wir wissen mögen, quo anno ante Christum natum Miuos Gesetze gegeben, und Miltiades die Perser geschlagen hat? Nein, wahrlich, wer mir nicht sagen kann, was die Gesetze des Minos bewirkt und was für Ursachen und Folgen die Siege des Miltiades gehabt haben, der mag meinet- wegen auch vergessen, daß Minos und Milti- ades je in der Welt waren.
Ich wenigstens habe sehr viele französische Sol- daten gekannt, -- ich ward, wie man dereinst se- hen wird, selbst noch einer -- und habe das an ih- nen gefunden, was jene edlen Vertheidiger Grie- chenlands auch an sich hatten, nämlich warme Liebe zu ihrem Vaterlande, eine Liebe, die der Deutsche deswegen nicht kennt, weil er als Deut- scher kein Vaterland mehr hat. Der Enthusiasmus für ein Phantom verraucht bald, aber der Enthu- siasmus für ein wahres Gut dauert, so lange dieses Gut selbst dauert, und wird durch die Bemühun- gen derer, die uns das Gut entreißen wollen, nur noch mehr angefacht. Ein bestrittenes Gut, das uns interessirt, lernen wir eben durch das Bestrei- ten besser kennen und inniger lieben.
Man hatte mir die Subordination der Franzo- sen auf der häßlichsten Seite geschildert, und die Sansculottes als die undisciplinirtesten Truppen ausgeschrieen. Aber ich sah sehr oft das Gegentheil.
wir wiſſen moͤgen, quo anno ante Chriſtum natum Miuos Geſetze gegeben, und Miltiades die Perſer geſchlagen hat? Nein, wahrlich, wer mir nicht ſagen kann, was die Geſetze des Minos bewirkt und was fuͤr Urſachen und Folgen die Siege des Miltiades gehabt haben, der mag meinet- wegen auch vergeſſen, daß Minos und Milti- ades je in der Welt waren.
Ich wenigſtens habe ſehr viele franzoͤſiſche Sol- daten gekannt, — ich ward, wie man dereinſt ſe- hen wird, ſelbſt noch einer — und habe das an ih- nen gefunden, was jene edlen Vertheidiger Grie- chenlands auch an ſich hatten, naͤmlich warme Liebe zu ihrem Vaterlande, eine Liebe, die der Deutſche deswegen nicht kennt, weil er als Deut- ſcher kein Vaterland mehr hat. Der Enthuſiasmus fuͤr ein Phantom verraucht bald, aber der Enthu- ſiasmus fuͤr ein wahres Gut dauert, ſo lange dieſes Gut ſelbſt dauert, und wird durch die Bemuͤhun- gen derer, die uns das Gut entreißen wollen, nur noch mehr angefacht. Ein beſtrittenes Gut, das uns intereſſirt, lernen wir eben durch das Beſtrei- ten beſſer kennen und inniger lieben.
Man hatte mir die Subordination der Franzo- ſen auf der haͤßlichſten Seite geſchildert, und die Sansculottes als die undiſciplinirteſten Truppen ausgeſchrieen. Aber ich ſah ſehr oft das Gegentheil.
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wir wiſſen moͤgen, quo anno ante Chriſtum natum
Miuos Geſetze gegeben, und Miltiades die
Perſer geſchlagen hat? Nein, wahrlich, wer mir
nicht ſagen kann, was die Geſetze des Minos
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des Miltiades gehabt haben, der mag meinet-
wegen auch vergeſſen, daß Minos und Milti-
ades je in der Welt waren.
Ich wenigſtens habe ſehr viele franzoͤſiſche Sol-
daten gekannt, — ich ward, wie man dereinſt ſe-
hen wird, ſelbſt noch einer — und habe das an ih-
nen gefunden, was jene edlen Vertheidiger Grie-
chenlands auch an ſich hatten, naͤmlich warme
Liebe zu ihrem Vaterlande, eine Liebe, die der
Deutſche deswegen nicht kennt, weil er als Deut-
ſcher kein Vaterland mehr hat. Der Enthuſiasmus
fuͤr ein Phantom verraucht bald, aber der Enthu-
ſiasmus fuͤr ein wahres Gut dauert, ſo lange dieſes
Gut ſelbſt dauert, und wird durch die Bemuͤhun-
gen derer, die uns das Gut entreißen wollen, nur
noch mehr angefacht. Ein beſtrittenes Gut, das
uns intereſſirt, lernen wir eben durch das Beſtrei-
ten beſſer kennen und inniger lieben.
Man hatte mir die Subordination der Franzo-
ſen auf der haͤßlichſten Seite geſchildert, und die
Sansculottes als die undiſciplinirteſten Truppen
ausgeſchrieen. Aber ich ſah ſehr oft das Gegentheil.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/75>, abgerufen am 27.11.2024.
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