du geliefert. Dieß merke dir und geh! Du wirst mir verächtlich! Geh, geh!
Ich (entschlossen): Verächtlich? Ich bitte dich, Repräsentant, ließ das Billet noch einmal, und du wirst sehen, daß du dich übereilst! Höre nur noch etwas gelassen zu! Sieh, wie du selbst einsiehst, und neben dir jeder Einsichtige: Eure Besatzung ist zu schwach, sich mit Vortheil gegen die Belagerer länger zu behaupten. So weit die Preußen und Oestreicher jezt vorgedrungen sind, und so wenig Ihr auf die Ehrlichkeit Eurer Gene- rale, und den Ernst und die Bereitwilligkeit Eurer Nation, wie es scheint, rechnen könnt, um Ent- satz mit Sicherheit zu erwarten, so sicher mußt du einsehen, daß Landau den Preußen gewiß in die Hände fallen wird. Fällt es durch Sturm oder Bombardement, dann wehe dir, wehe der Besa- tzung! Zum Sturm und Bombardement hat der Kronprinz von Preußen Beruf und Mittel: und dennoch wünscht dieser menschenfreundliche Prinz, das auf friedlichem Unterhandlungswege an sich zu bringen, was am Ende unwidersprechlich seine wer- den muß; und dieß wünscht er ohne die Häuser der Landauer einzuäschern, oder Menschenblut zu ver- gießen. Repräsentant, kann ein Fürst je edler, je menschenfreundlicher denken? Und, sieh, zu die- sem guten Werke wirst du -- du, dessen Pflicht es
du geliefert. Dieß merke dir und geh! Du wirſt mir veraͤchtlich! Geh, geh!
Ich (entſchloſſen): Veraͤchtlich? Ich bitte dich, Repraͤſentant, ließ das Billet noch einmal, und du wirſt ſehen, daß du dich uͤbereilſt! Hoͤre nur noch etwas gelaſſen zu! Sieh, wie du ſelbſt einſiehſt, und neben dir jeder Einſichtige: Eure Beſatzung iſt zu ſchwach, ſich mit Vortheil gegen die Belagerer laͤnger zu behaupten. So weit die Preußen und Oeſtreicher jezt vorgedrungen ſind, und ſo wenig Ihr auf die Ehrlichkeit Eurer Gene- rale, und den Ernſt und die Bereitwilligkeit Eurer Nation, wie es ſcheint, rechnen koͤnnt, um Ent- ſatz mit Sicherheit zu erwarten, ſo ſicher mußt du einſehen, daß Landau den Preußen gewiß in die Haͤnde fallen wird. Faͤllt es durch Sturm oder Bombardement, dann wehe dir, wehe der Beſa- tzung! Zum Sturm und Bombardement hat der Kronprinz von Preußen Beruf und Mittel: und dennoch wuͤnſcht dieſer menſchenfreundliche Prinz, das auf friedlichem Unterhandlungswege an ſich zu bringen, was am Ende unwiderſprechlich ſeine wer- den muß; und dieß wuͤnſcht er ohne die Haͤuſer der Landauer einzuaͤſchern, oder Menſchenblut zu ver- gießen. Repraͤſentant, kann ein Fuͤrſt je edler, je menſchenfreundlicher denken? Und, ſieh, zu die- ſem guten Werke wirſt du — du, deſſen Pflicht es
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du geliefert. Dieß merke dir und geh! Du wirſt
mir veraͤchtlich! Geh, geh!
Ich (entſchloſſen): Veraͤchtlich? Ich bitte
dich, Repraͤſentant, ließ das Billet noch einmal,
und du wirſt ſehen, daß du dich uͤbereilſt! Hoͤre
nur noch etwas gelaſſen zu! Sieh, wie du ſelbſt
einſiehſt, und neben dir jeder Einſichtige: Eure
Beſatzung iſt zu ſchwach, ſich mit Vortheil gegen
die Belagerer laͤnger zu behaupten. So weit die
Preußen und Oeſtreicher jezt vorgedrungen ſind,
und ſo wenig Ihr auf die Ehrlichkeit Eurer Gene-
rale, und den Ernſt und die Bereitwilligkeit Eurer
Nation, wie es ſcheint, rechnen koͤnnt, um Ent-
ſatz mit Sicherheit zu erwarten, ſo ſicher mußt
du einſehen, daß Landau den Preußen gewiß in die
Haͤnde fallen wird. Faͤllt es durch Sturm oder
Bombardement, dann wehe dir, wehe der Beſa-
tzung! Zum Sturm und Bombardement hat der
Kronprinz von Preußen Beruf und Mittel: und
dennoch wuͤnſcht dieſer menſchenfreundliche Prinz,
das auf friedlichem Unterhandlungswege an ſich zu
bringen, was am Ende unwiderſprechlich ſeine wer-
den muß; und dieß wuͤnſcht er ohne die Haͤuſer der
Landauer einzuaͤſchern, oder Menſchenblut zu ver-
gießen. Repraͤſentant, kann ein Fuͤrſt je edler,
je menſchenfreundlicher denken? Und, ſieh, zu die-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/38>, abgerufen am 21.11.2024.
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