hielt ich nur wenig Arzney; und diese bestand mei- stens in einem Tränkchen.
In Dijon lagen damals (im März 1794) wenigstens 5000 Deserteurs und gewiß 6 bis 7000 Kriegsgefangne, womit die weitläufigen Klöster der cy-devant Benediktiner, Bernardinessen, Nor- bertiner und der adlichen Damen unsrer lieben Frauen zu St. Julian (Demoiselles de notre Da- me St. [I]ulien) angefüllt waren. Viele Kriegsge- fangne lagen auch in der Kapelle, worin ehedem der Hofstaat Sr. Hoheit, des Exprinzen von Con- de, ehemaligen Statthalters von Burgund, seine sogenannte Andacht verrichtete.
Da diese Leute von Armeen herkamen, bey de- nen sie nur alles mögliche Ungemach ausgestanden hatten, und nun in so sehr veränderter Luft leben mußten, so rissen auch epidemische Krankheiten in Menge unter ihnen ein, welche Manchen ins Grab legten. Aber -- ich wiederhole es -- ich kann mich auf das Zeugniß aller derer berufen, welche in Frankreich als Gefangne und Deserteurs gewe- sen sind -- und die sind doch wohl Legionen! -- daß die Franzosen es an Pflege und Arzneyen nicht haben fehlen lassen, um die kranken Ausländer wieder herzustellen; und in keinem Stücke hat die Nation besser bewiesen, daß sie die leidende Mensch- heit ehre, als durch die edle Sorge für die kr[an]-
hielt ich nur wenig Arzney; und dieſe beſtand mei- ſtens in einem Traͤnkchen.
In Dijon lagen damals (im Maͤrz 1794) wenigſtens 5000 Deſerteurs und gewiß 6 bis 7000 Kriegsgefangne, womit die weitlaͤufigen Kloͤſter der cy-devant Benediktiner, Bernardineſſen, Nor- bertiner und der adlichen Damen unſrer lieben Frauen zu St. Julian (Demoiſelles de notre Da- me St. [I]ulien) angefuͤllt waren. Viele Kriegsge- fangne lagen auch in der Kapelle, worin ehedem der Hofſtaat Sr. Hoheit, des Exprinzen von Con- dé, ehemaligen Statthalters von Burgund, ſeine ſogenannte Andacht verrichtete.
Da dieſe Leute von Armeen herkamen, bey de- nen ſie nur alles moͤgliche Ungemach ausgeſtanden hatten, und nun in ſo ſehr veraͤnderter Luft leben mußten, ſo riſſen auch epidemiſche Krankheiten in Menge unter ihnen ein, welche Manchen ins Grab legten. Aber — ich wiederhole es — ich kann mich auf das Zeugniß aller derer berufen, welche in Frankreich als Gefangne und Deſerteurs gewe- ſen ſind — und die ſind doch wohl Legionen! — daß die Franzoſen es an Pflege und Arzneyen nicht haben fehlen laſſen, um die kranken Auslaͤnder wieder herzuſtellen; und in keinem Stuͤcke hat die Nation beſſer bewieſen, daß ſie die leidende Menſch- heit ehre, als durch die edle Sorge fuͤr die kr[an]-
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hielt ich nur wenig Arzney; und dieſe beſtand mei-
ſtens in einem Traͤnkchen.
In Dijon lagen damals (im Maͤrz 1794)
wenigſtens 5000 Deſerteurs und gewiß 6 bis 7000
Kriegsgefangne, womit die weitlaͤufigen Kloͤſter
der cy-devant Benediktiner, Bernardineſſen, Nor-
bertiner und der adlichen Damen unſrer lieben
Frauen zu St. Julian (Demoiſelles de notre Da-
me St. Iulien) angefuͤllt waren. Viele Kriegsge-
fangne lagen auch in der Kapelle, worin ehedem
der Hofſtaat Sr. Hoheit, des Exprinzen von Con-
dé, ehemaligen Statthalters von Burgund, ſeine
ſogenannte Andacht verrichtete.
Da dieſe Leute von Armeen herkamen, bey de-
nen ſie nur alles moͤgliche Ungemach ausgeſtanden
hatten, und nun in ſo ſehr veraͤnderter Luft leben
mußten, ſo riſſen auch epidemiſche Krankheiten in
Menge unter ihnen ein, welche Manchen ins Grab
legten. Aber — ich wiederhole es — ich kann
mich auf das Zeugniß aller derer berufen, welche
in Frankreich als Gefangne und Deſerteurs gewe-
ſen ſind — und die ſind doch wohl Legionen! —
daß die Franzoſen es an Pflege und Arzneyen nicht
haben fehlen laſſen, um die kranken Auslaͤnder
wieder herzuſtellen; und in keinem Stuͤcke hat die
Nation beſſer bewieſen, daß ſie die leidende Menſch-
heit ehre, als durch die edle Sorge fuͤr die kran-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/443>, abgerufen am 22.11.2024.
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