des, so wie das Numerär- oder das baare Geld seinen Kurs haben sollte: aber daran kehrten sich die Landauer wenig: zwey Sous in Münze wur- den 10, ja endlich gar 20 Sous in Papier gleich gehalten. Die Bouteille Wein, die man für 5 oder 6 Sous Geld haben konnte, kostete in den ge- wöhnlichen Weinhäusern schon 50, ja gar 60 Sous Papier. Dentzel wollte dieses Unwesen mit der Schärfe abschaffen, aber gerade, als er daran wollte, erregte sich der Aufstand, wodurch er au- ßer Aktivität gesezt wurde. Der General hatte das Herz dazu auch nicht; also blieb alles, bis zum Entsatz der Stadt, wonach denn freilich, sehr wahr- scheinlich auch dort, das sogenannte Maximum, oder die allgemeine Taxe aller Waaren und aller Le- bensmittel gegolten hat.
Der General unterhielt immer einige Leute, welche ihm beständig, wenigstens wöchentlich ein- mal, Nachricht von dem Zustande der Armee über- bringen mußten. Daß diese nicht allemal erfreu- lich ausgefallen seyn wird, wissen die, welche sich der Begebenheiten der französischen Armeen von je- ner Zeit erinnern. Wie aber die Spione, lauter Landauer Bürger, immer so ungehindert durch die Belagerer schleichen konnten, begreife ich noch jezt nicht ganz. Die Stadt war enge eingeschlossen, also müssen die feindlichen Posten sehr geschlum-
des, ſo wie das Numeraͤr- oder das baare Geld ſeinen Kurs haben ſollte: aber daran kehrten ſich die Landauer wenig: zwey Sous in Muͤnze wur- den 10, ja endlich gar 20 Sous in Papier gleich gehalten. Die Bouteille Wein, die man fuͤr 5 oder 6 Sous Geld haben konnte, koſtete in den ge- woͤhnlichen Weinhaͤuſern ſchon 50, ja gar 60 Sous Papier. Dentzel wollte dieſes Unweſen mit der Schaͤrfe abſchaffen, aber gerade, als er daran wollte, erregte ſich der Aufſtand, wodurch er au- ßer Aktivitaͤt geſezt wurde. Der General hatte das Herz dazu auch nicht; alſo blieb alles, bis zum Entſatz der Stadt, wonach denn freilich, ſehr wahr- ſcheinlich auch dort, das ſogenannte Maximum, oder die allgemeine Taxe aller Waaren und aller Le- bensmittel gegolten hat.
Der General unterhielt immer einige Leute, welche ihm beſtaͤndig, wenigſtens woͤchentlich ein- mal, Nachricht von dem Zuſtande der Armee uͤber- bringen mußten. Daß dieſe nicht allemal erfreu- lich ausgefallen ſeyn wird, wiſſen die, welche ſich der Begebenheiten der franzoͤſiſchen Armeen von je- ner Zeit erinnern. Wie aber die Spione, lauter Landauer Buͤrger, immer ſo ungehindert durch die Belagerer ſchleichen konnten, begreife ich noch jezt nicht ganz. Die Stadt war enge eingeſchloſſen, alſo muͤſſen die feindlichen Poſten ſehr geſchlum-
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des, ſo wie das Numeraͤr- oder das baare Geld
ſeinen Kurs haben ſollte: aber daran kehrten ſich
die Landauer wenig: zwey Sous in Muͤnze wur-
den 10, ja endlich gar 20 Sous in Papier gleich
gehalten. Die Bouteille Wein, die man fuͤr 5
oder 6 Sous Geld haben konnte, koſtete in den ge-
woͤhnlichen Weinhaͤuſern ſchon 50, ja gar 60 Sous
Papier. Dentzel wollte dieſes Unweſen mit der
Schaͤrfe abſchaffen, aber gerade, als er daran
wollte, erregte ſich der Aufſtand, wodurch er au-
ßer Aktivitaͤt geſezt wurde. Der General hatte das
Herz dazu auch nicht; alſo blieb alles, bis zum
Entſatz der Stadt, wonach denn freilich, ſehr wahr-
ſcheinlich auch dort, das ſogenannte Maximum,
oder die allgemeine Taxe aller Waaren und aller Le-
bensmittel gegolten hat.
Der General unterhielt immer einige Leute,
welche ihm beſtaͤndig, wenigſtens woͤchentlich ein-
mal, Nachricht von dem Zuſtande der Armee uͤber-
bringen mußten. Daß dieſe nicht allemal erfreu-
lich ausgefallen ſeyn wird, wiſſen die, welche ſich
der Begebenheiten der franzoͤſiſchen Armeen von je-
ner Zeit erinnern. Wie aber die Spione, lauter
Landauer Buͤrger, immer ſo ungehindert durch die
Belagerer ſchleichen konnten, begreife ich noch jezt
nicht ganz. Die Stadt war enge eingeſchloſſen,
alſo muͤſſen die feindlichen Poſten ſehr geſchlum-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/64>, abgerufen am 27.11.2024.
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