durchzukommen.“ Wahrſcheinlich war er
wieder auf das Dorf zuruͤckgeeilt. Nun, es be-
komme ihm wohl!

In Pagny mußte ich mich mit dem Maͤre
herumdiſputiren, weil er mir mein Brod und Geld
ſchlechterdings nicht eher reichen wollte, als den

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0153" n="149"/>
die er be&#x017F;uchen wollte, wa&#x0364;hrend ich meinen Paß<lb/>
unter&#x017F;chreiben, und mir Brod und Geld geben<lb/>
ließ. Ich be&#x017F;tellte ihn in ein Weinhaus, wo<lb/>
wir un&#x017F;re Bu&#x0364;ndel abgelegt hatten, und ging.<lb/>
Als ich zuru&#x0364;ck kam, war mein Hu&#x017F;ar noch nicht<lb/>
da; ich ließ mir al&#x017F;o etwas geben, und war-<lb/>
tete: Aber vergebens. Daran aber war ich wohl<lb/>
Schuld, und zwar &#x017F;o <hi rendition="#aq">per accidens:</hi> denn unter-<lb/>
wegs von dem Dorfe an bis nach Auxonne,<lb/>
&#x017F;prach ich von den Vortheilen, die einer haben<lb/>
ko&#x0364;nnte, der in Frankreich bleiben, und &#x017F;ich da<lb/>
durch &#x017F;eine Arbeit na&#x0364;hren wollte; und da ich<lb/>
merkte, daß das eine Ma&#x0364;dchen, welches &#x017F;ehr<lb/>
bey Flei&#x017F;che war, Eindruck auf den Hu&#x017F;aren<lb/>
gemacht hatte, &#x017F;o &#x017F;trich ich das Glu&#x0364;ck heraus, wel-<lb/>
ches er da auf dem Dorfe haben ko&#x0364;nnte u. &#x017F;. w.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;e Vor&#x017F;tellung hat dem guten Men&#x017F;chen<lb/>
vielleicht eingeleuchtet: denn nach langem Warten,<lb/>
ging ich endlich ins Klo&#x017F;ter zu den Preußen, und<lb/>
fragte nach dem Hu&#x017F;aren. &#x201E;Ja, hieß es, der i&#x017F;t<lb/>
zuru&#x0364;ck gegangen; er hat ge&#x017F;agt, er getraue &#x017F;ich<lb/>
nicht durchzukommen.&#x201C; Wahr&#x017F;cheinlich war er<lb/>
wieder auf das Dorf zuru&#x0364;ckgeeilt. Nun, es be-<lb/>
komme ihm wohl!</p><lb/>
        <p>In Pagny mußte ich mich mit dem Ma&#x0364;re<lb/>
herumdi&#x017F;putiren, weil er mir mein Brod und Geld<lb/>
&#x017F;chlechterdings nicht eher reichen wollte, als den<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[149/0153] die er beſuchen wollte, waͤhrend ich meinen Paß unterſchreiben, und mir Brod und Geld geben ließ. Ich beſtellte ihn in ein Weinhaus, wo wir unſre Buͤndel abgelegt hatten, und ging. Als ich zuruͤck kam, war mein Huſar noch nicht da; ich ließ mir alſo etwas geben, und war- tete: Aber vergebens. Daran aber war ich wohl Schuld, und zwar ſo per accidens: denn unter- wegs von dem Dorfe an bis nach Auxonne, ſprach ich von den Vortheilen, die einer haben koͤnnte, der in Frankreich bleiben, und ſich da durch ſeine Arbeit naͤhren wollte; und da ich merkte, daß das eine Maͤdchen, welches ſehr bey Fleiſche war, Eindruck auf den Huſaren gemacht hatte, ſo ſtrich ich das Gluͤck heraus, wel- ches er da auf dem Dorfe haben koͤnnte u. ſ. w. Dieſe Vorſtellung hat dem guten Menſchen vielleicht eingeleuchtet: denn nach langem Warten, ging ich endlich ins Kloſter zu den Preußen, und fragte nach dem Huſaren. „Ja, hieß es, der iſt zuruͤck gegangen; er hat geſagt, er getraue ſich nicht durchzukommen.“ Wahrſcheinlich war er wieder auf das Dorf zuruͤckgeeilt. Nun, es be- komme ihm wohl! In Pagny mußte ich mich mit dem Maͤre herumdiſputiren, weil er mir mein Brod und Geld ſchlechterdings nicht eher reichen wollte, als den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/153
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/153>, abgerufen am 24.11.2024.