Mühle bringen, wo ich alles anwendete, was man da haben konnte, um den Gift zu vertreiben und unwirksam zu machen. Ich hatte fürchterli- ches Erbrechen, und verlor auf einige Wochen den Gebrauch der Sprache: aber der Pfarrer konnte schon den folgenden Tag wieder abreisen.
Sobald ich hergestellt war, eilte ich nach mei- ner Heimat. Der Pfarrer besuchte mich gleich und that sehr freundlich. Aber mich wurmte der Umstand mit dem Vergiften gewaltig. Ich mußte glauben, daß der Wein in des Pfarrers Flasche vergiftet gewesen war. Ich hatte ihn zwar nur wenig daraus trinken sehen: aber doch hatte er ei- niges Erbrechen gehabt: das konnte aber von ei- nem andern Umstande herrühren, oder nur so eine Maske seyn. Kurz: lange gieng mir das alles im Kopfe herum, und ich war von neuem gegen den Pfarrer kalt, und erwiederte seine Freundschaft mit merklicher Verachtung. Meine Gesundheit hatte aber sehr gelitten, und ein Arzt von meiner Bekanntschaft rieth mir, eine Reise vorzunehmen, um mich zu zerstreuen. Ein Umstand war hin- länglich, diesem Rath mehr Eingang bey mir zu verschaffen.
Der Diebstahl des Pfarrers an den Gefäßen der Kirche war durch einen Zufall bekannt gewor- den, und der Pfarrer selbst in Inquisition gezogen.
Muͤhle bringen, wo ich alles anwendete, was man da haben konnte, um den Gift zu vertreiben und unwirkſam zu machen. Ich hatte fuͤrchterli- ches Erbrechen, und verlor auf einige Wochen den Gebrauch der Sprache: aber der Pfarrer konnte ſchon den folgenden Tag wieder abreiſen.
Sobald ich hergeſtellt war, eilte ich nach mei- ner Heimat. Der Pfarrer beſuchte mich gleich und that ſehr freundlich. Aber mich wurmte der Umſtand mit dem Vergiften gewaltig. Ich mußte glauben, daß der Wein in des Pfarrers Flaſche vergiftet geweſen war. Ich hatte ihn zwar nur wenig daraus trinken ſehen: aber doch hatte er ei- niges Erbrechen gehabt: das konnte aber von ei- nem andern Umſtande herruͤhren, oder nur ſo eine Maske ſeyn. Kurz: lange gieng mir das alles im Kopfe herum, und ich war von neuem gegen den Pfarrer kalt, und erwiederte ſeine Freundſchaft mit merklicher Verachtung. Meine Geſundheit hatte aber ſehr gelitten, und ein Arzt von meiner Bekanntſchaft rieth mir, eine Reiſe vorzunehmen, um mich zu zerſtreuen. Ein Umſtand war hin- laͤnglich, dieſem Rath mehr Eingang bey mir zu verſchaffen.
Der Diebſtahl des Pfarrers an den Gefaͤßen der Kirche war durch einen Zufall bekannt gewor- den, und der Pfarrer ſelbſt in Inquiſition gezogen.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0014"n="10"/>
Muͤhle bringen, wo ich alles anwendete, was<lb/>
man da haben konnte, um den Gift zu vertreiben<lb/>
und unwirkſam zu machen. Ich hatte fuͤrchterli-<lb/>
ches Erbrechen, und verlor auf einige Wochen<lb/>
den Gebrauch der Sprache: aber der Pfarrer<lb/>
konnte ſchon den folgenden Tag wieder abreiſen.</p><lb/><p>Sobald ich hergeſtellt war, eilte ich nach mei-<lb/>
ner Heimat. Der Pfarrer beſuchte mich gleich<lb/>
und that ſehr freundlich. Aber mich wurmte der<lb/>
Umſtand mit dem Vergiften gewaltig. Ich mußte<lb/>
glauben, daß der Wein in des Pfarrers Flaſche<lb/>
vergiftet geweſen war. Ich hatte ihn zwar nur<lb/>
wenig daraus trinken ſehen: aber doch hatte er ei-<lb/>
niges Erbrechen gehabt: das konnte aber von ei-<lb/>
nem andern Umſtande herruͤhren, oder nur ſo eine<lb/>
Maske ſeyn. Kurz: lange gieng mir das alles<lb/>
im Kopfe herum, und ich war von neuem gegen<lb/>
den Pfarrer kalt, und erwiederte ſeine Freundſchaft<lb/>
mit merklicher Verachtung. Meine Geſundheit<lb/>
hatte aber ſehr gelitten, und ein Arzt von meiner<lb/>
Bekanntſchaft rieth mir, eine Reiſe vorzunehmen,<lb/>
um mich zu zerſtreuen. Ein Umſtand war hin-<lb/>
laͤnglich, dieſem Rath mehr Eingang bey mir zu<lb/>
verſchaffen.</p><lb/><p>Der Diebſtahl des Pfarrers an den Gefaͤßen<lb/>
der Kirche war durch einen Zufall bekannt gewor-<lb/>
den, und der Pfarrer ſelbſt in Inquiſition gezogen.<lb/></p></div></body></text></TEI>
[10/0014]
Muͤhle bringen, wo ich alles anwendete, was
man da haben konnte, um den Gift zu vertreiben
und unwirkſam zu machen. Ich hatte fuͤrchterli-
ches Erbrechen, und verlor auf einige Wochen
den Gebrauch der Sprache: aber der Pfarrer
konnte ſchon den folgenden Tag wieder abreiſen.
Sobald ich hergeſtellt war, eilte ich nach mei-
ner Heimat. Der Pfarrer beſuchte mich gleich
und that ſehr freundlich. Aber mich wurmte der
Umſtand mit dem Vergiften gewaltig. Ich mußte
glauben, daß der Wein in des Pfarrers Flaſche
vergiftet geweſen war. Ich hatte ihn zwar nur
wenig daraus trinken ſehen: aber doch hatte er ei-
niges Erbrechen gehabt: das konnte aber von ei-
nem andern Umſtande herruͤhren, oder nur ſo eine
Maske ſeyn. Kurz: lange gieng mir das alles
im Kopfe herum, und ich war von neuem gegen
den Pfarrer kalt, und erwiederte ſeine Freundſchaft
mit merklicher Verachtung. Meine Geſundheit
hatte aber ſehr gelitten, und ein Arzt von meiner
Bekanntſchaft rieth mir, eine Reiſe vorzunehmen,
um mich zu zerſtreuen. Ein Umſtand war hin-
laͤnglich, dieſem Rath mehr Eingang bey mir zu
verſchaffen.
Der Diebſtahl des Pfarrers an den Gefaͤßen
der Kirche war durch einen Zufall bekannt gewor-
den, und der Pfarrer ſelbſt in Inquiſition gezogen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/14>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.