um das Vertrauen der Franzosen in vollem Maße zu genießen. Besonders waren die beliebt, welche in Fabriken, Werkstätten, oder auf dem Felde ar- beiteten, und sich dadurch nützlich zu machen such- ten.
Es ist aber grundfalsch, was in einigen deut- schen Zeitungen gestanden hat, daß man die De- serteurs in Frankreich zu den allerniedrigsten Arbei- ten anhalte, und sie auf alle Art mishandle. Diese Nachrichten sind wahrscheinlich verbreitet worden, um das Ausreißen bey den deutschen Armeen zu verhindern. Aber zur Steuer der Wahrheit muß ich bekennen, daß kein Deserteur angehalten wurde, irgend etwas zu arbeiten, wenn er selbst nicht wollte, noch weniger, daß man sie, wie in den deutschen Zeitungen erzählt wurde, zur Reinigung der Ab- tritte und zum Gassenkehren gezwungen, mit Stock- schlägen traktirt, oder sonst mishandelt habe. Das alles ist grundfalsch, uns der Quelle würdig, wor- aus es geflossen ist.
Es war allerdings von den Franzosen übereilt, daß sie den feindlichen Ueberläufern so große Vor- theile zusagten, oder man müßte die Voraussetzung bey ihnen annehmen, daß diese große und feierliche Zusage die feindlichen Armeen durch Desertion auf- lösen und schwächen und sie dadurch bald zum Frie- den bequemen würde, und daß die Nation alsdann
um das Vertrauen der Franzoſen in vollem Maße zu genießen. Beſonders waren die beliebt, welche in Fabriken, Werkſtaͤtten, oder auf dem Felde ar- beiteten, und ſich dadurch nuͤtzlich zu machen ſuch- ten.
Es iſt aber grundfalſch, was in einigen deut- ſchen Zeitungen geſtanden hat, daß man die De- ſerteurs in Frankreich zu den allerniedrigſten Arbei- ten anhalte, und ſie auf alle Art mishandle. Dieſe Nachrichten ſind wahrſcheinlich verbreitet worden, um das Ausreißen bey den deutſchen Armeen zu verhindern. Aber zur Steuer der Wahrheit muß ich bekennen, daß kein Deſerteur angehalten wurde, irgend etwas zu arbeiten, wenn er ſelbſt nicht wollte, noch weniger, daß man ſie, wie in den deutſchen Zeitungen erzaͤhlt wurde, zur Reinigung der Ab- tritte und zum Gaſſenkehren gezwungen, mit Stock- ſchlaͤgen traktirt, oder ſonſt mishandelt habe. Das alles iſt grundfalſch, uns der Quelle wuͤrdig, wor- aus es gefloſſen iſt.
Es war allerdings von den Franzoſen uͤbereilt, daß ſie den feindlichen Ueberlaͤufern ſo große Vor- theile zuſagten, oder man muͤßte die Vorausſetzung bey ihnen annehmen, daß dieſe große und feierliche Zuſage die feindlichen Armeen durch Deſertion auf- loͤſen und ſchwaͤchen und ſie dadurch bald zum Frie- den bequemen wuͤrde, und daß die Nation alsdann
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0419"n="415"/>
um das Vertrauen der Franzoſen in vollem Maße<lb/>
zu genießen. Beſonders waren die beliebt, welche<lb/>
in Fabriken, Werkſtaͤtten, oder auf dem Felde ar-<lb/>
beiteten, und ſich dadurch nuͤtzlich zu machen ſuch-<lb/>
ten.</p><lb/><p>Es iſt aber grundfalſch, was in einigen deut-<lb/>ſchen Zeitungen geſtanden hat, daß man die De-<lb/>ſerteurs in Frankreich zu den allerniedrigſten Arbei-<lb/>
ten anhalte, und ſie auf alle Art mishandle. Dieſe<lb/>
Nachrichten ſind wahrſcheinlich verbreitet worden,<lb/>
um das Ausreißen bey den deutſchen Armeen zu<lb/>
verhindern. Aber zur Steuer der Wahrheit muß<lb/>
ich bekennen, daß kein Deſerteur angehalten wurde,<lb/>
irgend etwas zu arbeiten, wenn er ſelbſt nicht wollte,<lb/>
noch weniger, daß man ſie, wie in den deutſchen<lb/>
Zeitungen erzaͤhlt wurde, zur Reinigung der Ab-<lb/>
tritte und zum Gaſſenkehren gezwungen, mit Stock-<lb/>ſchlaͤgen traktirt, oder ſonſt mishandelt habe. Das<lb/>
alles iſt grundfalſch, uns der Quelle wuͤrdig, wor-<lb/>
aus es gefloſſen iſt.</p><lb/><p>Es war allerdings von den Franzoſen uͤbereilt,<lb/>
daß ſie den feindlichen Ueberlaͤufern ſo große Vor-<lb/>
theile zuſagten, oder man muͤßte die Vorausſetzung<lb/>
bey ihnen annehmen, daß dieſe große und feierliche<lb/>
Zuſage die feindlichen Armeen durch Deſertion auf-<lb/>
loͤſen und ſchwaͤchen und ſie dadurch bald zum Frie-<lb/>
den bequemen wuͤrde, und daß die Nation alsdann<lb/></p></div></body></text></TEI>
[415/0419]
um das Vertrauen der Franzoſen in vollem Maße
zu genießen. Beſonders waren die beliebt, welche
in Fabriken, Werkſtaͤtten, oder auf dem Felde ar-
beiteten, und ſich dadurch nuͤtzlich zu machen ſuch-
ten.
Es iſt aber grundfalſch, was in einigen deut-
ſchen Zeitungen geſtanden hat, daß man die De-
ſerteurs in Frankreich zu den allerniedrigſten Arbei-
ten anhalte, und ſie auf alle Art mishandle. Dieſe
Nachrichten ſind wahrſcheinlich verbreitet worden,
um das Ausreißen bey den deutſchen Armeen zu
verhindern. Aber zur Steuer der Wahrheit muß
ich bekennen, daß kein Deſerteur angehalten wurde,
irgend etwas zu arbeiten, wenn er ſelbſt nicht wollte,
noch weniger, daß man ſie, wie in den deutſchen
Zeitungen erzaͤhlt wurde, zur Reinigung der Ab-
tritte und zum Gaſſenkehren gezwungen, mit Stock-
ſchlaͤgen traktirt, oder ſonſt mishandelt habe. Das
alles iſt grundfalſch, uns der Quelle wuͤrdig, wor-
aus es gefloſſen iſt.
Es war allerdings von den Franzoſen uͤbereilt,
daß ſie den feindlichen Ueberlaͤufern ſo große Vor-
theile zuſagten, oder man muͤßte die Vorausſetzung
bey ihnen annehmen, daß dieſe große und feierliche
Zuſage die feindlichen Armeen durch Deſertion auf-
loͤſen und ſchwaͤchen und ſie dadurch bald zum Frie-
den bequemen wuͤrde, und daß die Nation alsdann
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/419>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.