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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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sie vorfanden, und wegbringen konnten, und noch
eine Summe baares Geld von 12000 Livres.

Außerdem hatte ein andrer Deserteur, Jil, wel-
cher krank im Hospital war, dem Bollmann seine
Uhr, Kleidung und einige 100 Livres aufzuheben
anvertraut. Alles das packte das saubere Paar zu
dem vorigen, und entlief nach der Schweiz. Aber
ohnweit Besancon hielt man sie auf Steckbriefe an,
und schickte sie nach Dijon zurück. Der Mann
wurde auf 6, die Frau aber auf 3 Monate zum
Arrest verdammt. Ich habe nachher den saubern
Schurken im Hospital Rousseau stark über die Fran-
zosen räsonniren hören: aber man weiß, warum.

Ein Anderer, Namens Gerber, machte die
Hand des Kommendanten Belin nach, verfertigte
Brodzettel, und stahl auf diese Art dem Brodaus-
geber über 60 Stück Brod nach und nach. Er
wurde ebenfalls auf 6 Monate eingesteckt.

Zwey Deserteurs griffen Abends im Finstern
einen Mann in der engen Gasse, wodurch man nach
dem Departementshause geht, an, raubten ihm
seine Uhr und Brieftasche mit Gewalt, und ent-
liefen.

Kein Frauenzimmer getraute sich beynahe
Abends allein auf der Straße zu gehen, weil die
Deserteurs ihnen die Hauben und Halstücher ge-
waltsam wegrissen.


ſie vorfanden, und wegbringen konnten, und noch
eine Summe baares Geld von 12000 Livres.

Außerdem hatte ein andrer Deſerteur, Jil, wel-
cher krank im Hoſpital war, dem Bollmann ſeine
Uhr, Kleidung und einige 100 Livres aufzuheben
anvertraut. Alles das packte das ſaubere Paar zu
dem vorigen, und entlief nach der Schweiz. Aber
ohnweit Beſançon hielt man ſie auf Steckbriefe an,
und ſchickte ſie nach Dijon zuruͤck. Der Mann
wurde auf 6, die Frau aber auf 3 Monate zum
Arreſt verdammt. Ich habe nachher den ſaubern
Schurken im Hoſpital Rouſſeau ſtark uͤber die Fran-
zoſen raͤſonniren hoͤren: aber man weiß, warum.

Ein Anderer, Namens Gerber, machte die
Hand des Kommendanten Belin nach, verfertigte
Brodzettel, und ſtahl auf dieſe Art dem Brodaus-
geber uͤber 60 Stuͤck Brod nach und nach. Er
wurde ebenfalls auf 6 Monate eingeſteckt.

Zwey Deſerteurs griffen Abends im Finſtern
einen Mann in der engen Gaſſe, wodurch man nach
dem Departementshauſe geht, an, raubten ihm
ſeine Uhr und Brieftaſche mit Gewalt, und ent-
liefen.

Kein Frauenzimmer getraute ſich beynahe
Abends allein auf der Straße zu gehen, weil die
Deſerteurs ihnen die Hauben und Halstuͤcher ge-
waltſam wegriſſen.


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[473/0477] ſie vorfanden, und wegbringen konnten, und noch eine Summe baares Geld von 12000 Livres. Außerdem hatte ein andrer Deſerteur, Jil, wel- cher krank im Hoſpital war, dem Bollmann ſeine Uhr, Kleidung und einige 100 Livres aufzuheben anvertraut. Alles das packte das ſaubere Paar zu dem vorigen, und entlief nach der Schweiz. Aber ohnweit Beſançon hielt man ſie auf Steckbriefe an, und ſchickte ſie nach Dijon zuruͤck. Der Mann wurde auf 6, die Frau aber auf 3 Monate zum Arreſt verdammt. Ich habe nachher den ſaubern Schurken im Hoſpital Rouſſeau ſtark uͤber die Fran- zoſen raͤſonniren hoͤren: aber man weiß, warum. Ein Anderer, Namens Gerber, machte die Hand des Kommendanten Belin nach, verfertigte Brodzettel, und ſtahl auf dieſe Art dem Brodaus- geber uͤber 60 Stuͤck Brod nach und nach. Er wurde ebenfalls auf 6 Monate eingeſteckt. Zwey Deſerteurs griffen Abends im Finſtern einen Mann in der engen Gaſſe, wodurch man nach dem Departementshauſe geht, an, raubten ihm ſeine Uhr und Brieftaſche mit Gewalt, und ent- liefen. Kein Frauenzimmer getraute ſich beynahe Abends allein auf der Straße zu gehen, weil die Deſerteurs ihnen die Hauben und Halstuͤcher ge- waltſam wegriſſen.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/477>, abgerufen am 25.11.2024.