Er: Ich und noch mehrere sind überzeugt, daß du ein Emissär der Preußen bist, der hieher kam, um Dentzel zu bestechen.
Ich: Ey, seht doch einmal an! Wenn du das so sicher weißt, warum hast du denn diese Nacht auf dem Conseil de defense geschwiegen?
Er: Närrischer Kopf, das hab' ich deinetwe- gen gethan! Ich wollte dich nicht in Gefahr brin- gen: aber hier mußt du mir bekennen.
Ich: Was hast du denn für ein Recht, mich so zu Rede zu stellen?
Er: Wenn du mir hier nicht bekennst, so laß ich dich wieder aufs Conseil fodern. Dentzel ist ein schlechter Mensch (malheureux).
Ich: Was geht das mich an?
Er: Gegen dich ist er auch ein Verräther.
Ich: So?
Er: Ja, gegen dich! Er hat eben heute aus- gesagt, daß du von den Feinden, und namentlich vom General Mannstein, (ich holte wieder ganz frey Odem) an ihn geschickt seyst, und ihm aller- ley Vorschläge zur Uebergabe gethan habest.
Ich: Wenn Dentzel das gesagt hat, so ist er ein Lügner.
Er: Das kannst du so hinsagen? -- Gut: Ich werde ihn mit dir konfrontiren lassen. -- Doch nein, du daurest mich: du bist ein leichtsinniger,
Er: Ich und noch mehrere ſind uͤberzeugt, daß du ein Emiſſaͤr der Preußen biſt, der hieher kam, um Dentzel zu beſtechen.
Ich: Ey, ſeht doch einmal an! Wenn du das ſo ſicher weißt, warum haſt du denn dieſe Nacht auf dem Conſeil de défenſe geſchwiegen?
Er: Naͤrriſcher Kopf, das hab' ich deinetwe- gen gethan! Ich wollte dich nicht in Gefahr brin- gen: aber hier mußt du mir bekennen.
Ich: Was haſt du denn fuͤr ein Recht, mich ſo zu Rede zu ſtellen?
Er: Wenn du mir hier nicht bekennſt, ſo laß ich dich wieder aufs Conſeil fodern. Dentzel iſt ein ſchlechter Menſch (malheureux).
Ich: Was geht das mich an?
Er: Gegen dich iſt er auch ein Verraͤther.
Ich: So?
Er: Ja, gegen dich! Er hat eben heute aus- geſagt, daß du von den Feinden, und namentlich vom General Mannſtein, (ich holte wieder ganz frey Odem) an ihn geſchickt ſeyſt, und ihm aller- ley Vorſchlaͤge zur Uebergabe gethan habeſt.
Ich: Wenn Dentzel das geſagt hat, ſo iſt er ein Luͤgner.
Er: Das kannſt du ſo hinſagen? — Gut: Ich werde ihn mit dir konfrontiren laſſen. — Doch nein, du daureſt mich: du biſt ein leichtſinniger,
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0049"n="45"/><p><hirendition="#g">Er</hi>: Ich und noch mehrere ſind uͤberzeugt, daß<lb/>
du ein Emiſſaͤr der Preußen biſt, der hieher kam,<lb/>
um <hirendition="#g">Dentzel</hi> zu beſtechen.</p><lb/><p><hirendition="#g">Ich</hi>: Ey, ſeht doch einmal an! Wenn du das<lb/>ſo ſicher weißt, warum haſt du denn dieſe Nacht<lb/>
auf dem <hirendition="#aq">Conſeil de défenſe</hi> geſchwiegen?</p><lb/><p><hirendition="#g">Er</hi>: Naͤrriſcher Kopf, das hab' ich deinetwe-<lb/>
gen gethan! Ich wollte dich nicht in Gefahr brin-<lb/>
gen: aber hier mußt du mir bekennen.</p><lb/><p><hirendition="#g">Ich</hi>: Was haſt du denn fuͤr ein Recht, mich<lb/>ſo zu Rede zu ſtellen?</p><lb/><p><hirendition="#g">Er</hi>: Wenn du mir hier nicht bekennſt, ſo laß<lb/>
ich dich wieder aufs <hirendition="#aq">Conſeil</hi> fodern. <hirendition="#g">Dentzel</hi> iſt<lb/>
ein ſchlechter Menſch (<hirendition="#aq">malheureux</hi>).</p><lb/><p><hirendition="#g">Ich</hi>: Was geht das mich an?</p><lb/><p><hirendition="#g">Er</hi>: Gegen dich iſt er auch ein Verraͤther.</p><lb/><p><hirendition="#g">Ich</hi>: So?</p><lb/><p><hirendition="#g">Er</hi>: Ja, gegen dich! Er hat eben heute aus-<lb/>
geſagt, daß du von den Feinden, und namentlich<lb/>
vom General <hirendition="#g">Mannſtein</hi>, (ich holte wieder ganz<lb/>
frey Odem) an ihn geſchickt ſeyſt, und ihm aller-<lb/>
ley Vorſchlaͤge zur Uebergabe gethan habeſt.</p><lb/><p><hirendition="#g">Ich</hi>: Wenn <hirendition="#g">Dentzel</hi> das geſagt hat, ſo iſt<lb/>
er ein Luͤgner.</p><lb/><p><hirendition="#g">Er</hi>: Das kannſt du ſo hinſagen? — Gut: Ich<lb/>
werde ihn mit dir konfrontiren laſſen. — Doch<lb/>
nein, du daureſt mich: du biſt ein leichtſinniger,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[45/0049]
Er: Ich und noch mehrere ſind uͤberzeugt, daß
du ein Emiſſaͤr der Preußen biſt, der hieher kam,
um Dentzel zu beſtechen.
Ich: Ey, ſeht doch einmal an! Wenn du das
ſo ſicher weißt, warum haſt du denn dieſe Nacht
auf dem Conſeil de défenſe geſchwiegen?
Er: Naͤrriſcher Kopf, das hab' ich deinetwe-
gen gethan! Ich wollte dich nicht in Gefahr brin-
gen: aber hier mußt du mir bekennen.
Ich: Was haſt du denn fuͤr ein Recht, mich
ſo zu Rede zu ſtellen?
Er: Wenn du mir hier nicht bekennſt, ſo laß
ich dich wieder aufs Conſeil fodern. Dentzel iſt
ein ſchlechter Menſch (malheureux).
Ich: Was geht das mich an?
Er: Gegen dich iſt er auch ein Verraͤther.
Ich: So?
Er: Ja, gegen dich! Er hat eben heute aus-
geſagt, daß du von den Feinden, und namentlich
vom General Mannſtein, (ich holte wieder ganz
frey Odem) an ihn geſchickt ſeyſt, und ihm aller-
ley Vorſchlaͤge zur Uebergabe gethan habeſt.
Ich: Wenn Dentzel das geſagt hat, ſo iſt
er ein Luͤgner.
Er: Das kannſt du ſo hinſagen? — Gut: Ich
werde ihn mit dir konfrontiren laſſen. — Doch
nein, du daureſt mich: du biſt ein leichtſinniger,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/49>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.