Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

Unterhalb dem rusigen Montelimart geht das
Comtat an, welches noch vor wenig Jahren ein
Eigenthum des h. Vaters zu Rom war, jezt aber
unter dem Namen des Departements von Vaucluse
zu der französischen Republik gezogen ist. Bey
Avignon will ich von diesem Gegenstande mehr sa-
gen.

Wir passirten auch das ehemalige Fürstenthum
Orange oder Oranien, wovon noch jezt die Linie von
Naussau-Diez den Titel führt. Dieses Land
fiel nach dem Tode Wilhelms III, Königs von
England, an das preußische Haus, aber Fried-
rich Wilhelm I. überließ es gegen Ersatz an
den König von Frankreich im Jahr 1713; doch be-
hielt Preußen den Titel und das Wappen von Ora-
nien bey. Preußen hat ganz recht gehabt, dieses
Fürstenthum abzutreten: denn jezt wäre es doch
ohne Widerrede verloren.

Carpentras -- man spricht das s am Ende aus
-- ist eine alte unbedeutende Stadt, wo man aber
ein excellentes Glas Wein findet. Unsre Sankülot-
ten waren mit den Einwohnern des Comtats sehr
zufrieden, weil sie größtentheils für ihren Wein,
und ihre eingemachten Oliven nichts foderten.
Das Frauenzimmer in der Provence ist vorzüglich
gut gewachsen, vollbusig, und hat feine Gesichts-
züge. Daß ich auf diesen Gegenstand wenig ach-

Unterhalb dem ruſigen Montelimart geht das
Comtat an, welches noch vor wenig Jahren ein
Eigenthum des h. Vaters zu Rom war, jezt aber
unter dem Namen des Departements von Vaucluſe
zu der franzoͤſiſchen Republik gezogen iſt. Bey
Avignon will ich von dieſem Gegenſtande mehr ſa-
gen.

Wir paſſirten auch das ehemalige Fuͤrſtenthum
Orange oder Oranien, wovon noch jezt die Linie von
Nauſſau-Diez den Titel fuͤhrt. Dieſes Land
fiel nach dem Tode Wilhelms III, Koͤnigs von
England, an das preußiſche Haus, aber Fried-
rich Wilhelm I. uͤberließ es gegen Erſatz an
den Koͤnig von Frankreich im Jahr 1713; doch be-
hielt Preußen den Titel und das Wappen von Ora-
nien bey. Preußen hat ganz recht gehabt, dieſes
Fuͤrſtenthum abzutreten: denn jezt waͤre es doch
ohne Widerrede verloren.

Carpentras — man ſpricht das s am Ende aus
— iſt eine alte unbedeutende Stadt, wo man aber
ein excellentes Glas Wein findet. Unſre Sankuͤlot-
ten waren mit den Einwohnern des Comtats ſehr
zufrieden, weil ſie groͤßtentheils fuͤr ihren Wein,
und ihre eingemachten Oliven nichts foderten.
Das Frauenzimmer in der Provence iſt vorzuͤglich
gut gewachſen, vollbuſig, und hat feine Geſichts-
zuͤge. Daß ich auf dieſen Gegenſtand wenig ach-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0391" n="387"/>
        <p>Unterhalb dem ru&#x017F;igen Montelimart geht das<lb/>
Comtat an, welches noch vor wenig Jahren ein<lb/>
Eigenthum des h. Vaters zu Rom war, jezt aber<lb/>
unter dem Namen des Departements von <hi rendition="#aq">Vauclu&#x017F;e</hi><lb/>
zu der franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Republik gezogen i&#x017F;t. Bey<lb/>
Avignon will ich von die&#x017F;em Gegen&#x017F;tande mehr &#x017F;a-<lb/>
gen.</p><lb/>
        <p>Wir pa&#x017F;&#x017F;irten auch das ehemalige Fu&#x0364;r&#x017F;tenthum<lb/>
Orange oder Oranien, wovon noch jezt die Linie von<lb/><hi rendition="#g">Nau&#x017F;&#x017F;au</hi>-<hi rendition="#g">Diez</hi> den Titel fu&#x0364;hrt. Die&#x017F;es Land<lb/>
fiel nach dem Tode <hi rendition="#g">Wilhelms</hi> <hi rendition="#aq">III</hi>, Ko&#x0364;nigs von<lb/>
England, an das preußi&#x017F;che Haus, aber <hi rendition="#g">Fried</hi>-<lb/><hi rendition="#g">rich Wilhelm</hi> <hi rendition="#aq">I.</hi> u&#x0364;berließ es gegen Er&#x017F;atz an<lb/>
den Ko&#x0364;nig von Frankreich im Jahr 1713; doch be-<lb/>
hielt Preußen den Titel und das Wappen von Ora-<lb/>
nien bey. Preußen hat ganz recht gehabt, die&#x017F;es<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;tenthum abzutreten: denn jezt wa&#x0364;re es doch<lb/>
ohne Widerrede verloren.</p><lb/>
        <p>Carpentras &#x2014; man &#x017F;pricht das s am Ende aus<lb/>
&#x2014; i&#x017F;t eine alte unbedeutende Stadt, wo man aber<lb/>
ein excellentes Glas Wein findet. Un&#x017F;re Sanku&#x0364;lot-<lb/>
ten waren mit den Einwohnern des Comtats &#x017F;ehr<lb/>
zufrieden, weil &#x017F;ie gro&#x0364;ßtentheils fu&#x0364;r ihren Wein,<lb/>
und ihre eingemachten Oliven nichts foderten.<lb/>
Das Frauenzimmer in der Provence i&#x017F;t vorzu&#x0364;glich<lb/>
gut gewach&#x017F;en, vollbu&#x017F;ig, und hat feine Ge&#x017F;ichts-<lb/>
zu&#x0364;ge. Daß ich auf die&#x017F;en Gegen&#x017F;tand wenig ach-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[387/0391] Unterhalb dem ruſigen Montelimart geht das Comtat an, welches noch vor wenig Jahren ein Eigenthum des h. Vaters zu Rom war, jezt aber unter dem Namen des Departements von Vaucluſe zu der franzoͤſiſchen Republik gezogen iſt. Bey Avignon will ich von dieſem Gegenſtande mehr ſa- gen. Wir paſſirten auch das ehemalige Fuͤrſtenthum Orange oder Oranien, wovon noch jezt die Linie von Nauſſau-Diez den Titel fuͤhrt. Dieſes Land fiel nach dem Tode Wilhelms III, Koͤnigs von England, an das preußiſche Haus, aber Fried- rich Wilhelm I. uͤberließ es gegen Erſatz an den Koͤnig von Frankreich im Jahr 1713; doch be- hielt Preußen den Titel und das Wappen von Ora- nien bey. Preußen hat ganz recht gehabt, dieſes Fuͤrſtenthum abzutreten: denn jezt waͤre es doch ohne Widerrede verloren. Carpentras — man ſpricht das s am Ende aus — iſt eine alte unbedeutende Stadt, wo man aber ein excellentes Glas Wein findet. Unſre Sankuͤlot- ten waren mit den Einwohnern des Comtats ſehr zufrieden, weil ſie groͤßtentheils fuͤr ihren Wein, und ihre eingemachten Oliven nichts foderten. Das Frauenzimmer in der Provence iſt vorzuͤglich gut gewachſen, vollbuſig, und hat feine Geſichts- zuͤge. Daß ich auf dieſen Gegenſtand wenig ach-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/391
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/391>, abgerufen am 25.11.2024.