trübniß, daß dieser brave Mann ein Entzündungs- fieber gehabt habe und dem Tode nahe gewesen sey. Ich freute mich, daß ich die Gefahr nicht gewußt hatte, in welcher dieser edle Freund [g]elegen war: denn sonst würde ich tausend Kum[m]er gefühlt ha- ben. Ich war gewiß niemals von Stein oder Holz, wenn schon Einige meynen, ich habe alles Gefühl verlohren. Heulen und viel Jammerns ma- chen mag und kann ich freilich nicht;
Sed vere ille dolet, qui sine teste dolet.
Eben dieser Freund Adler rieth mir, daß ich, um als preußischer Deserteur vor jeder Nachstellung sicherer zu bleiben, mich nach der Schweiz bege- ben mögte. Vorzüglich empfahl er mir Zürich zu meinem Aufenthalt. Hier sollte ich mich an Hrn. Geßner und Hrn. Professor Ulrich wenden: beyde wären kreuzbrave Männer, die mir in jeder Hinsicht gern behülflich seyn würden: beyde hätten von ihm auch schon den Auftrag, mich in allem Nöthigen auf seine Rechnung zu unterstützen, u. dgl. --
Hr. Bispink hatte nämlich, als er zur Be- sorgung dieser Briefe in Leipzig gewesen war, zu- gleich einen an Hrn. Geßner nach Zürich ge- schickt, mit dem Auftrage, mich bey meiner An- kunft angemessen kleiden zu lassen, und mir zu meiner weitern Reise 3 Carolinen in seinem Namen
truͤbniß, daß dieſer brave Mann ein Entzuͤndungs- fieber gehabt habe und dem Tode nahe geweſen ſey. Ich freute mich, daß ich die Gefahr nicht gewußt hatte, in welcher dieſer edle Freund [g]elegen war: denn ſonſt wuͤrde ich tauſend Kum[m]er gefuͤhlt ha- ben. Ich war gewiß niemals von Stein oder Holz, wenn ſchon Einige meynen, ich habe alles Gefuͤhl verlohren. Heulen und viel Jammerns ma- chen mag und kann ich freilich nicht;
Sed vere ille dolet, qui ſine teſte dolet.
Eben dieſer Freund Adler rieth mir, daß ich, um als preußiſcher Deſerteur vor jeder Nachſtellung ſicherer zu bleiben, mich nach der Schweiz bege- ben moͤgte. Vorzuͤglich empfahl er mir Zuͤrich zu meinem Aufenthalt. Hier ſollte ich mich an Hrn. Geßner und Hrn. Profeſſor Ulrich wenden: beyde waͤren kreuzbrave Maͤnner, die mir in jeder Hinſicht gern behuͤlflich ſeyn wuͤrden: beyde haͤtten von ihm auch ſchon den Auftrag, mich in allem Noͤthigen auf ſeine Rechnung zu unterſtuͤtzen, u. dgl. —
Hr. Bispink hatte naͤmlich, als er zur Be- ſorgung dieſer Briefe in Leipzig geweſen war, zu- gleich einen an Hrn. Geßner nach Zuͤrich ge- ſchickt, mit dem Auftrage, mich bey meiner An- kunft angemeſſen kleiden zu laſſen, und mir zu meiner weitern Reiſe 3 Carolinen in ſeinem Namen
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truͤbniß, daß dieſer brave Mann ein Entzuͤndungs-
fieber gehabt habe und dem Tode nahe geweſen ſey.
Ich freute mich, daß ich die Gefahr nicht gewußt
hatte, in welcher dieſer edle Freund gelegen war:
denn ſonſt wuͤrde ich tauſend Kummer gefuͤhlt ha-
ben. Ich war gewiß niemals von Stein oder
Holz, wenn ſchon Einige meynen, ich habe alles
Gefuͤhl verlohren. Heulen und viel Jammerns ma-
chen mag und kann ich freilich nicht;
Sed vere ille dolet, qui ſine teſte dolet.
Eben dieſer Freund Adler rieth mir, daß ich,
um als preußiſcher Deſerteur vor jeder Nachſtellung
ſicherer zu bleiben, mich nach der Schweiz bege-
ben moͤgte. Vorzuͤglich empfahl er mir Zuͤrich zu
meinem Aufenthalt. Hier ſollte ich mich an Hrn.
Geßner und Hrn. Profeſſor Ulrich wenden:
beyde waͤren kreuzbrave Maͤnner, die mir in jeder
Hinſicht gern behuͤlflich ſeyn wuͤrden: beyde haͤtten
von ihm auch ſchon den Auftrag, mich in allem
Noͤthigen auf ſeine Rechnung zu unterſtuͤtzen,
u. dgl. —
Hr. Bispink hatte naͤmlich, als er zur Be-
ſorgung dieſer Briefe in Leipzig geweſen war, zu-
gleich einen an Hrn. Geßner nach Zuͤrich ge-
ſchickt, mit dem Auftrage, mich bey meiner An-
kunft angemeſſen kleiden zu laſſen, und mir zu
meiner weitern Reiſe 3 Carolinen in ſeinem Namen
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/140>, abgerufen am 22.11.2024.
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