noch so viel übrig, daß ich die Dekade bey Vien- not, oder sonstwo ordentlich hinbringen, und Bur- gunderwein zur Genüge trinken konnte, wovon ich zwar jeden Tag etwas trank.
Indessen war der Repräsentant Cales nach Dijon auf Mission gekommen, wahrscheinlich um zu verhüten, daß bey der damaligen Wahl der neuen Magistratspersonen keine Irrungen in diesem gewiß sehr beträchtlichen Departement vorfallen mögten. Denn die Jakobiner in Dijon hatten nach dem Tode des Robespierre eine Adresse bey dem Konvente eingereicht, die von mehr als 400 Bürgern unter- schrieben war, worin der alte Geist des Terroris- mus noch sehr sichtbar glühte. Der Konvent ver- warf diese Adresse, und schickte Cales, um allen Unordnungen vorzubeugen.
An diesen Cales wendeten sich die gefange- nen Offiziere, wegen ihres verminderten Soldes, und Cales machte deswegen eine so kräftige Vor- stellung nach Paris, daß die Herren ihr Geld oder vielmehr ihr Papier erhielten, wie gleich anfangs. Aber die Unteroffiziere, Sergeanten, Wachtmei- ster u. dgl. erhielten keine Vermehrung ihres Sol- des, weil sie darum nicht angesucht hatten. Dar- ob erboßten diese Leute höchlich, und räsonnirten auf die Offiziere nicht ohne Grund. Ich stellte ih- nen indeß vor, daß sie sich ja auch melden könnten:
noch ſo viel uͤbrig, daß ich die Dekade bey Vien- not, oder ſonſtwo ordentlich hinbringen, und Bur- gunderwein zur Genuͤge trinken konnte, wovon ich zwar jeden Tag etwas trank.
Indeſſen war der Repraͤſentant Calés nach Dijon auf Miſſion gekommen, wahrſcheinlich um zu verhuͤten, daß bey der damaligen Wahl der neuen Magiſtratsperſonen keine Irrungen in dieſem gewiß ſehr betraͤchtlichen Departement vorfallen moͤgten. Denn die Jakobiner in Dijon hatten nach dem Tode des Robespierre eine Adreſſe bey dem Konvente eingereicht, die von mehr als 400 Buͤrgern unter- ſchrieben war, worin der alte Geiſt des Terroris- mus noch ſehr ſichtbar gluͤhte. Der Konvent ver- warf dieſe Adreſſe, und ſchickte Calés, um allen Unordnungen vorzubeugen.
An dieſen Calés wendeten ſich die gefange- nen Offiziere, wegen ihres verminderten Soldes, und Calés machte deswegen eine ſo kraͤftige Vor- ſtellung nach Paris, daß die Herren ihr Geld oder vielmehr ihr Papier erhielten, wie gleich anfangs. Aber die Unteroffiziere, Sergeanten, Wachtmei- ſter u. dgl. erhielten keine Vermehrung ihres Sol- des, weil ſie darum nicht angeſucht hatten. Dar- ob erboßten dieſe Leute hoͤchlich, und raͤſonnirten auf die Offiziere nicht ohne Grund. Ich ſtellte ih- nen indeß vor, daß ſie ſich ja auch melden koͤnnten:
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0120"n="116"/>
noch ſo viel uͤbrig, daß ich die Dekade bey <hirendition="#g">Vien</hi>-<lb/><hirendition="#g">not</hi>, oder ſonſtwo ordentlich hinbringen, und Bur-<lb/>
gunderwein zur Genuͤge trinken konnte, wovon ich<lb/>
zwar jeden Tag etwas trank.</p><lb/><p>Indeſſen war der Repraͤſentant <hirendition="#g">Cal<hirendition="#aq">é</hi>s</hi> nach<lb/>
Dijon auf Miſſion gekommen, wahrſcheinlich um zu<lb/>
verhuͤten, daß bey der damaligen Wahl der neuen<lb/>
Magiſtratsperſonen keine Irrungen in dieſem gewiß<lb/>ſehr betraͤchtlichen Departement vorfallen moͤgten.<lb/>
Denn die Jakobiner in Dijon hatten nach dem Tode<lb/>
des <hirendition="#g">Robespierre</hi> eine Adreſſe bey dem Konvente<lb/>
eingereicht, die von mehr als 400 Buͤrgern unter-<lb/>ſchrieben war, worin der alte Geiſt des Terroris-<lb/>
mus noch ſehr ſichtbar gluͤhte. Der Konvent ver-<lb/>
warf dieſe Adreſſe, und ſchickte <hirendition="#g">Cal<hirendition="#aq">é</hi>s</hi>, um allen<lb/>
Unordnungen vorzubeugen.</p><lb/><p>An dieſen <hirendition="#g">Cal<hirendition="#aq">é</hi>s</hi> wendeten ſich die gefange-<lb/>
nen Offiziere, wegen ihres verminderten Soldes,<lb/>
und <hirendition="#g">Cal<hirendition="#aq">é</hi>s</hi> machte deswegen eine ſo kraͤftige Vor-<lb/>ſtellung nach Paris, daß die Herren ihr Geld oder<lb/>
vielmehr ihr Papier erhielten, wie gleich anfangs.<lb/>
Aber die Unteroffiziere, Sergeanten, Wachtmei-<lb/>ſter u. dgl. erhielten keine Vermehrung ihres Sol-<lb/>
des, weil ſie darum nicht angeſucht hatten. Dar-<lb/>
ob erboßten dieſe Leute hoͤchlich, und raͤſonnirten<lb/>
auf die Offiziere nicht ohne Grund. Ich ſtellte ih-<lb/>
nen indeß vor, daß ſie ſich ja auch melden koͤnnten:<lb/></p></div></body></text></TEI>
[116/0120]
noch ſo viel uͤbrig, daß ich die Dekade bey Vien-
not, oder ſonſtwo ordentlich hinbringen, und Bur-
gunderwein zur Genuͤge trinken konnte, wovon ich
zwar jeden Tag etwas trank.
Indeſſen war der Repraͤſentant Calés nach
Dijon auf Miſſion gekommen, wahrſcheinlich um zu
verhuͤten, daß bey der damaligen Wahl der neuen
Magiſtratsperſonen keine Irrungen in dieſem gewiß
ſehr betraͤchtlichen Departement vorfallen moͤgten.
Denn die Jakobiner in Dijon hatten nach dem Tode
des Robespierre eine Adreſſe bey dem Konvente
eingereicht, die von mehr als 400 Buͤrgern unter-
ſchrieben war, worin der alte Geiſt des Terroris-
mus noch ſehr ſichtbar gluͤhte. Der Konvent ver-
warf dieſe Adreſſe, und ſchickte Calés, um allen
Unordnungen vorzubeugen.
An dieſen Calés wendeten ſich die gefange-
nen Offiziere, wegen ihres verminderten Soldes,
und Calés machte deswegen eine ſo kraͤftige Vor-
ſtellung nach Paris, daß die Herren ihr Geld oder
vielmehr ihr Papier erhielten, wie gleich anfangs.
Aber die Unteroffiziere, Sergeanten, Wachtmei-
ſter u. dgl. erhielten keine Vermehrung ihres Sol-
des, weil ſie darum nicht angeſucht hatten. Dar-
ob erboßten dieſe Leute hoͤchlich, und raͤſonnirten
auf die Offiziere nicht ohne Grund. Ich ſtellte ih-
nen indeß vor, daß ſie ſich ja auch melden koͤnnten:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/120>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.