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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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burg, und ließ sich von seiner Priesterschaft eidlich
versichern, daß sie, wie er, den Eid der Treue
standhaft verweigern würden. Dann mußten sie
seine und die päpstliche Exkommunikation gegen
die vereideten Priester und gegen alle die, welche
an den geistlichen Verrichtungen derselben Theil
nehmen würden, öffentlich und heimlich erklären
und einschärfen. Dadurch glaubte er das Volk da-
hin aufzuwiegeln, daß es für seine Religion in
Masse aufstehen und die Repräsentanten der Na-
tion zwingen würde, den Priesterstand und dessen
Rechte ganz wieder herzustellen. *) Allein er und
sein blinder Anh[a]ng betrog sich, und es floß nur
Blut, und die Priesterschaft beschleunigte ihren
Untergang durch ihre Kurzsichtigkeit und Ränke
ganz wider Erwarten. Der Laie übersah den dumm-
stolzen Leviten, und stürzte ihn und den, dem er so

*) "Wäre dieß gelungen, heißt es in den erwähnten Briefen
S. 166, so hätte Hr. Rohan für zwey Millionen Einkünfte
ein Dutzen Huren und ein Dutzen Jagdhunde mehr halten kon-
nen, und die Pfaffheit ware in ihrem Elemente geblieben,
und der arme betrogne Landmann wäre noch immer das Last-
vieh privilegiirter Tagdiebe und Schurken." -- Nach eben
diesen Briefen, S. 251, ging die Tollkuhnheit der Pfaffen so-
weit, daß das Strasburger Domkapitel gegen die gesetzliche
Wahl des Bischofs Brendel förmlich protestirte, und die
National-Versammlung einen Haufen Treu- und Gewissen-
loser Menschen nannte, die nur darauf ausgehe, die heilige
katholische Religion zu verdrängen und sie alle zu Luthera-
nern zu machen u. s. w. Und daher die Widersezlichkeit,
daher das Auswandern u. dgl.

burg, und ließ ſich von ſeiner Prieſterſchaft eidlich
verſichern, daß ſie, wie er, den Eid der Treue
ſtandhaft verweigern wuͤrden. Dann mußten ſie
ſeine und die paͤpſtliche Exkommunikation gegen
die vereideten Prieſter und gegen alle die, welche
an den geiſtlichen Verrichtungen derſelben Theil
nehmen wuͤrden, oͤffentlich und heimlich erklaͤren
und einſchaͤrfen. Dadurch glaubte er das Volk da-
hin aufzuwiegeln, daß es fuͤr ſeine Religion in
Maſſe aufſtehen und die Repraͤſentanten der Na-
tion zwingen wuͤrde, den Prieſterſtand und deſſen
Rechte ganz wieder herzuſtellen. *) Allein er und
ſein blinder Anh[a]ng betrog ſich, und es floß nur
Blut, und die Prieſterſchaft beſchleunigte ihren
Untergang durch ihre Kurzſichtigkeit und Raͤnke
ganz wider Erwarten. Der Laie uͤberſah den dumm-
ſtolzen Leviten, und ſtuͤrzte ihn und den, dem er ſo

*) „Wäre dieß gelungen, heißt es in den erwähnten Briefen
S. 166, ſo hätte Hr. Rohan für zwey Millionen Einkünfte
ein Dutzen Huren und ein Dutzen Jagdhunde mehr halten kon-
nen, und die Pfaffheit ware in ihrem Elemente geblieben,
und der arme betrogne Landmann wäre noch immer das Laſt-
vieh privilegiirter Tagdiebe und Schurken.“ — Nach eben
dieſen Briefen, S. 251, ging die Tollkuhnheit der Pfaffen ſo-
weit, daß das Strasburger Domkapitel gegen die geſetzliche
Wahl des Biſchofs Brendel förmlich proteſtirte, und die
National-Verſammlung einen Haufen Treu- und Gewiſſen-
loſer Menſchen nannte, die nur darauf ausgehe, die heilige
katholiſche Religion zu verdrängen und ſie alle zu Luthera-
nern zu machen u. ſ. w. Und daher die Widerſezlichkeit,
daher das Auswandern u. dgl.
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[318/0322] burg, und ließ ſich von ſeiner Prieſterſchaft eidlich verſichern, daß ſie, wie er, den Eid der Treue ſtandhaft verweigern wuͤrden. Dann mußten ſie ſeine und die paͤpſtliche Exkommunikation gegen die vereideten Prieſter und gegen alle die, welche an den geiſtlichen Verrichtungen derſelben Theil nehmen wuͤrden, oͤffentlich und heimlich erklaͤren und einſchaͤrfen. Dadurch glaubte er das Volk da- hin aufzuwiegeln, daß es fuͤr ſeine Religion in Maſſe aufſtehen und die Repraͤſentanten der Na- tion zwingen wuͤrde, den Prieſterſtand und deſſen Rechte ganz wieder herzuſtellen. *) Allein er und ſein blinder Anhang betrog ſich, und es floß nur Blut, und die Prieſterſchaft beſchleunigte ihren Untergang durch ihre Kurzſichtigkeit und Raͤnke ganz wider Erwarten. Der Laie uͤberſah den dumm- ſtolzen Leviten, und ſtuͤrzte ihn und den, dem er ſo *) „Wäre dieß gelungen, heißt es in den erwähnten Briefen S. 166, ſo hätte Hr. Rohan für zwey Millionen Einkünfte ein Dutzen Huren und ein Dutzen Jagdhunde mehr halten kon- nen, und die Pfaffheit ware in ihrem Elemente geblieben, und der arme betrogne Landmann wäre noch immer das Laſt- vieh privilegiirter Tagdiebe und Schurken.“ — Nach eben dieſen Briefen, S. 251, ging die Tollkuhnheit der Pfaffen ſo- weit, daß das Strasburger Domkapitel gegen die geſetzliche Wahl des Biſchofs Brendel förmlich proteſtirte, und die National-Verſammlung einen Haufen Treu- und Gewiſſen- loſer Menſchen nannte, die nur darauf ausgehe, die heilige katholiſche Religion zu verdrängen und ſie alle zu Luthera- nern zu machen u. ſ. w. Und daher die Widerſezlichkeit, daher das Auswandern u. dgl.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/322>, abgerufen am 24.11.2024.