merkwürdigen Vorfällen, alle Verhandlungen und Dekrete jedesmal unentgeldlich zu. Auch hat fast jede Armee ihre Schriftsteller und Novellisten, welche die Begebenheiten des Tages aus den vie- len Französischen Zeitungen, Journalen und Flug- blättern zweckmäßig ausheben, und sie wöchent- lich zur Unterhaltung und Belehrung der Kämpfer herausgeben. Zur Abwechselung fügen sie kleine moralische Aufsätze -- über Schonung des Bürgers und Landmanns in feindlichen Landen -- über hu- mane Behandlung der besiegten oder sich ergebenden feindlichen Soldaten -- über die Pflicht des Har- rens und Duldens in harten Kämpfen mit der Na- tur, oder über die Pflicht der tapfern Vaterlands- liebe im Kampfe mit dem Feinde u. dgl. sehr oft hinzu: auch kommen Gedichte, Bitten und War- nungen der Generale, Belohnungen und Bestra- fungen, nebst Anekdoten von edlen und tapfern Handlungen ihrer Kameraden bey ihrer und andern Armeen vor: und das alles erhalten die Bataillons ohne die mindeste Ausgabe.
Und diese psychologisch-politische Maschinerie ist der Schlüssel zu den Riesen-Thaten eines Vol- kes, das von so manchem deutschen Feder-Buben und Schwächling anfänglich gar arg und übertrie- ben beschimpft und verachtet ward, vor welchem
merkwuͤrdigen Vorfaͤllen, alle Verhandlungen und Dekrete jedesmal unentgeldlich zu. Auch hat faſt jede Armee ihre Schriftſteller und Novelliſten, welche die Begebenheiten des Tages aus den vie- len Franzoͤſiſchen Zeitungen, Journalen und Flug- blaͤttern zweckmaͤßig ausheben, und ſie woͤchent- lich zur Unterhaltung und Belehrung der Kaͤmpfer herausgeben. Zur Abwechſelung fuͤgen ſie kleine moraliſche Aufſaͤtze — uͤber Schonung des Buͤrgers und Landmanns in feindlichen Landen — uͤber hu- mane Behandlung der beſiegten oder ſich ergebenden feindlichen Soldaten — uͤber die Pflicht des Har- rens und Duldens in harten Kaͤmpfen mit der Na- tur, oder uͤber die Pflicht der tapfern Vaterlands- liebe im Kampfe mit dem Feinde u. dgl. ſehr oft hinzu: auch kommen Gedichte, Bitten und War- nungen der Generale, Belohnungen und Beſtra- fungen, nebſt Anekdoten von edlen und tapfern Handlungen ihrer Kameraden bey ihrer und andern Armeen vor: und das alles erhalten die Bataillons ohne die mindeſte Ausgabe.
Und dieſe pſychologiſch-politiſche Maſchinerie iſt der Schluͤſſel zu den Rieſen-Thaten eines Vol- kes, das von ſo manchem deutſchen Feder-Buben und Schwaͤchling anfaͤnglich gar arg und uͤbertrie- ben beſchimpft und verachtet ward, vor welchem
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0082"n="78"/>
merkwuͤrdigen Vorfaͤllen, alle Verhandlungen und<lb/>
Dekrete jedesmal unentgeldlich zu. Auch hat faſt<lb/>
jede Armee ihre Schriftſteller und Novelliſten,<lb/>
welche die Begebenheiten des Tages aus den vie-<lb/>
len Franzoͤſiſchen Zeitungen, Journalen und Flug-<lb/>
blaͤttern zweckmaͤßig ausheben, und ſie woͤchent-<lb/>
lich zur Unterhaltung und Belehrung der Kaͤmpfer<lb/>
herausgeben. Zur Abwechſelung fuͤgen ſie kleine<lb/>
moraliſche Aufſaͤtze — uͤber Schonung des Buͤrgers<lb/>
und Landmanns in feindlichen Landen — uͤber hu-<lb/>
mane Behandlung der beſiegten oder ſich ergebenden<lb/>
feindlichen Soldaten — uͤber die Pflicht des Har-<lb/>
rens und Duldens in harten Kaͤmpfen mit der Na-<lb/>
tur, oder uͤber die Pflicht der tapfern Vaterlands-<lb/>
liebe im Kampfe mit dem Feinde u. dgl. ſehr oft<lb/>
hinzu: auch kommen Gedichte, Bitten und War-<lb/>
nungen der Generale, Belohnungen und Beſtra-<lb/>
fungen, nebſt Anekdoten von edlen und tapfern<lb/>
Handlungen ihrer Kameraden bey ihrer und andern<lb/>
Armeen vor: und das alles erhalten die Bataillons<lb/>
ohne die mindeſte Ausgabe.</p><lb/><p>Und dieſe pſychologiſch-politiſche Maſchinerie<lb/>
iſt der Schluͤſſel zu den Rieſen-Thaten eines Vol-<lb/>
kes, das von ſo manchem deutſchen Feder-Buben<lb/>
und Schwaͤchling anfaͤnglich gar arg und uͤbertrie-<lb/>
ben beſchimpft und verachtet ward, vor welchem<lb/></p></div></body></text></TEI>
[78/0082]
merkwuͤrdigen Vorfaͤllen, alle Verhandlungen und
Dekrete jedesmal unentgeldlich zu. Auch hat faſt
jede Armee ihre Schriftſteller und Novelliſten,
welche die Begebenheiten des Tages aus den vie-
len Franzoͤſiſchen Zeitungen, Journalen und Flug-
blaͤttern zweckmaͤßig ausheben, und ſie woͤchent-
lich zur Unterhaltung und Belehrung der Kaͤmpfer
herausgeben. Zur Abwechſelung fuͤgen ſie kleine
moraliſche Aufſaͤtze — uͤber Schonung des Buͤrgers
und Landmanns in feindlichen Landen — uͤber hu-
mane Behandlung der beſiegten oder ſich ergebenden
feindlichen Soldaten — uͤber die Pflicht des Har-
rens und Duldens in harten Kaͤmpfen mit der Na-
tur, oder uͤber die Pflicht der tapfern Vaterlands-
liebe im Kampfe mit dem Feinde u. dgl. ſehr oft
hinzu: auch kommen Gedichte, Bitten und War-
nungen der Generale, Belohnungen und Beſtra-
fungen, nebſt Anekdoten von edlen und tapfern
Handlungen ihrer Kameraden bey ihrer und andern
Armeen vor: und das alles erhalten die Bataillons
ohne die mindeſte Ausgabe.
Und dieſe pſychologiſch-politiſche Maſchinerie
iſt der Schluͤſſel zu den Rieſen-Thaten eines Vol-
kes, das von ſo manchem deutſchen Feder-Buben
und Schwaͤchling anfaͤnglich gar arg und uͤbertrie-
ben beſchimpft und verachtet ward, vor welchem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/82>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.