Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

und Anstrengungen erhalten von dieser Haupt-Idee
Leben und Feuer. Freyheit oder Tod ist ihre ein-
zige und ewige Alternative.

Ich erkundigte mich sehr genau nach der Art,
wie man diese meist sehr jungen Leute unter das
Gewehr gebracht hatte, und fand, daß obgleich
Mehrere auf den Befehl ihrer Vorgesezten mit-
mußten, doch die Allermeisten ganz freywillig zu-
gelaufen waren. Ihrer Begierde, dem Vater-
lande zu dienen, konnten die abgeschmackten Be-
schreibungen und Mährchen nicht Einhalt thun,
welche das Gesindel der Aristokraten in ganz Frank-
reich verbreitet hatte. Man hatte nämlich mit
Fleiß ausgesprengt, daß der Feind so und so viel-
mal stärker wäre, als er wirklich war, und daß
weder die Preußen noch die Oestreicher von Wei-
chen wüßten, auch nicht von Pardon. --

Daß sie im Jahre 1792 aus Frankreich so eilig
abzogen waren, schrieb man dem elenden Wetter
und dem Mangel an Lebensmitteln allein zu: sonst
würden die Preußen die Armee der Franken bey St.
Menehould gänzlich zernichtet haben. Jezt aber --
fuhren die Aristokraten fort -- haben wir weiter
nichts, als das allerschrecklichste Schicksal zu er-
warten. Ludwig Capet ist hingerichtet, und
die ganze Welt rüstet sich, seinen Tod zu rächen.
Preußen und Oestreich, Holland und England,

und Anſtrengungen erhalten von dieſer Haupt-Idee
Leben und Feuer. Freyheit oder Tod iſt ihre ein-
zige und ewige Alternative.

Ich erkundigte mich ſehr genau nach der Art,
wie man dieſe meiſt ſehr jungen Leute unter das
Gewehr gebracht hatte, und fand, daß obgleich
Mehrere auf den Befehl ihrer Vorgeſezten mit-
mußten, doch die Allermeiſten ganz freywillig zu-
gelaufen waren. Ihrer Begierde, dem Vater-
lande zu dienen, konnten die abgeſchmackten Be-
ſchreibungen und Maͤhrchen nicht Einhalt thun,
welche das Geſindel der Ariſtokraten in ganz Frank-
reich verbreitet hatte. Man hatte naͤmlich mit
Fleiß ausgeſprengt, daß der Feind ſo und ſo viel-
mal ſtaͤrker waͤre, als er wirklich war, und daß
weder die Preußen noch die Oeſtreicher von Wei-
chen wuͤßten, auch nicht von Pardon. —

Daß ſie im Jahre 1792 aus Frankreich ſo eilig
abzogen waren, ſchrieb man dem elenden Wetter
und dem Mangel an Lebensmitteln allein zu: ſonſt
wuͤrden die Preußen die Armee der Franken bey St.
Menehould gaͤnzlich zernichtet haben. Jezt aber —
fuhren die Ariſtokraten fort — haben wir weiter
nichts, als das allerſchrecklichſte Schickſal zu er-
warten. Ludwig Capet iſt hingerichtet, und
die ganze Welt ruͤſtet ſich, ſeinen Tod zu raͤchen.
Preußen und Oeſtreich, Holland und England,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0071" n="67"/>
und An&#x017F;trengungen erhalten von die&#x017F;er Haupt-Idee<lb/>
Leben und Feuer. Freyheit oder Tod i&#x017F;t ihre ein-<lb/>
zige und ewige Alternative.</p><lb/>
        <p>Ich erkundigte mich &#x017F;ehr genau nach der Art,<lb/>
wie man die&#x017F;e mei&#x017F;t &#x017F;ehr jungen Leute unter das<lb/>
Gewehr gebracht hatte, und fand, daß obgleich<lb/>
Mehrere auf den Befehl ihrer Vorge&#x017F;ezten mit-<lb/>
mußten, doch die Allermei&#x017F;ten ganz freywillig zu-<lb/>
gelaufen waren. Ihrer Begierde, dem Vater-<lb/>
lande zu dienen, konnten die abge&#x017F;chmackten Be-<lb/>
&#x017F;chreibungen und Ma&#x0364;hrchen nicht Einhalt thun,<lb/>
welche das Ge&#x017F;indel der Ari&#x017F;tokraten in ganz Frank-<lb/>
reich verbreitet hatte. Man hatte na&#x0364;mlich mit<lb/>
Fleiß ausge&#x017F;prengt, daß der Feind &#x017F;o und &#x017F;o viel-<lb/>
mal &#x017F;ta&#x0364;rker wa&#x0364;re, als er wirklich war, und daß<lb/>
weder die Preußen noch die Oe&#x017F;treicher von Wei-<lb/>
chen wu&#x0364;ßten, auch nicht von Pardon. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Daß &#x017F;ie im Jahre 1792 aus Frankreich &#x017F;o eilig<lb/>
abzogen waren, &#x017F;chrieb man dem elenden Wetter<lb/>
und dem Mangel an Lebensmitteln allein zu: &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
wu&#x0364;rden die Preußen die Armee der Franken bey St.<lb/>
Menehould ga&#x0364;nzlich zernichtet haben. Jezt aber &#x2014;<lb/>
fuhren die Ari&#x017F;tokraten fort &#x2014; haben wir weiter<lb/>
nichts, als das aller&#x017F;chrecklich&#x017F;te Schick&#x017F;al zu er-<lb/>
warten. <hi rendition="#g">Ludwig Capet</hi> i&#x017F;t hingerichtet, und<lb/>
die ganze Welt ru&#x0364;&#x017F;tet &#x017F;ich, &#x017F;einen Tod zu ra&#x0364;chen.<lb/>
Preußen und Oe&#x017F;treich, Holland und England,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[67/0071] und Anſtrengungen erhalten von dieſer Haupt-Idee Leben und Feuer. Freyheit oder Tod iſt ihre ein- zige und ewige Alternative. Ich erkundigte mich ſehr genau nach der Art, wie man dieſe meiſt ſehr jungen Leute unter das Gewehr gebracht hatte, und fand, daß obgleich Mehrere auf den Befehl ihrer Vorgeſezten mit- mußten, doch die Allermeiſten ganz freywillig zu- gelaufen waren. Ihrer Begierde, dem Vater- lande zu dienen, konnten die abgeſchmackten Be- ſchreibungen und Maͤhrchen nicht Einhalt thun, welche das Geſindel der Ariſtokraten in ganz Frank- reich verbreitet hatte. Man hatte naͤmlich mit Fleiß ausgeſprengt, daß der Feind ſo und ſo viel- mal ſtaͤrker waͤre, als er wirklich war, und daß weder die Preußen noch die Oeſtreicher von Wei- chen wuͤßten, auch nicht von Pardon. — Daß ſie im Jahre 1792 aus Frankreich ſo eilig abzogen waren, ſchrieb man dem elenden Wetter und dem Mangel an Lebensmitteln allein zu: ſonſt wuͤrden die Preußen die Armee der Franken bey St. Menehould gaͤnzlich zernichtet haben. Jezt aber — fuhren die Ariſtokraten fort — haben wir weiter nichts, als das allerſchrecklichſte Schickſal zu er- warten. Ludwig Capet iſt hingerichtet, und die ganze Welt ruͤſtet ſich, ſeinen Tod zu raͤchen. Preußen und Oeſtreich, Holland und England,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/71
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/71>, abgerufen am 21.11.2024.