großer Pinsel seyn mußte, noch obendrein aus dem Rathe, dessen Mitglied er war, gestoßen, und zu einer weit größern, jährlichen Summe für seine -- disgustirte Braut verdammt wurde. Ueberhaupt war der Kommissär sehr übel zu sprechen auf die faden Genfer und ihre noch fadere, lächerliche Wirthschaft.
Als er merkte, daß ich orthographisch franzö- sisch schrieb, trug er mir auf, die Bons oder die Brod- Fleisch- Oehl- und andere Zettel für die Subsistenz der Deserteurs in Zukunft zu besorgen, statt des Mar[o]ufles, des Sergeanten Schmid, wel- cher weder lesen noch schreiben konnte. Für diese Bemühung erhielt ich alle 4 Tage eine Mundpor- tion mehr, als die Andern, wie auch alle 5 Tage 40 Sous Zulage in Papier.
Ich muß dem General Laubadere nachsa- gen, daß er von diesem für mich gefährlichen Tage an, mich besonders gut leiden konnte, und daß er mir oft gestand, er habe mir durch seinen ungegrün- deten Verdacht Unrecht gethan. -- Du lieber Gott! -- Doch Praetor non judicat interiora.
Vierter Theil. D
großer Pinſel ſeyn mußte, noch obendrein aus dem Rathe, deſſen Mitglied er war, geſtoßen, und zu einer weit groͤßern, jaͤhrlichen Summe fuͤr ſeine — disguſtirte Braut verdammt wurde. Ueberhaupt war der Kommiſſaͤr ſehr uͤbel zu ſprechen auf die faden Genfer und ihre noch fadere, laͤcherliche Wirthſchaft.
Als er merkte, daß ich orthographiſch franzoͤ- ſiſch ſchrieb, trug er mir auf, die Bons oder die Brod- Fleiſch- Oehl- und andere Zettel fuͤr die Subſiſtenz der Deſerteurs in Zukunft zu beſorgen, ſtatt des Mar[o]ufles, des Sergeanten Schmid, wel- cher weder leſen noch ſchreiben konnte. Fuͤr dieſe Bemuͤhung erhielt ich alle 4 Tage eine Mundpor- tion mehr, als die Andern, wie auch alle 5 Tage 40 Sous Zulage in Papier.
Ich muß dem General Laubadere nachſa- gen, daß er von dieſem fuͤr mich gefaͤhrlichen Tage an, mich beſonders gut leiden konnte, und daß er mir oft geſtand, er habe mir durch ſeinen ungegruͤn- deten Verdacht Unrecht gethan. — Du lieber Gott! — Doch Praetor non judicat interiora.
Vierter Theil. D
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großer Pinſel ſeyn mußte, noch obendrein aus dem
Rathe, deſſen Mitglied er war, geſtoßen, und zu
einer weit groͤßern, jaͤhrlichen Summe fuͤr ſeine —
disguſtirte Braut verdammt wurde. Ueberhaupt
war der Kommiſſaͤr ſehr uͤbel zu ſprechen auf die
faden Genfer und ihre noch fadere, laͤcherliche
Wirthſchaft.
Als er merkte, daß ich orthographiſch franzoͤ-
ſiſch ſchrieb, trug er mir auf, die Bons oder die
Brod- Fleiſch- Oehl- und andere Zettel fuͤr die
Subſiſtenz der Deſerteurs in Zukunft zu beſorgen,
ſtatt des Maroufles, des Sergeanten Schmid, wel-
cher weder leſen noch ſchreiben konnte. Fuͤr dieſe
Bemuͤhung erhielt ich alle 4 Tage eine Mundpor-
tion mehr, als die Andern, wie auch alle 5 Tage
40 Sous Zulage in Papier.
Ich muß dem General Laubadere nachſa-
gen, daß er von dieſem fuͤr mich gefaͤhrlichen Tage
an, mich beſonders gut leiden konnte, und daß er
mir oft geſtand, er habe mir durch ſeinen ungegruͤn-
deten Verdacht Unrecht gethan. — Du lieber
Gott! — Doch Praetor non judicat interiora.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/53>, abgerufen am 25.11.2024.
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