Jeder Kriegführenden Macht ist daran gelegen, daß des Feindes Soldaten brav ausreißen: denn nichts bringt mehr Unordnung und Unzuverlässig- keit in eine Armee, als häufige Desertion, und diese wird eben darum dem Gegentheil allemal sehr vortheilhaft. Es war daher auch den Franzosen im geringsten nicht zu verargen, daß sie alle An- stalten trafen, um die Soldaten ihrer Feinde zur Desertion zu verleiten. Es ist dieses freilich eine Sache, die blos der Krieg und die Absicht, den Genuß der Menschen-Rechte allgemeiner zu ma- chen, eutschuldigen kann.
Schon in Champagne streuten die Franzosen Zettel aus, worin den Preußen und Oestreichern al- lerhand Vortheile versprochen wurden, wenn sie sich zu ihnen begeben würden. Ich habe oben so einen Zettel eingerückt. Aber in Champagne schlug diese Aufforderung wenig an, am wenigsten bey den Preu- ßen. *) Eben solche Zettel hatte auch Cüstine in Deutschland ausstreuen lassen.
*) Die Ursache davon findet man in den Briefen eines preußi- schen Augenzeugen über den Feldzug des Herzogs von Braun- schweigs gegen die Neufranken.
Acht und zwanzigſtes Kapitel.
Von den fremden Deſerteurs in Frankreich.
Jeder Kriegfuͤhrenden Macht iſt daran gelegen, daß des Feindes Soldaten brav ausreißen: denn nichts bringt mehr Unordnung und Unzuverlaͤſſig- keit in eine Armee, als haͤufige Deſertion, und dieſe wird eben darum dem Gegentheil allemal ſehr vortheilhaft. Es war daher auch den Franzoſen im geringſten nicht zu verargen, daß ſie alle An- ſtalten trafen, um die Soldaten ihrer Feinde zur Deſertion zu verleiten. Es iſt dieſes freilich eine Sache, die blos der Krieg und die Abſicht, den Genuß der Menſchen-Rechte allgemeiner zu ma- chen, eutſchuldigen kann.
Schon in Champagne ſtreuten die Franzoſen Zettel aus, worin den Preußen und Oeſtreichern al- lerhand Vortheile verſprochen wurden, wenn ſie ſich zu ihnen begeben wuͤrden. Ich habe oben ſo einen Zettel eingeruͤckt. Aber in Champagne ſchlug dieſe Aufforderung wenig an, am wenigſten bey den Preu- ßen. *) Eben ſolche Zettel hatte auch Cuͤſtine in Deutſchland ausſtreuen laſſen.
*) Die Urſache davon findet man in den Briefen eines preußi- ſchen Augenzeugen über den Feldzug des Herzogs von Braun- ſchweigs gegen die Neufranken.
<TEI><text><body><pbfacs="#f0410"n="406"/><divn="1"><head>Acht und zwanzigſtes Kapitel.</head><lb/><p><hirendition="#g">Von den fremden Deſerteurs in Frankreich</hi>.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p><hirendition="#in">J</hi>eder Kriegfuͤhrenden Macht iſt daran gelegen,<lb/>
daß des Feindes Soldaten brav ausreißen: denn<lb/>
nichts bringt mehr Unordnung und Unzuverlaͤſſig-<lb/>
keit in eine Armee, als haͤufige Deſertion, und<lb/>
dieſe wird eben darum dem Gegentheil allemal ſehr<lb/>
vortheilhaft. Es war daher auch den Franzoſen<lb/>
im geringſten nicht zu verargen, daß ſie alle An-<lb/>ſtalten trafen, um die Soldaten ihrer Feinde zur<lb/>
Deſertion zu verleiten. Es iſt dieſes freilich eine<lb/>
Sache, die blos der Krieg und die Abſicht, den<lb/>
Genuß der Menſchen-Rechte allgemeiner zu ma-<lb/>
chen, eutſchuldigen kann.</p><lb/><p>Schon in <hirendition="#g">Champagne</hi>ſtreuten die Franzoſen<lb/>
Zettel aus, worin den Preußen und Oeſtreichern al-<lb/>
lerhand Vortheile verſprochen wurden, wenn ſie ſich<lb/>
zu ihnen begeben wuͤrden. Ich habe oben ſo einen<lb/>
Zettel eingeruͤckt. Aber in Champagne ſchlug dieſe<lb/>
Aufforderung wenig an, am wenigſten bey den Preu-<lb/>
ßen. <noteplace="foot"n="*)">Die Urſache davon findet man in den Briefen eines preußi-<lb/>ſchen Augenzeugen über den Feldzug des Herzogs von Braun-<lb/>ſchweigs gegen die Neufranken.</note> Eben ſolche Zettel hatte auch <hirendition="#g">Cuͤſtine</hi> in<lb/>
Deutſchland ausſtreuen laſſen.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[406/0410]
Acht und zwanzigſtes Kapitel.
Von den fremden Deſerteurs in Frankreich.
Jeder Kriegfuͤhrenden Macht iſt daran gelegen,
daß des Feindes Soldaten brav ausreißen: denn
nichts bringt mehr Unordnung und Unzuverlaͤſſig-
keit in eine Armee, als haͤufige Deſertion, und
dieſe wird eben darum dem Gegentheil allemal ſehr
vortheilhaft. Es war daher auch den Franzoſen
im geringſten nicht zu verargen, daß ſie alle An-
ſtalten trafen, um die Soldaten ihrer Feinde zur
Deſertion zu verleiten. Es iſt dieſes freilich eine
Sache, die blos der Krieg und die Abſicht, den
Genuß der Menſchen-Rechte allgemeiner zu ma-
chen, eutſchuldigen kann.
Schon in Champagne ſtreuten die Franzoſen
Zettel aus, worin den Preußen und Oeſtreichern al-
lerhand Vortheile verſprochen wurden, wenn ſie ſich
zu ihnen begeben wuͤrden. Ich habe oben ſo einen
Zettel eingeruͤckt. Aber in Champagne ſchlug dieſe
Aufforderung wenig an, am wenigſten bey den Preu-
ßen. *) Eben ſolche Zettel hatte auch Cuͤſtine in
Deutſchland ausſtreuen laſſen.
*) Die Urſache davon findet man in den Briefen eines preußi-
ſchen Augenzeugen über den Feldzug des Herzogs von Braun-
ſchweigs gegen die Neufranken.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/410>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.