alle Tage zweymal bekam, rieth mir aber, sparsam zu trinken, damit ich mir keinen Schaden thäte. Meine Wunde auf der Brust wurde vom Feldscheer besorgt, und dieser versicherte mich, daß sie bald völlig kurirt seyn würde. Aber der gute Feldscheer ward um diese Zeit selbst krank, und nun kam ein Anderer, dem ich meinen Schaden nicht entdeckte, weil ich hoffte, daß ich ihn mit Pflastern selbst hei- len könnte: denn ich muß es nur gestehen, ich konnte es nicht leiden, daß man mir alle Tage Wicken hineinbrachte.
Als ich so ziemlich wieder hergestellt war, sagte ich zum Doktor, daß ich nun bald hinausgehen würde: Das sollte mir leid seyn, antwortete er: Du kannst uns hier im Hospital nützlich werden, wenn Du dich als Krankenwärter anstellen lassen willst. Ich habe schon mit dem Oberkrankenwärter und dem Di- rektor gesprochen: sie sind es zufrieden, und nun kommt es auf Dich an, ob Du willst. Ich ergriff dieses Anerbieten mit Freuden, denn ich hatte die Vor- theile kennen lernen, welche ein neufränkischer Kran- kenwärter genießt, und ging zum Infirmier Major Fraipon und dem Direkteur Aubert, von welchen ich meine Instruktion erhielt, und als Infirmier- subalterne eingeschrieben wurde. Hierauf mußte ich zur Municipalität, welche meinen Namen gleich- falls aufschrieb, und mir das Versprechen abnahm,
alle Tage zweymal bekam, rieth mir aber, ſparſam zu trinken, damit ich mir keinen Schaden thaͤte. Meine Wunde auf der Bruſt wurde vom Feldſcheer beſorgt, und dieſer verſicherte mich, daß ſie bald voͤllig kurirt ſeyn wuͤrde. Aber der gute Feldſcheer ward um dieſe Zeit ſelbſt krank, und nun kam ein Anderer, dem ich meinen Schaden nicht entdeckte, weil ich hoffte, daß ich ihn mit Pflaſtern ſelbſt hei- len koͤnnte: denn ich muß es nur geſtehen, ich konnte es nicht leiden, daß man mir alle Tage Wicken hineinbrachte.
Als ich ſo ziemlich wieder hergeſtellt war, ſagte ich zum Doktor, daß ich nun bald hinausgehen wuͤrde: Das ſollte mir leid ſeyn, antwortete er: Du kannſt uns hier im Hoſpital nuͤtzlich werden, wenn Du dich als Krankenwaͤrter anſtellen laſſen willſt. Ich habe ſchon mit dem Oberkrankenwaͤrter und dem Di- rektor geſprochen: ſie ſind es zufrieden, und nun kommt es auf Dich an, ob Du willſt. Ich ergriff dieſes Anerbieten mit Freuden, denn ich hatte die Vor- theile kennen lernen, welche ein neufraͤnkiſcher Kran- kenwaͤrter genießt, und ging zum Infirmier Major Fraipon und dem Direkteur Aubert, von welchen ich meine Inſtruktion erhielt, und als Infirmier- ſubalterne eingeſchrieben wurde. Hierauf mußte ich zur Municipalitaͤt, welche meinen Namen gleich- falls aufſchrieb, und mir das Verſprechen abnahm,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0446"n="442"/>
alle Tage zweymal bekam, rieth mir aber, ſparſam<lb/>
zu trinken, damit ich mir keinen Schaden thaͤte.<lb/>
Meine Wunde auf der Bruſt wurde vom Feldſcheer<lb/>
beſorgt, und dieſer verſicherte mich, daß ſie bald<lb/>
voͤllig kurirt ſeyn wuͤrde. Aber der gute Feldſcheer<lb/>
ward um dieſe Zeit ſelbſt krank, und nun kam ein<lb/>
Anderer, dem ich meinen Schaden nicht entdeckte,<lb/>
weil ich hoffte, daß ich ihn mit Pflaſtern ſelbſt hei-<lb/>
len koͤnnte: denn ich muß es nur geſtehen, ich konnte<lb/>
es nicht leiden, daß man mir alle Tage Wicken<lb/>
hineinbrachte.</p><lb/><p>Als ich ſo ziemlich wieder hergeſtellt war, ſagte<lb/>
ich zum Doktor, daß ich nun bald hinausgehen wuͤrde:<lb/>
Das ſollte mir leid ſeyn, antwortete er: Du kannſt<lb/>
uns hier im Hoſpital nuͤtzlich werden, wenn Du<lb/>
dich als Krankenwaͤrter anſtellen laſſen willſt. Ich<lb/>
habe ſchon mit dem Oberkrankenwaͤrter und dem Di-<lb/>
rektor geſprochen: ſie ſind es zufrieden, und nun<lb/>
kommt es auf Dich an, ob Du willſt. Ich ergriff<lb/>
dieſes Anerbieten mit Freuden, denn ich hatte die Vor-<lb/>
theile kennen lernen, welche ein neufraͤnkiſcher Kran-<lb/>
kenwaͤrter genießt, und ging zum Infirmier Major<lb/>
Fraipon und dem Direkteur <hirendition="#g">Aubert</hi>, von welchen<lb/>
ich meine Inſtruktion erhielt, und als Infirmier-<lb/>ſubalterne eingeſchrieben wurde. Hierauf mußte<lb/>
ich zur Municipalitaͤt, welche meinen Namen gleich-<lb/>
falls aufſchrieb, und mir das Verſprechen abnahm,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[442/0446]
alle Tage zweymal bekam, rieth mir aber, ſparſam
zu trinken, damit ich mir keinen Schaden thaͤte.
Meine Wunde auf der Bruſt wurde vom Feldſcheer
beſorgt, und dieſer verſicherte mich, daß ſie bald
voͤllig kurirt ſeyn wuͤrde. Aber der gute Feldſcheer
ward um dieſe Zeit ſelbſt krank, und nun kam ein
Anderer, dem ich meinen Schaden nicht entdeckte,
weil ich hoffte, daß ich ihn mit Pflaſtern ſelbſt hei-
len koͤnnte: denn ich muß es nur geſtehen, ich konnte
es nicht leiden, daß man mir alle Tage Wicken
hineinbrachte.
Als ich ſo ziemlich wieder hergeſtellt war, ſagte
ich zum Doktor, daß ich nun bald hinausgehen wuͤrde:
Das ſollte mir leid ſeyn, antwortete er: Du kannſt
uns hier im Hoſpital nuͤtzlich werden, wenn Du
dich als Krankenwaͤrter anſtellen laſſen willſt. Ich
habe ſchon mit dem Oberkrankenwaͤrter und dem Di-
rektor geſprochen: ſie ſind es zufrieden, und nun
kommt es auf Dich an, ob Du willſt. Ich ergriff
dieſes Anerbieten mit Freuden, denn ich hatte die Vor-
theile kennen lernen, welche ein neufraͤnkiſcher Kran-
kenwaͤrter genießt, und ging zum Infirmier Major
Fraipon und dem Direkteur Aubert, von welchen
ich meine Inſtruktion erhielt, und als Infirmier-
ſubalterne eingeſchrieben wurde. Hierauf mußte
ich zur Municipalitaͤt, welche meinen Namen gleich-
falls aufſchrieb, und mir das Verſprechen abnahm,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/446>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.