Patienten gerufen wurde, und den Pfarrer nicht stören mochte. Ich kann dem Pfarrer nicht nach- sagen, daß er um diese Zeit mir die Fortsetzung seines infamen Kommerzes angetragen hätte, wo- mit ich auch sehr zufrieden war: denn ich hatte mir fest vorgenommen, das schmutzige Geschäft durchaus nicht mehr zu treiben.
Inzwischen, eine Stunde von meinem Wohn- orte, war ich mit einem hübschen Mädchen be- kannt geworden, und fieng an, dieser die Kour zu machen. Ich fand eben keinen großen Wider- stand, als ich mich zu einer Heirath erklärte. Ich gab meinem Vater davon Nachricht, und dieser gestattete mir seine Einwilligung um so lie- ber, da er den Vater des Mädchens kannte. Aber mein Herr Pfarrer erfuhr meine Liebschaft, und gerieth darüber in den heftigsten Zorn. Er machte mir Vorwürfe, sprach von Untreue und vergaß sich so sehr, daß er vor mir endlich auf die Kniee fiel, und mich um alles in der Welt bath, meine Verbindung aufzugeben. Ich wußte nicht, was ich zu so einem rasenden Vorfall denken und sagen sollte, war aber fest entschlossen, ihn und seine Bitte nicht weiter zu beachten.
Von dieser Zeit an gab sich der Pfarrer alle Mühe, meine Heirath zu hintertreiben. Er schrieb meinem Vater, und machte ihm schlimme Beschrei-
Patienten gerufen wurde, und den Pfarrer nicht ſtoͤren mochte. Ich kann dem Pfarrer nicht nach- ſagen, daß er um dieſe Zeit mir die Fortſetzung ſeines infamen Kommerzes angetragen haͤtte, wo- mit ich auch ſehr zufrieden war: denn ich hatte mir feſt vorgenommen, das ſchmutzige Geſchaͤft durchaus nicht mehr zu treiben.
Inzwiſchen, eine Stunde von meinem Wohn- orte, war ich mit einem huͤbſchen Maͤdchen be- kannt geworden, und fieng an, dieſer die Kour zu machen. Ich fand eben keinen großen Wider- ſtand, als ich mich zu einer Heirath erklaͤrte. Ich gab meinem Vater davon Nachricht, und dieſer geſtattete mir ſeine Einwilligung um ſo lie- ber, da er den Vater des Maͤdchens kannte. Aber mein Herr Pfarrer erfuhr meine Liebſchaft, und gerieth daruͤber in den heftigſten Zorn. Er machte mir Vorwuͤrfe, ſprach von Untreue und vergaß ſich ſo ſehr, daß er vor mir endlich auf die Kniee fiel, und mich um alles in der Welt bath, meine Verbindung aufzugeben. Ich wußte nicht, was ich zu ſo einem raſenden Vorfall denken und ſagen ſollte, war aber feſt entſchloſſen, ihn und ſeine Bitte nicht weiter zu beachten.
Von dieſer Zeit an gab ſich der Pfarrer alle Muͤhe, meine Heirath zu hintertreiben. Er ſchrieb meinem Vater, und machte ihm ſchlimme Beſchrei-
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Patienten gerufen wurde, und den Pfarrer nicht
ſtoͤren mochte. Ich kann dem Pfarrer nicht nach-
ſagen, daß er um dieſe Zeit mir die Fortſetzung
ſeines infamen Kommerzes angetragen haͤtte, wo-
mit ich auch ſehr zufrieden war: denn ich hatte
mir feſt vorgenommen, das ſchmutzige Geſchaͤft
durchaus nicht mehr zu treiben.
Inzwiſchen, eine Stunde von meinem Wohn-
orte, war ich mit einem huͤbſchen Maͤdchen be-
kannt geworden, und fieng an, dieſer die Kour
zu machen. Ich fand eben keinen großen Wider-
ſtand, als ich mich zu einer Heirath erklaͤrte.
Ich gab meinem Vater davon Nachricht, und
dieſer geſtattete mir ſeine Einwilligung um ſo lie-
ber, da er den Vater des Maͤdchens kannte.
Aber mein Herr Pfarrer erfuhr meine Liebſchaft,
und gerieth daruͤber in den heftigſten Zorn. Er
machte mir Vorwuͤrfe, ſprach von Untreue und
vergaß ſich ſo ſehr, daß er vor mir endlich auf die
Kniee fiel, und mich um alles in der Welt bath,
meine Verbindung aufzugeben. Ich wußte nicht,
was ich zu ſo einem raſenden Vorfall denken und
ſagen ſollte, war aber feſt entſchloſſen, ihn und
ſeine Bitte nicht weiter zu beachten.
Von dieſer Zeit an gab ſich der Pfarrer alle
Muͤhe, meine Heirath zu hintertreiben. Er ſchrieb
meinem Vater, und machte ihm ſchlimme Beſchrei-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/11>, abgerufen am 24.11.2024.
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