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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

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durch Deuten und Fühlen zu verstehen geben kön-
nen, daß sie einander heurathen wollen! -- Ich
wollte dem guten Menschen gern helfen, und ging
mit ihm zu Repräsentanten Cale's, den ich in
Fischers Namen um Erlaubniß bat, nach Abe-
ville zurück zu gehen, um da seine Heurath zu voll-
ziehen. Cales stand anfangs an, aber bald be-
sann er sich und sagte: Fischer sollte nach Abe-
ville schreiben -- doch nein, unterbrach er sich, ich
will dahin schreiben lassen; verhält sich die Sache,
wie du sagst, so soll er dahin gehen dürfen. --
Nach einem Monat erhielt Fischer die Erlaubniß,
nach Abeville zu gehen. Ich führe diese Züge blos
an, um zu beweisen, daß Cale's ein braver
Mann war, und daß jedem ausländischen Deser-
teur, troz dem verdammten Betragen der meisten,
gleich geholfen wurde, sobald er nur wollte und ein
ehrlicher Mann war.

Cale's fragte mich, wer ich sey, und ich be-
friedigte seine Frage. Nardot, der Kommissär,
stand dabey, und gab mir das Zeugniß, daß ich
ein starker Anhänger der Republik, und zwar aus
Gründen sey. Dann ist es Schade, sagte Cale's,
daß du kein Franzose bist: aber du must suchen,
einer zu werden. --

Um diese Zeit ereignete sich ein kleiner Aufstand.
Einige Leute, welche im Wirthshause scharf ge-

durch Deuten und Fuͤhlen zu verſtehen geben koͤn-
nen, daß ſie einander heurathen wollen! — Ich
wollte dem guten Menſchen gern helfen, und ging
mit ihm zu Repraͤſentanten Cale's, den ich in
Fiſchers Namen um Erlaubniß bat, nach Abe-
ville zuruͤck zu gehen, um da ſeine Heurath zu voll-
ziehen. Calés ſtand anfangs an, aber bald be-
ſann er ſich und ſagte: Fiſcher ſollte nach Abe-
ville ſchreiben — doch nein, unterbrach er ſich, ich
will dahin ſchreiben laſſen; verhaͤlt ſich die Sache,
wie du ſagſt, ſo ſoll er dahin gehen duͤrfen. —
Nach einem Monat erhielt Fiſcher die Erlaubniß,
nach Abeville zu gehen. Ich fuͤhre dieſe Zuͤge blos
an, um zu beweiſen, daß Cale's ein braver
Mann war, und daß jedem auslaͤndiſchen Deſer-
teur, troz dem verdammten Betragen der meiſten,
gleich geholfen wurde, ſobald er nur wollte und ein
ehrlicher Mann war.

Cale's fragte mich, wer ich ſey, und ich be-
friedigte ſeine Frage. Nardot, der Kommiſſaͤr,
ſtand dabey, und gab mir das Zeugniß, daß ich
ein ſtarker Anhaͤnger der Republik, und zwar aus
Gruͤnden ſey. Dann iſt es Schade, ſagte Cale's,
daß du kein Franzoſe biſt: aber du muſt ſuchen,
einer zu werden. —

Um dieſe Zeit ereignete ſich ein kleiner Aufſtand.
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[118/0122] durch Deuten und Fuͤhlen zu verſtehen geben koͤn- nen, daß ſie einander heurathen wollen! — Ich wollte dem guten Menſchen gern helfen, und ging mit ihm zu Repraͤſentanten Cale's, den ich in Fiſchers Namen um Erlaubniß bat, nach Abe- ville zuruͤck zu gehen, um da ſeine Heurath zu voll- ziehen. Calés ſtand anfangs an, aber bald be- ſann er ſich und ſagte: Fiſcher ſollte nach Abe- ville ſchreiben — doch nein, unterbrach er ſich, ich will dahin ſchreiben laſſen; verhaͤlt ſich die Sache, wie du ſagſt, ſo ſoll er dahin gehen duͤrfen. — Nach einem Monat erhielt Fiſcher die Erlaubniß, nach Abeville zu gehen. Ich fuͤhre dieſe Zuͤge blos an, um zu beweiſen, daß Cale's ein braver Mann war, und daß jedem auslaͤndiſchen Deſer- teur, troz dem verdammten Betragen der meiſten, gleich geholfen wurde, ſobald er nur wollte und ein ehrlicher Mann war. Cale's fragte mich, wer ich ſey, und ich be- friedigte ſeine Frage. Nardot, der Kommiſſaͤr, ſtand dabey, und gab mir das Zeugniß, daß ich ein ſtarker Anhaͤnger der Republik, und zwar aus Gruͤnden ſey. Dann iſt es Schade, ſagte Cale's, daß du kein Franzoſe biſt: aber du muſt ſuchen, einer zu werden. — Um dieſe Zeit ereignete ſich ein kleiner Aufſtand. Einige Leute, welche im Wirthshauſe ſcharf ge-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/122>, abgerufen am 22.11.2024.